Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
die da waren, angemacht?“ Natürlich war sie das, aber sollte sie ihrem Vater das etwa sagen? So würde sie ja nie wieder in die Disco gehen können, ohne ihn als Sittenwächter an ihrer Seite zu wissen.
„ Es waren nur Gentlemen an diesem Abend da. Andere hätten sie auch gar nicht hereingelassen“, redete Lilly sich heraus, was ihren Vater jedoch nur noch mehr beunruhigte.
„ Ich habe nichts dagegen, dass meine siebzehnjährige Tochter in die Disco geht. Aber das nächste Mal könnte dieser Rock oder dieses Kleid oder diese was auch immer das war, etwas länger sein, ja?“ Normalerweise mauserten sich junge Mädchen eher, wenn sie vom Land nach New York zogen. Aber dass es bei seiner Tochter genau andersherum sein könnte, damit hatte er nicht gerechnet.
In der Stadt hatte Lilly sich ein paar Samen gekauft, da sie in ihrem Garten Obst und Gemüse pflanzen wollte. Als sie mit ihrem Rad durch die Innenstadt lief, kam sie auch an dem Sonnenstudio vorbei. Zuerst ging sie weiter, blieb dann aber doch stehen, um zurückzulaufen.
„ Das ist doch verrückt …“, murmelte Lilly, schloss ihr Fahrrad ab und betrat den kleinen Laden.
„ Hi!“ Eine zu stark gebräunte junge Dame mit wasserstoffblonden Haaren und Fingernägeln wie Minischaufeln begrüßte sie freundlich.
„ Guten Tag.“ Lilly versuchte, sie nicht allzu entsetzt anzusehen, schließlich wollte sie ja ein paar Informationen haben.
„ Bist du neu hier? So ... käseweiß. Hab‘ dich noch nie hier gesehen.“ Sie kaute einen Kaugummi und blätterte hastig in ihren Unterlagen, als wollte sie Lilly so schnell wie möglich unter eine Sonnenbank bringen.
„ Am besten, wir …“
Doch Lilly unterbrach sie höflich.
„ Ich wollte eigentlich nicht unter die Sonnenbank. Entschuldigung.“ Sie räusperte sich. „Und zwar habe ich vor etwas über einer Woche einen jungen Mann namens Caleb hier aus dem Sonnenstudio kommen sehen. Am Freitagabend. Groß. Gut aussehend. Schwarze Haare. Trug eine Sonnenbrille!“ Ihre Hände spielten mit der Tüte, in der die Samentütchen und eine kleine Handschaufel lagen.
„ Ah, der.“ Die junge Frau hinter der Theke nickte wissend.
„ Der sonnt sich hier aber nie. Er kauft nur Bräunungscreme. Dabei hat er so eine natürliche Bräune. Das bekommt man mit den Produkten gar nicht so gut hin.“ Sie blickte sich um. „Aber nicht weitersagen“, meinte sie mit einem Augenzwinkern.
„ Wie oft kommt er denn her?“
„ Jeden Freitag. So gegen 19 Uhr etwa. Ich glaube ja, er vertickt das Zeug oder macht sonst was damit.“ Sie zuckte mit den Schultern. Hauptsache, das Geld stimmte.
Lilly hatte gehört, was sie hören wollte. So konnte sie Caleb wiedersehen. Lächelnd bedankte und verabschiedete sie sich. Draußen nahm sie ihr Fahrrad und ging ein paar Meter, schaute in die Seitengasse, in der er damals verschwunden war.
Jedoch war am Ende dieser Seitengasse nur eine hohe Mauer und keine Tür oder sonst ein Durchgang zu entdecken. Als sie am Ende der Straße war, konnte sie erahnen, wo das Cold Belt lag. Nervös schaute sie zurück und dann wieder auf das Cold Belt.
„ Lilly, du spinnst …“, murmelte sie. Und du redest zu oft zu mir selbst, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie stieg auf ihr Fahrrad und fuhr los. Seitdem sie hier war, sah sie überall Vampire und hörte Klaviere aus Cold Belts. Scheinbar hatte sie sich noch nicht an Harts gewöhnt.
Der Tag sollte aber noch besser werden. Nicht nur, dass sie jetzt wusste, dass sie Caleb wiedersehen konnte, wenn sie freitags in der Nähe des Sonnenstudios wäre, sondern auch, weil Leonhard heute Nacht bei ein paar Freunden übernachtete und ihre Eltern in einem Hotel außerhalb der Stadt. Sie waren von Bree und Richard eingeladen worden, sich gemeinsam ein Theaterstück anzusehen. Das ließ Lilly hoffen, dass diese Unternehmung sie wieder ein wenig zueinander führen könnte.
Außerdem gehörte das Haus nun ihr! Mit voll aufgedrehter Musik, barfuß und im Schlafanzug tanzte sie durchs Haus, spielte Luftgitarre und verputzte eine ganze Tüte Chips vor dem Fernseher im Wohnzimmer.
Mitten in der Nacht, nachdem der Fernseher sich von selbst ausgeschaltet hatte, wachte Lilly auf. Sie war auf der Couch eingeschlafen und die Chipstüte zu Boden gefallen. Erneut hörte sie das Klavierspiel. Erneut war es die Mondscheinsonate.
„ Das gibt es doch nicht!“ Lilly schob die Glastür zur Terrasse auf.
„ Na warte …“ Sie hastete die Treppe hinauf und holte ihre
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