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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Der Schmerz im Hintern war Hinweis genug. Sei’s drum – er würde nicht vor dem Fremden zu Kreuze kriechen! Konnte er seinen Tod auch nicht verhindern, so würde er ihn wenigstens mannhaft ertragen! Kustow starrte den Fremden zornig an, seine Körpersprache verdeutlichte, sich weigern zu wollen, Pohls Aufforderung zu befolgen. Der hob ungerührt die Waffe. „Zum letzten Mal: Steck es ein!“
    „Du willst mich umbringen, du verdammte Sau? Dann tu’s doch! Steck dir dein Geldstück in deinen verdammten Arsch!“
    Pohl lehnte sich zurück, soweit, dass er die Waffe unter dem Tisch auf den Unterleib des Russen richten konnte. Der Schuss krachte ohrenbetäubend, vielfach verstärkt vom Echo der Hallenwände. Kustows Gesicht war mit einem Schlag estrichfarben. Von aggressiver Körpersprache konnte keine Rede mehr sein.
    „Zum letzten Mal: Der nächste Schuss sitzt im Zentrum!“
    Erst jetzt bemerkte Kustow, dass er, abgesehen von seinem lädierten Hintern, unverletzt war. Hatte der Fremde ihn mit Absicht verfehlt? Sicherlich würde er das nicht noch einmal tun! Entsetzt blickte er Pohl an. Der hielt die Waffe stoisch unter der Tischplatte, für den Russen nicht erkennbar, auf welches Ziel sie gerichtet war. Hastig ergriff er das Geldstück. „Bleib cool, Mann! Ich steck‘s ja ein!“ Als handele es sich um radioaktiven Müll, versenkte er die Münze mit gespitzten Fingern in der Brusttasche.
    „Und nun das Handy! Steck’s in deine Hosentasche!“
    Kustow wagte keinen Widerstand mehr. Rasch kam er der Aufforderung nach, den Blick argwöhnisch auf den unberechenbaren Fremden gerichtet. Der grinste selbstgefällig, zog die Waffe unter der Tischplatte hervor, lehnte sich weit zurück und schaute – aufreizend gelangweilt – auf die Uhr. Er schien auf irgendetwas zu warten, sah dabei ganz entspannt aus. Kustow bemerkte es erst mit Argwohn, dann mit zunehmender Unruhe. Was, um Himmels Willen, hatte der Kerl nun wieder vor? Wollte er ihn demütigen? So, wie sie die Schlampe gedemütigt hatten? Er verfluchte den Schweiß auf seiner Stirn, der sich verräterisch Bahn brach.
    Sie saßen sich schweigend gegenüber, keiner verspürte Drang, reden zu wollen. Kustows Blick verriet auch so, was in ihm vorging. Zähflüssig verging die Zeit. Pohl schien Kustows wirrer Blick nicht im Geringsten zu rühren. Von dem Russen irritiert beäugt, legte er die Pistole auf die Tischplatte. Was bedeutete das nun wieder? War das eine Falle? Kustow schätzte die Entfernung. Wenn er aufspränge und sich weit nach vorn würfe, müsste er die Pistole trotz der Fußfessel erreichen können. Doch umgehend wurde er sich der Aussichtslosigkeit einer solchen Aktion bewusst: Der Fremde saß, bar jeder Fessel, näher zur Waffe, wäre weitaus schneller in ihrem Besitz. Also doch eine Falle! Etwa ein Vorwand, ihn erschießen zu können?
    Wieder schaute Pohl auf die Uhr. Plötzlich hob er den Kopf, es schien, als horchte er nach draußen. Dann hörte es auch Kustow: In der Ferne klangen mehrere Martinshörner, kamen rasch näher. Polizei! Wenig später bestand kein Zweifel – die abgelegene Werkhalle war ihr Ziel!
    Den Fremden schien das alles nicht zu beunruhigen. Der saß noch immer weit zurückgelehnt, schien vollkommen relaxed. Kustow war sichtlich konsterniert; er konnte die Situation ganz und gar nicht einschätzen, das machte ihn gleichermaßen fassungslos wie wütend. Der Fremde war ein Mörder! Wie konnte ein Mörder ungerührt dort sitzen, wenn in wenigen Augenblicken die Polizei die Halle stürmte? War der Kerl tatsächlich krank im Kopf, nicht mehr Herr der Lage? Gut, er würde im Gefängnis landen, aber dem Fremden erginge es nicht besser! Im Gegenteil – lebenslänglich wäre das Mindeste, wenn nicht gar anschließende Sicherungsverwahrung! Fünf Morde! Er würde gegen dieses Schwein aussagen, das bedurfte keiner Frage.
    Im selben Moment überschlugen sich die Ereignisse. Urplötzlich sprang der Fremde auf, ehe Kustow sich versah ergriff er die Plastiktüte und verschwand in einem der angrenzenden Räume. Doch das war es nicht, was den Russen restlos verwirrte: Der Fremde hatte die Pistole auf dem Tisch liegenlassen! Hatte er sie in plötzlich aufkommender Panik vergessen? Mattschwarz schimmernd lag sie dort, ein verlockendes Angebot! Ein Schuss würde sicherlich genügen, die Fußfesseln zu durchtrennen. Noch konnte er fliehen! Ein metallisches Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Er blickte nach rechts, glaubte seinen Augen nicht

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