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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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wedelte mit Armen und Beinen durch die leere Luft, bis ich hart auf den Boden klatschte.
    Eigentlich wollte ich schreien, aber es kam kein Ton aus meiner Kehle.
    Beim Aufprall gab es nur dieses Geräusch, als ob ein nasser Sack mit Zement lang hinschlägt.
    Ich stöhnte und drehte mich auf den Rücken; mir war, als hätte mich gerade ein Schulbus erfasst.
    Es gibt eine Grenze, wie viel körperliche Belastung ein sechzehnjähriger Körper ertragen kann, und als ich dort lag und jeder Muskel, jede Faser, jede Sehne in mir in Flammen zu stehen schien, war ich der festen Überzeugung, sie erreicht zu haben. Doch als ich dann die Augen öffnete, starrte ich auf sechs Buchstaben, die in eine Metallplatte eingelassen worden waren.
    Vulcan.
    Unter Schmerzen rappelte ich mich wieder auf und hielt mir den Rücken wie eine alte Frau. Vor mir ragte der Ofen mit seiner massiven Eisentür auf, die mit altmodischen Bedienelementen, Skalen und Anzeigen versehen war wie ein U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg. Er war wirklich alt: Mein Urgroßvater Nunzio hatte ihn hier eingebaut, als er das Geschäft im Jahr 1922 gegründet hatte, und seitdem war er zum Backen von Torten, Pasteten und Keksen unaufhörlich im Einsatz gewesen. Jetzt, da ich davorsaß, merkte ich, dass mir nie zuvor aufgefallen war, wie riesig das Ding tatsächlich war – ein Meter achtzig hoch, eins zwanzig breit, mit weiß glasierten Backsteinen eingefasst, während die eisernen Buchstaben in feurigem Rot lackiert waren. Unbewusst dehnte ich knackend meine Knöchel wie vor einer Runde im Ring und fasste dann nach dem Türgriff. Die Angeln protestierten kreischend, als ich die Klappe nach vorn zog, und das Geräusch hallte so laut durch das schweigende Gebäude, dass ich zusammenzuckte. Drinnen war es dunkel, die Bleche waren alle herausgenommen worden. Ich guckte hinein, so wie man es mir aufgetragen hatte, sah aber nichts als einen leeren Raum, eine tiefe Höhle aus Metall.
    Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
    Ich hatte keine Wahl – ich würde hineinklettern müssen.
    Also holte ich tief Luft und schob mich hinein. Mein Körper fand problemlos im Inneren Platz.
    Ich musste mich zwar ein wenig ducken, aber mir wurde klar: Wenn ich mit meinen schlaksigen Gliedern hineinpasste, dann hatte auch mein Vater damit keine Schwierigkeiten gehabt, und der winzige Grandpa Enzo schon gar nicht. Nicht einmal Onkel Buddy, wenn er sich ein bisschen geschickt anstellte und sich überlegte, wohin er seinen Bauch am besten schob. Aber wozu? Es gab nichts zu sehen, es war nichts versteckt und auch nichts ungewöhnlich; es war ein ganz normaler Ofen. Ich entdeckte die Brenner, mit denen die Hitze erzeugt wurde, und auch die Lüftung, und die Seiten waren aus solidem Eisen. Es gab eine kleine Glühbirne, die jedoch nicht brannte. Schnell und geräuschlos zog ich die Klappe hinter mir zu, das Licht ging an, und etwas rastete deutlich hörbar ein. Ich drückte gegen die Tür, merkte, dass sie verschlossen war, und meine Haut wurde kalt vor Entsetzen. Mit einem Ruck fühlte ich mich daran zurückerinnert, wie ich mich als kleines Kind einmal in einer der Kisten versteckt hatte, in denen Backwaren ausgeliefert wurden. Nachdem ich hineingekrochen war, überwältigte mich ein solches Gefühl von Enge und Eingesperrtsein, dass ich schrie, bis meine Mutter mich endlich herausholte. Seitdem habe ich enge, geschlossene Räume gemieden. Wieder stieß ich gegen die Ofenklappe, aber das brachte nichts, und im gleichen Augenblick entdeckte ich einen winzigen roten Knopf über mir. Das musste die Entriegelung sein, dachte ich, also drückte ich darauf.
    Die Tür öffnete sich nicht.
    Stattdessen setzte ein tiefes Grollen ein.
    Im nächsten Moment gab die Welt unter mir nach.
    Ich schrie, als das Ofengehäuse in die Tiefe sackte, schnell und geschmeidig. Die Glühbirne wurde dunkler und heller, dunkler und heller, und ich war von dem, was geschah, so entsetzt, dass ich sie anstarrte wie eine hypnotisierte Motte, als ob sich der rasche Fall damit irgendwie kontrollieren ließ. Dann endlich fühlte ich, wie der Kasten, in dem ich saß, langsamer wurde, und als er schließlich zum Stehen kam, flammte die Glühbirne hell auf. Ich spürte eine Luftströmung hinter mir, und die Rückwand des Ofens teilte sich von oben bis unten wie bei einem Fahrstuhl und glitt beiseite. Vorsichtig kletterte ich hinaus und erspähte im Halbdunkel ein paar Schritte entfernt eine schwere Metalltür in einer Mauer. Während ich

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