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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Durchführung zu stehen. Hatte er wirklich an alles gedacht? Wie würde sich der Angegriffene verhalten? Wirklich so, wie er es sich erhoffte? Ihm fehlte jegliche Erfahrung! Sein Körper begann kaum merklich zu zittern. War es die Kälte, die Angespanntheit, oder war es Angst? Angst, zu versagen? Ja, er hatte Angst! Er wehrte sich noch nicht einmal dagegen.
    Als sich die Haustür öffnete, schien es Pohl, als träte er in diesem Moment in eine gänzlich andere Gefühlswelt ein. Beinahe erschrocken bemerkte er die plötzliche Kühle, die sich über seine eben noch turbulenten Gedanken legte. Die abgeklärte Kühle des Killers? Nur eine hundertstel Sekunde währte dieser erschreckende Gedanke, dann nahm das Geschehen die kumulierte Kapazität aller relevanten Hirnbereiche in Anspruch. Alles, was nicht unmittelbar mit dem bevorstehenden Angriff in Zusammenhang
    stand, war nun ausgeblendet. Pohl beobachtete den Fahrer, wie er zielstrebig auf die vierständige Garage zuging, mit der Fernbedienung den Mechanismus des Rolltors auslöste. Während dieses geräuschlos in die Höhe glitt, warf Pohl einen kontrollierenden Blick auf das Wohnhaus. Die Lichter in Küche und Flur waren erloschen, nur das Licht im Schlafzimmer brannte noch. Die Fenster des benachbarten Gebäudeteils waren nach wie vor dunkel. Vom Gärtner ging offensichtlich keine Gefahr aus.
    Pohl wartete, bis der Fahrer unter dem hochfahrenden Tor hindurchgetaucht war, dann hetzte er über den Vorplatz, verharrte mit klopfendem Herzen neben der Garageneinfahrt, bis der Fahrer sich in den Wagen gleiten ließ. Jetzt! Er zog die Walther, drei, vier rasche Sätze, schon riss er die Fahrertür auf. Das fahle Licht des Torantriebs ließ die schreckensweit geöffneten Augen des Fahrers gespenstisch erscheinen. Auch sein Mund stand offen, stumm vor Entsetzen, unfähig, auch nur einen Laut, geschweige ein Wort hervorzubringen. Pohl hielt dem zu Tode Erschrockenen die Mündung an die Schläfe. Er atmete schwer, musste sich einen kurzen Moment sammeln, bevor er den sichtlich um sein Leben Fürchtenden ansprechen konnte.
    „Kein Laut! Das ist eine 9mm-Knarre. Die reißt fürchterliche Löcher. Wenn du tust, was ich dir sage, geschieht dir nichts. Hast du das kapiert?“
    Der Fahrer, zutiefst geschockt, nickte stumm, spürte, wie dabei die Mündung der Waffe über seine Schläfe strich. Er nahm die Rechte vom Lenkrad, fuhr sich damit ans Herz. Pohl hatte im Reflex den Druck der Waffe erhöht, erkannte erst jetzt, dass der Fahrer zu kollabieren drohte. „Ist Ihnen nicht gut?“ Er hatte es noch nicht ausgesprochen, als er den entlarvenden Charakter seiner besorgten Frage erkannte: Nicht nur, dass er sich Sorgen um das Befinden des Fahrers machte – er hatte ihn gesiezt! Er war eben doch kein eiskalter Killer. Die Situation gestattete jedoch keine eingehende Analyse seiner seelischen Verfassung. Er musste das Ding durchziehen, und zwar rasch, bevor in der Villa Samir Charif misstrauisch wurde!
    „Steig aus! Halt dabei die Hände von dir gestreckt!“ Während der Fahrer sich aus der Limousine mühte, jagte Pohls Blick durch die Garage. Nach einem kurzen Schwenk hatte er gefunden, wonach er suchte.
    „Jacke und Mütze ausziehen! Auf den Fahrersitz damit!“
    Der Fahrer sah Pohl erschrocken an, konnte sich offensichtlich nicht den Sinn dieser Aktion erklären, doch dann kam er resignierend dem Befehl nach. Der Fremde war ihm zwar körperlich unterlegen, aber er hielt ein verdammt starkes Argument in der Rechten; dieses hatte zu allem Überfluss ein Kaliber von neun Millimetern. Pohl registrierte argwöhnisch, dass der Mann – Gesichtszüge, Haut- und Haarfarbe verrieten arabisches Blut – für sein Alter einen erstaunlich durchtrainierten Eindruck machte, vermochte sein straff gespanntes Hemd doch kaum seine Muskulatur zu verbergen. Körperliche Ausstattung und aktuelle Körpersprache standen in auffälligem Widerspruch, der Pohl misstrauisch werden ließ. Er durfte sich keinen Fehler erlauben!
    „Nach hinten an die Wand!“
    Der Fahrer musterte ihn einen Moment, als wöge er seine Chancen ab. Dann nickte er ergeben, schlängelte sich, trotz der Enge um Abstand bemüht, an Pohl vorbei, den Blick stets auf dessen Waffe gerichtet. Pohl hatte das Mienenspiel beobachtet, vermutete, dass von dem Fahrer in diesem Moment keine Gefahr ausging. Offensichtlich hatte dieser seine Situation begriffen. Er folgte ihm mit gebotenem Abstand, trotz dieses Eindrucks auf alles gefasst. Nach

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