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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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leicht, aber es ist aufregend, denn schließlich werden wir dazu ausgebildet, eines Tages die Welt zu übernehmen.
    Und trotzdem …
    Und trotzdem hätte ich jetzt vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben gern den Luxus genossen, mich meinem eigenen deprimierten Zustand hinzugeben, traurige Songs zu hören und darüber nachzudenken, wie tragisch es war, dass ich keinen Partner für den Ball hatte. Seit Walter J. Thurber vor drei Jahren seine Lippen auf meine gepresst hatte, konnte ich die Küsse, die ich bekommen oder gegeben hatte, an einer Hand abzählen, und das erschien mir erbärmlich. Die Erkenntnis, dass ich in drei Wochen sechzehn würde und noch nie einen Freund gehabt hatte, versetzte mich geradezu in Panik. Trotz all dem, was in meiner Familie geschah, oder vielleicht auch gerade deswegen, fühlte ich mich gerade sehr allein – ich spürte die überwältigende Gewissheit, dass ich niemals einen Menschen finden würde, der genau für mich gemacht war. Es war ein Gefühl von Isolation, als sei ich das einzige Mädchen in der Geschichte des Universums, dem es jemals so ergangen war. Ich sehnte mich danach, mit jemandem eine Verbindung aufzubauen, der kein Mitglied der Familie und auch kein Freund in der Art von Doug war, sondern ein Mensch, der mir in guter Hinsicht ähnelte und in anderer komplett verschieden war. Und auch jemanden, der mich einfach … nun ja, auf Händen tragen würde.
    Ich war so ichzentriert, dass ich manchmal einfach nur ins Leere guckte.
    Bei anderen Gelegenheiten schwamm ich auf einem warmen See aus Selbstmitleid und war mir absolut sicher, dass ich mein ganzes Leben allein verbringen würde.
    Und dann traf ich Max Kissberg wieder.

7
    Um meinen Frust darüber zu vergessen, dass ich an dem bevorstehenden Ball auf gar keinen Fall teilnehmen würde, konzentrierte ich all meine Energie darauf, ein drittes Mitglied für den Classic Movie Club zu rekrutieren. Meine geniale Idee bestand darin, eine mickrige Teilnehmerliste mit angehängtem Bleistift beim Sekretariat ans Schwarze Brett zu heften, die mit der optimistischen Zeile überschrieben war: »Werdet Mitglied beim Classic Movie Club und entdeckt unbekannte Welten!«
    Der Zettel hing dort ein paar Tage lang.
    Jedes Mal, wenn ich nachsah, war er noch immer deprimierend leer.
    Irgendwann klaute dann jemand den Bleistift.
    Meine Englischlehrerin Miss Ishikawa organisiert auch die außerschulischen Aktivitäten an der Fep Prep. Sie nahm mich beiseite, krauste ihre kleine Hamsternase und warnte mich, wenn ich die Regel nicht einhielte, laut der jeder Club mindestens drei Mitglieder vorweisen müsse, würden mir die Zuschüsse für die Filmausleihe und den Theaterraum gestrichen. Mein einziger Gedanke galt daraufhin der Sorge, dass man mir im Zeugnis kaum die erforderliche Reife bescheinigen würde, wenn ich nicht einmal einen Club auf die Beine stellen konnte, bei dem die Leute nichts anderes tun mussten, außer in einem verdunkelten Raum zu sitzen, auf eine Leinwand zu gucken und Chips zu knabbern. Endlich stellte ich mich dem Unvermeidlichen, schlurfte am Sekretariat vorbei und guckte wieder auf die Liste – und da war es.
    MAX KISSBERG stand da in roter Tinte.
    Zuerst sagte mir der Name gar nichts.
    Schließlich lag Ginas dreizehnter Geburtstag, an dem er mir gesagt hatte, dass es keinen Zweck hatte, sich mit Schwachköpfen zu streiten, schon drei Jahre zurück.
    Aber dann, als ich etwas über den Namen nachdachte, erinnerte ich mich vage an einen winzigen Jungen mit riesiger Zahnspange, der später in die Vorstadt gezogen war. Wenn er mich auf Ginas Party nicht angesprochen hätte, dann hätte ich mich wahrscheinlich gar nicht an ihn erinnert, obwohl mir nun noch eine andere Begebenheit wieder einfiel. Wir waren noch jünger als auf der Party, vielleicht neun oder zehn, und an der Schule fand eine Talentshow statt, bei der Max mit anderen Kindern eine Filmszene aufführte. Sein kleiner Körper versank fast in einem riesigen Nadelstreifenanzug, er hatte sich das Haar mit Gel zurückgekämmt und sich mit Augenbrauenstift ein Bärtchen unter die Nase gemalt. Er war auf der Bühne, und ich erinnere mich, dass ich seinen ganzen Text auswendig kannte. Er stammte aus einem Film, den ich mit meinen Eltern zahllose Male gesehen hatte, wobei mein Dad stets alle Szenen dahingehend kommentierte, ob sie auf ihn »echt« oder »aufgesetzt« wirkten. Max spielte Vito Corleone aus dem Film Der Pate mit einer hintergründigen Nuance von

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