Colin Cotterill
hat sie al erdings Ketkaew. Das war die erste Verbindung zwischen den beiden Genossen. Aber das hatte zunächst einmal nicht sehr viel zu bedeuten. Ketkaew meldete al es und jeden, aus den absurdesten Gründen.
Damals spielte er noch den Narren, darum habe ich ihn nicht eine Sekunde lang verdächtigt.
Aber dann stieß ich auf eine zweite, nicht ganz so direkte Verbindung. Ich kannte die Fotos aus Frau Nitnoys Akte. Bei den meisten handelte es sich um alte Pressebilder, und wenn mein Eindruck mich nicht täuscht, war sie nicht unbedingt die gepflegteste Frau im ganzen Land.«
»Das ist aber ausgesprochen höflich formuliert. Sie sol des Öfteren mit dem Hinterteil einer Langhaarziege verglichen worden sein.« Sie stießen mit dem Sekt an. Ein seltener Genuss.
»Ob Hinter- oder Vorderteil, sie schien mir jedenfal s nicht der Typ Frau zu sein, der mit Vorliebe Schönheitssalons frequentiert.«
»Um Gottes wil en, nein.«
»Aber genau das stand in dem Bericht über den Mord. Ich habe mit dem Beamten gesprochen, der ihn geschrieben hatte. Er meinte, eine Zeugin hätte ausgesagt, Frau Nitnoy sei einmal die Woche in Mais Salon gegangen.«
»Sie sol te ihr Geld postum zurückbekommen.«
»Ich habe im Salon nachgefragt, und davon war kein Wort wahr. Dort hatte man noch nie von ihr gehört. Sie wissen ja, wenn man in dieser Stadt ein Gerücht zurückverfolgen wil , ist das, als würde man versuchen, eine nasse Eidechse am Schwanz zu packen. Der Beamte hatte die Information von einer Nachbarin Mais, und die wusste es angeblich von einem von Mais zahlreichen Verehrern. Ich fand es merkwürdig, dass er ausgerechnet einer wildfremden Frau davon erzählt hatte, und setzte mich auf die Spur dieses ominösen Verehrers.
Zum Glück kommt es in einem Wohnheim für al einstehende Frauen häufig zu zufäl ig-unzufäl igen Begegnungen mit den nächtlichen Besuchern der anderen jungen Damen. Ich nahm mir die Mädchen eins nach dem anderen vor und versuchte, aus ihren Aussagen ein Profil des Gesuchten zu erstel en.
Eine von ihnen lieferte mir eine brisante Information. Sie lässt sich regelmäßig in der Mahosot-Klinik untersuchen, wegen eines Leidens, zu dem sie sich nicht näher äußern wol te.
Sie war sich ziemlich sicher, dem Mann, von dem die anderen gesprochen hatten, im Krankenhaus ein paar Mal über den Weg gelaufen zu sein. Wie ein Arzt hätte er nicht ausgesehen; und wie ein Patient schon gar nicht. ›Eher wie ein Beamter‹, meinte sie. Ich erklärte ihr, wo sie mich finden konnte, und bat sie, sich bei mir zu melden, fal s sie ihm nochmal begegnete. Um genau zu sein, gab ich al en meine Adresse.«
»Das glaube ich gern.«
»Es war der Abend, an dem Siris Haus in die Luft flog. Als ich nach Hause kam, fand ich eine Nachricht vor. Die junge Frau war tagsüber in der Klinik gewesen und hatte unseren Mann wiedergesehen. Sie fragte eine Krankenschwester nach ihm, und die sagte, er sitze in einer Hütte hinter der Pathologie und sei wohl so etwas wie ein Spion der Regierung.
Nun war mein Interesse endgültig geweckt. Siri hatte mir von seinem Hühnerzähler zwar erzählt, aber ich war ihm nie begegnet. Ich wusste nicht, wie er aussah. Darum wol te ich in sein Büro einbrechen, viel eicht lag ja irgendwo ein abgelaufener Ausweis oder ein altes Foto von ihm herum, das ich den Nachbarn zeigen konnte.
Aber als ich in der Klinik ankam, war dort buchstäblich die Höl e los. Die Hälfte der Nachtschicht versuchte, mit alten Eimern und Bettpfannen ein Feuer in der Küche zu löschen. Ich half etwa eine Stunde lang, bis der Brand unter Kontrol e war. Dabei erfuhr ich, dass die Küche direkt unter der Bibliothek lag.
Das konnte unmöglich Zufal sein.
Also ging ich zum Khon-Khouay-Büro hinter der Pathologie. Es war nicht direkt ein Hochsicherheitstrakt: Bambus und Bananenblätter. Das Schloss zu knacken war ein Kinderspiel. Insofern war es kaum verwunderlich, dass ich dort nichts Belastendes fand. Trotzdem hatte ich das dunkle Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich setzte mich an den Schreibtisch und sah mich um.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Hütte hatte zwei Fenster, eins hinten und eins vorn, der Schreibtisch stand al erdings nicht davor. Einen Ventilator gab es nicht, warum also hatte er sich nicht so gesetzt, dass er automatisch frische Luft bekam? Der Schreibtisch war an eine Wand geschoben. Ich wol te ihn verrücken, aber ein Bein rührte sich nicht von der Stel e. Da sah ich das Kabel, das mit
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