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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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auf den Krankenwagen, und der Sanitäter nickte. Jetzt, da ich ihn ohne die Paranoia-Brille betrachtete, wirkte er sogar ganz nett, ein völlig normaler Typ, der ungefähr so alt war wie mein Dad und vielleicht selbst Kinder hatte. Er nahm seine Mütze ab und kratzte sich den ergrauten Kopf, während er weitersprach, dann klopfte er dem Sanitäter auf die Schulter und ging weiter auf den Krankenwagen zu. Mir war die ganze Situation so peinlich, dass ich mich hinter die Tür stellte und zunächst über eine Erklärung für das ganze Schlamassel nachdachte, dann über eine Entschuldigung, und schließlich versuchte ich, mir eine Mischung aus beidem einfallen zu lassen. Und dann hörte ich, wie etwas klingelte.
    Als ich durch die Scheibe spähte, sah ich, wie er ein Mobiltelefon aufklappte.
    Er lehnte sich gegen die Krankenwagentür und nahm den Anruf an.
    Die winzigen Härchen in meinem Nacken stellten sich auf, als ich hörte, wie er die Stimme senkte und raunte: »Sagen Sie Detective Smelt, ich habe das Mädchen.«
    Detective Smelt .
    Das Mädchen.
    Mich.
    Etwas Kaltes, Wütendes flammte in meinem Bauch auf und trieb mich dazu, im Inneren des Krankenwagens herumzustöbern, bis ich fand, was ich brauchte. Dann legte ich mich auf die Trage, zog ein Laken unter meine Schultern und schloss die Augen, als er die Tür öffnete. Er stieg in den Wagen und beugte sich über mich, während er weitertelefonierte. Ganz vorsichtig blinzelte ich unter den Lidern und sah, wie er die Enden seines Schnurrbarts mit Daumen und Zeigefinger zwirbelte und sagte: »Ganz genau, fünf Riesen, in Zwanzigern. Versuchen Sie nicht, mit mir zu handeln, Sie Schwachkopf, ich bin’s schließlich, der den Preis geschossen hat. Detective Smelt können Sie sagen, wenn sie einen Rabatt will, dann soll sie’s im Ramschladen versuchen. Und wenn sie das tut, dann werfe ich dieses kleine Fischchen in den Abwasserkanal, wo es nie jemand finden wird.«
    Ich blinzelte und beobachtete, wie er auf den Fersen hin und her wippte.
    Er lauschte und grinste selbstzufrieden.
    Dann schob er sich einen Finger in die Nase, zog ihn wieder heraus und betrachtete ihn, hob ihn dann ans Ohr und stocherte darin herum.
    »So langsam kommen wir zusammen, Strohkopf, jetzt reden Sie Tacheles«, sagte er. »Gut. In einer Stunde im Twin Anchors, Smelts zweitem Zuhause. Und aufgepasst, Weichbirne. Nicht vergessen, ich will Zwanziger. Neue Scheine.« Er klappte das Telefon mit einem Ruck zu und lachte leise. »Hey, wach auf!« Als ich mich nicht bewegte, schüttelte er mich am Bein. »Aufgewacht, du Feuerteufel! Du und ich, wir machen jetzt eine kleine Spritztour im Streifenwagen.« Ich blieb unbeweglich liegen, die Augen weiter fest zusammengekniffen, und wartete darauf, dass er näher kam, und nun beugte er sich tatsächlich weiter zu mir herüber und sagte: »Mach die Augen auf, wie heißt du noch, Mary Jane …«
    » Sara Jane, du Arschloch!«, rief ich und schwenkte dabei eine Sauerstoffflasche von der Größe einer Bowlingkugel. Sie krachte ihm hart über dem Ohr gegen den Kopf, und beim Aufeinanderprallen von Schädel und Metall ertönte ein durchdringendes Dong . Er starrte mich mit einem dämlichen Gesichtsausdruck an, sein Schnurrbart zuckte kurz, und dann sackte er in sich zusammen wie eine chinesische Papierlaterne.
    Noch bevor er auf den Boden rutschte, war ich von der Trage gesprungen und spähte aus der Tür, um mich zu vergewissern, ob auch niemand etwas mitbekommen hatte.
    Draußen herrschte geschäftiges Treiben – die Feuerwehrleute schleppten Schläuche, die Cops sprachen in die Funkgeräte an ihren Schultergurten, und zahlreiche Gaffer reckten die Hälse. Der Lincoln parkte auf der anderen Straßenseite, hinter dem mit Flatterband abgesperrten Bereich. So, wie ich aussah, mit meinem komischen Trainingsanzug und dem blutigen Verband um meinen Kopf, würde ich nie im Leben unbehelligt bis dorthin durchkommen. Ich hatte nur eine Chance – ich schnappte mir einen überzähligen Sanitäterkittel, der in einem Plastiküberzug weiß und gestärkt im Wagen hing, und eine Mütze, auf der »Feuerwehr Chicago Notdienst« stand. Beides war mir mindestens eine Nummer zu groß, aber nachdem ich die Sachen übergezogen hatte, beugte ich mich zu dem Polizisten und fühlte ihm den Puls, wie ich es in den Erste-Hilfe-Kursen beim Roten Kreuz gelernt hatte. Er war recht stark. Aus den vielen Krimiserien, die ich gesehen hatte, wusste ich, dass es für einen Cop nichts Schlimmeres

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