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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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die SIM-Karte in die Brusttasche. Er würde sie noch auf belgischem Boden in Einzelteile zerschnitten entsorgen. Das eben erst erworbene Billighandy warf er im Vorbeigehen in einen der städtischen Müllcontainer. Erst jetzt streifte er sich die Latexhandschuhe von den Händen, steckte sie in die Hosentasche. Unterwegs würde er sie in einem Papierkorb unbeobachtet loswerden.
    Er schaute auf die Uhr. Verflixt, er musste sich beeilen! Bis zum Bahnhof Liège-Guillemins waren es zu Fuß gut und gerne zehn Minuten, gerade Zeit genug, den nächsten Zug nach Köln zu erwischen. Der Anschluss nach Düsseldorf war dort allenfalls eine Sache von Minuten. Umso früher wäre er wieder in der Universitätsbibliothek. Keiner käme auf die Idee, dass er, nur um die Spuren zu verwischen, sich die Mühe gemacht hatte, mit dem Zug nach Lüttich zu fahren, um von dort aus eine SMS abzuschicken und sogleich wieder zurückzukehren. Selbst Schöller nicht.
    Pohl lächelte bei diesem Gedanken. Das virtuelle Duell mit dem Hauptkommissar entwickelte einen speziellen Reiz, bei dem Triumph und Gänsehaut auf extrem schmalem Grat um Gleichgewicht rangen. Die nächste Runde war soeben eingeläutet worden. Kustow hatte im Maschinenhaus Todesangst, wusste, dass er dem Tod geweiht war. Ein dem Tod Geweihter sprach die Wahrheit! Sie würden den Brunnen, darin die beiden Toten finden, dessen war er sich sicher. Und natürlich würden sie den Ort lokalisieren, von dem die SMS aufgegeben wurde. Dann begänne im Kommissariat das Rätselraten erst richtig.
    In diesem Moment drängte sich Rebecca in seine Gedanken. Transparent wie Gaze legte sich ihr lächelndes Gesicht den Bruchteil einer Sekunde über sein Bewusstsein. Verdutzt hielt er einen Moment inne. Sie hatte zu ihm gesprochen, deutlich hatte er ihre wohlklingende Stimme gehört, doch der Sinn ihrer Worte wollte sich ihm nicht erschließen. Was hatte sie nur gesagt? War es Mahnung oder Ansporn? Pohl entschied sich für Ansporn. Er beschleunigte seinen Schritt.
     
    Schöller wartete, wie üblich, bis Schrage auf der Fensterbank seinen Stammplatz eingenommen hatte. „Was sagen die Forensiker, Schrage? Haben die erste Ergebnisse?“
    „Und ob, Chef! Die haben ‘reingehauen, wie noch nie! Wird Sie einige Bierchen kosten. Wo soll ich anfangen? Bei den Typen aus dem Brunnen oder bei Kustow? Sie haben die Wahl!“
    Schöller musterte den Kollegen misstrauisch. Was war mit Schrage plötzlich los? Wollte der ihn auf den Arm nehmen? „Fangen Sie mit den Typen im Brunnen an. Erstaunlich, dass die den so schnell gefunden haben.“
     
    „Den Brunnen? Das war kein Problem. Der ist beim LANUV kartiert. Es gab nur einen einzigen zugänglichen Brunnen im Bereich einer ehemaligen Ziegelei ...“
    „Lanuv?“ Schöller fiel Schrage genervt ins Wort. „Geht das auch im Klartext?“
    „Klar, Chef: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Ich dachte, das wüssten Sie. Ist immerhin eine Landesbehörde …“
    Schrage verzichtete auf weitere Ausführungen, als ihn Schöllers Blick traf. „Verschonen Sie mich mit Behördenwissen, Schrage! Machen Sie weiter! Was ist mit den beiden aus dem Brunnen? Sind es Kustows Leute?“
    Schrage nickte eilfertig. „Wie in der SMS angekündigt: Kevin Koslowski und Mecit Ünal. Beide wurden ermordet. Der Zeitpunkt ließ sich noch nicht mit Sicherheit eingrenzen, da die Leichen im Brunnensumpf rascher auskühlten. Die Gerichtsmedizin geht von rund 24 Stunden aus, zurückgerechnet vom Zeitpunkt des Auffindens. Koslowski weist üble Kopfverletzungen auf, wurde vermutlich mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen, Ünal hingegen wurde erschossen. Übrigens nicht mit der Waffe, die man heute früh bei Kustow fand. Allerdings sind uns Projektile aus Kustows Waffe – eine Walther P99 – schon einmal begegnet! Sie werden überrascht sein, Chef.“
    Schrage blickte den Chef erwartungsvoll an. Er genoss den Moment überlegenen Wissens, wollte gebeten werden, dieses preiszugeben. Schöller hatte dies längst erkannt, beschloss, ihm den Gefallen zu tun: „Komm, Kollege! Lass mich nicht länger zappeln!“
    Schrage strahlte. Es kam nicht allzu häufig vor, dass der Chef vor ihm zappelte. „Sie erinnern sich an Abdullah Goral, ebenfalls Kustows Kumpan? Er hatte sich im Wald nördlich von Dinslaken auf dem Motorrad das Genick gebrochen.“
    „Klar erinnere ich mich. Was ist mit dem?“
    „In unmittelbarer Nähe des Unfallortes wurden zwei Patronenhülsen gefunden

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