Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
seine Freunde standen Doug, Max und mir gegenüber. Billy stolzierte wie ein muskelbepackter Pfau herum und verkündete: »Jetzt kämpft der coole Typ hier gegen den fetten da! Das wird ein richtig dickes Ding!«
»Ich habe zwar keine Ahnung, was hier los ist«, rief Doug ihm zu, »aber ich werde nicht gegen dich kämpfen.«
Billy zuckte die Achseln. »Musst du auch gar nicht. Du kannst da auch einfach stehen bleiben und drauf warten, dass ich rüberkomme und dir in den Arsch trete.«
Doug betrachtete die versammelte Schülerschar und ließ den Anblick auf sich wirken. Dann richtete er den Blick wieder auf Billy. »Ziele am besten auf den Kopf. Das erspart mir das Rattengift.«
»Hä?«, fragte Billy.
»Wenn du mich umbringen willst, dann tu’s einfach. Bringen wir es hinter uns«, sagte Doug ruhig. »Was ist, hast du Angst? Ich nicht.«
Billys Lächeln verblasste, er wandte sich zu seinen Kumpels um, die ebenso verwirrt dreinschauten wie er, und dann sah er wieder Doug an. »Was wird das denn, irgend so’n Psychospielchen?«
»Schlag mich!«, brüllte Doug so laut, dass Billy und seine Jungs unwillkürlich einen Schritt zurücktraten. »Du Scheiß-Loser! Du blöder Freak!«
»Doug«, zischte ich und fasste nach seinem Arm. »Hör auf damit. Warte … warte einfach ab.«
»Worauf denn warten?«, bellte er und wandte sich wieder Billy zu. »Schlag mich! Bring mich um! Mach schon, du … du blöder Spasti !«
Billy fiel das Gesicht herunter, als er diesen Ausdruck hörte. Er ballte die Faust und zischte »Mit Vergnügen« durch die zusammengebissenen Zähne, wurde aber von einer Autohupe unterbrochen. Alles sah zum Straßenrand, wo ein Fiat, der noch älter und kleiner war als der Wagen meiner Mom, quietschend zum Stehen kam. Es war ein kleines italienisches Auto, aus dem ein kleiner, italienisch aussehender Mann stieg. Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet: schwarzer Anzug, schwarze Schuhe und schwarzes Hemd, nur sein Schlips war weiß. Seine Brille, natürlich ein schwarzes Gestell, vergrößerte seine Augen so sehr, dass sie wie zwei schwarze Murmeln aussahen; sein beeindruckender Haarschopf hingegen war wieder weiß. Er pfiff eine kleine Melodie, die genauso fröhlich wirkte wie er selbst, als er, die Hände in den Taschen, durch die Menge zu uns hinüberschlenderte. Als er sich näherte, dachte ich: Wenn das der furchteinflößendste Kerl ist, den Knuckles zu bieten hat, dann ist Doug so gut wie tot. Er blieb in einigen Schritten Entfernung stehen, ließ den Blick gemächlich über die versammelte Schülerschaft schweifen, hob dann die schwarzen Augenbrauen und zeigte beim Grinsen auseinanderstehende, schlechte Zähne.
»Yo, Dougie«, sagte er dann mit einem leichten Nicken.
Die Menge schwieg, über unseren Köpfen rumpelte eine Bahn über die Gleise, und Doug fragte: »Wer, ich?«
»Wie läuft’s denn so, Kumpel?«
»Äh … na ja, ganz gut, würd ich sagen«, erwiderte Doug verwirrt. »Hören Sie, ich bin nicht …«
Der kleine Mann kam näher und betrachtete nun Billy, als ob er im Biologieunterricht in einer Petrischale läge. »Was ist das für ein Volldepp?«, fragte er. »Spielt der hier sich etwa auf, oder was?«
»So was Ähnliches. Entschuldigung, aber wer …«
Der Mann schüttelte ein Tic-Tac aus einer kleinen Box und sagte: »Hört mal alle her, und holt dafür das Wachs aus euren Ohren. Dougie hier ist mein Mann, mein bester Kumpel, amico mio numero uno , habt ihr das kapiert? Jeder«, er hielt inne und lächelte Billy an, »und damit meine ich auch dich, du Volldepp – jeder, der ihn quält, hänselt, anfasst, verarscht, nervt oder auch nur schief anschaut, der bekommt es mit mir zu tun.«
Der Wind trieb raschelnd eine leere Plastiktüte übers Gras wie eine dieser Dornbuschkugeln in einem Western.
Irgendjemand hustete unterdrückt.
In der Ferne heulte eine Polizeisirene.
Der kleine Mann hob die Arme wie ein Prediger. »Haben wir uns verstanden?«
Billy schniefte dümmlich vor sich hin und sagte: »Ich hab keine Ahnung, was das soll, aber eins weiß ich – von so einer alten, vertrockneten Mücke lass ich mir nicht sagen, dass ich den Fettarsch in Ruhe lassen soll. Im Gegenteil, ich glaube, ich komme erst richtig in Stimmung!
»Vertrocknete Mücke«, sagte der kleine Mann und lächelte. »Wieso sind Kerle wie du immer so dämlich? Kapierst du nicht, dass ich nur der Vorbote bin?«
»Der was?«, fragte Billy.
»Der Vorbote … des Schicksals«, murmelte Doug, als
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