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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Sie, was das im Klartext heißt? Erschießung auf Bestellung! Suizid per Ordnungsmacht! Und es funktioniert auch noch zu allem Überfluss – ausgerechnet mit Hilfe meines Kommissariats! Mann, ich bin über zwanzig Jahre Staatsanwalt. So etwas ist meines Wissens in NRW noch nie vorgekommen. Können Sie sich vorstellen, was gleich da draußen passiert? Diese Gelegenheit lassen sich die Medien doch nicht entgehen! Ich seh‘ schon die Schlagzeilen: ‚Polizei exekutiert auf Bestellung‘. Oder: ‚Wichtiger Zeuge im Mordfall Pohl von Polizei erschossen’. Wie wäre es mit ‚Spur zu entführten Mädchen von Polizei ausgelöscht‘. Was sag‘ ich den Presseheinis, Schöller? Haben Sie eine Idee?“
    „Kustow hatte das Feuer eröffnet. Die Männer haben sich verteidigt.“
    „Ich habe vorhin mit der Forensik gesprochen. Soviel ist bereits klar: Es wurden von Schottky und den begleitenden Polizisten insgesamt fünf Schüsse abgegeben. Fünf Schüsse auf kurze Distanz, Schöller! Drei davon trafen das Opfer in den Oberkörper. Kein Schuss auf die Beine. Nein, sofort das ultimative Programm! Die Presse wird über uns herfallen!“
    „Meines Wissens stand Kustow hinter einem Tisch. Je nach Sichtwinkel kann es unmöglich sein, in diesem Fall auf die Beine zu schießen. Das gilt besonders für den Fall kurzer Distanz. Allerdings weiß ich noch nichts über die Entfernungen, aus denen geschossen wurde. Insofern halte ich mich da lieber zurück.“
    „Sie waren doch selbst an diesem Kustow dran. Wieso wendet der sich an Kommissar Schottky? Kannte der den überhaupt?“
    „Vermutlich. Schottky ist mehrfach auf ihn gestoßen, als er das Babylon observierte.“
    „Schon wieder dieses Babylon! Hätten Sie sich an meine Anweisung gehalten, wäre uns dieses Theater vermutlich erspart geblieben! Und Sie hätten noch einen Zeugen, Schöller!“
    „Der im Babylon ein und ausging, Dr. Wagner!“
    Der Leitende sah Schöller missbilligend an. Verständnislos schüttelte er schließlich den Kopf. „Sie wollen einfach nicht begreifen! Was ich Ihnen jetzt sage, ist streng vertraulich, Schöller! Ich rede mich um Kopf und Kragen. Dr. Heisterkamp zieht im Hintergrund bereits die Strippen. Er ist hochgradig verärgert und betreibt im Ministerium Ihre Versetzung! Ich mach‘ Ihnen einen Vorschlag … Moment, wo hab‘ ich es hingelegt?“
    Wagner suchte auf dem Schreibtisch nach irgendeinem Dokument. Schöller beobachtete es mit wachsendem Interesse, verriet die Aktion doch, dass das Gespräch gezielt auf den gerade angekündigten Vorschlag ausgerichtet war. „Ah, hier ist es!“ Triumphierend hielt Wagner ein Programm in die Höhe. „Eine internationale Konferenz in Vancouver! Thema: Rechtsstaatliche Instrumente der Bekämpfung des weltweiten Menschenhandels. Untertitel: Aspekte EDV-gestützter Datenkumulation und des diesbezüglichen Datentransfers. Es geht vor allem um die Eindämmung des Handels mit Minderjährigen zur Versorgung der internationalen Pädophilenszene. Das ist doch Ihr Thema, Schöller!“
    Schöller grinste verhalten. Daher wehte also der Wind! Der Leitende wollte ihn aus dem Verkehr ziehen, bis die Wogen sich geglättet hätten. Vielleicht steckte er auch mit Heisterkamp unter einer Decke. Der Anwalt war auf ministerieller Ebene gleichermaßen in Berlin wie in Düsseldorf bestens vernetzt, könnte Wagners Karriereplanung sicherlich den einen oder anderen hilfreichen Dienst erweisen. Man half sich halt gegenseitig. Doch das alles vermochte Schöller nicht zu beeindrucken. Er konnte den Fall nicht aus der Hand geben! Schon gar nicht jetzt, wo sich nach Wochen der Frustration die Schlinge um die Verbrecher endlich enger zog!
    „Das ist doch Ihr Thema, Schöller! Ich kann Ihre Teilnahme im Ministerium arrangieren. Ein Anruf bei Staatssekretär Baumann genügt. Anschließend könnten Sie in Kanada noch einige Tage Urlaub machen, bis sich der Druck in Heisterkamps Kessel abgebaut hat. Na? Was halten Sie davon?“
    Bingo! Der Leitende sprach es sogar ganz offen aus, machte kein Hehl daraus, dass Heisterkamp hinter der Aktion stand. Nun wurde Schöller erst recht misstrauisch. Der ganze – immerhin verdammt kostspielige – Aufwand galt nur einem Ziel: Man wollte ihn daran hindern, weiter in Richtung Heisterkamp zu recherchieren.
    „Nun? Haben Sie nachgedacht? Wäre das etwas für Sie?“
    Schöller schüttelte den Kopf. „Ich bitte um Ihr Verständnis, wenn ich Ihr gutgemeintes Angebot nicht annehme. Ich habe vor zwei

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