Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
Vom Netzwerk:
vibrieren. Der grüne Teppich wuchs mit rasender Geschwindigkeit und kam zusehends näher. Als er schließlich zum Greifen nahe war, erkannte er, dass es sich um einen Schwarm grüner Raupen handelte. Er hob den Blick und sah, dass hinter ihnen al es zerstört war, verschlungen von den nimmersatten Insekten.
    Borke und Blätter waren in Sekundenschnel e abgefressen, und dann wurden die Bäume langsam dem Erdboden gleichgemacht. Als sie die Bäume vertilgt hatten, entdeckten die Raupen Siri. Sie machten sich über ihn und Dtuis Fahrrad her, und genau wie sie al es andere gefressen hatten, nagten sie sich jetzt durch seinen Körper, und er schaute ihnen seelenruhig zu. Es kitzelte.
    Nicht lange, und er spürte, wie er zu einem Teil der Raupen wurde.
    Eine Schar Krähen stieß herab und fraß die Raupen, die sich Siri einverleibt hatten. Irgendwie gelang es den Walen, die Krähen zu fressen. Und die Wale wurden von Vulkanen geschluckt, und plötzlich war Siri, zumindest in Teilen, in jedem Lebewesen und jeder Gesteinsformation auf Erden. Es war ein verdammt gutes Ende.
    »Yeh Ming.«
    Siri wusste zunächst weder wo noch wer er war. Er schlug die Augen auf und blickte in das wunderschöne Gesicht einer jungen Frau, die wie eine Baumnymphe zu ihm herunterschaute.
    »Die Ältesten bitten dich zum Frühstück.«
    Obwohl sie Hmong sprach, verstand er jedes Wort. Als er lächelte, wurde sie rot und ließ ihn al ein. Er lag auf einer Strohmatratze auf dem Boden einer einfachen Hütte. Er fühlte sich tadel os und unbesiegbar und hatte noch dazu einen Mordshunger. Als er sich aufsetzte, bemerkte er, dass etwas um seinen Hals hing. Das schwarze Amulett. Er behielt es an.
    Kurz nach zehn kam der Jeep und holte Siri ab. Die Wachposten hatten dem Hauptquartier vorsichtshalber durchgegeben, dass Siri sich merkwürdig verhielt. Sie befürchteten, man habe ihm Rauschmittel verabreicht. Sie meldeten, was sich am Abend zuvor zugetragen hatte.
    Im Hauptquartier angekommen, sprang Siri aus dem Jeep wie ein junger Mann und eilte ins Büro des geheimen Kommandeurs. Die Männer dort starrten ihn an; Misstrauen lag in ihrem Blick.
    Beim Eintreten des Doktors stand Kumsing auf und ging zu ihm. »Draußen.«
    Er packte Siri brutal am Arm und zerrte ihn zur Tür hinaus. Als sie weit genug weg waren, herrschte Kumsing ihn an: »So. Und jetzt sagen Sie mir, was hier gespielt wird.«
    »Keine Ahnung, aber ich wäre einer Partie Schach nicht abgeneigt.«
    »Sie wissen genau, wovon ich rede. Warum hat man Sie hierhergeschickt?«
    »Weil Sie einen Pathologen angefordert haben. Darum.«

    »Dann ist es wohl nur Zufal , dass Sie fließend Hmong sprechen?«
    »Da es im ganzen Land nur einen Pathologen gibt, würde ich sagen, ja, es ist Zufal .«
    »Und warum haben Sie mir das vorenthalten?«
    »Weil es Sie erstens nichts angeht. Und ich es zweitens selbst nicht wusste.«
    Kumsing starrte ihn ungläubig an. »Wie bitte? Sie wussten nicht, dass Sie Hmong sprechen? Wol en Sie mich für dumm verkaufen, Doktor?«
    »Ich schwöre Ihnen, als ich hier ankam, konnte ich noch kein Wort Hmong.
    Aber dafür gibt es womöglich eine logische Erklärung.«
    »Was haben Sie denn da um den Hals?«
    »Ein Zauberamulett.«
    »Meine Männer sagen, Sie seien früher schon mal hier gewesen. Auch das haben Sie mir verschwiegen.«
    »Weil ich es vergessen hatte. Es ist ja auch schon ziemlich lange her. Etwa tausend Jahre, um genau zu sein. Damals habe ich ganz al ein ein Heer von zwanzigtausend Annamesen besiegt, nur mit einem Ochsenhorn bewaffnet.
    Muss ein ziemlich großes Horn gewesen sein.«
    Kumsings Zorn wich ernster Besorgnis. »Sie haben Ihnen … doch nichts angetan, oder?«
    »Sie meinen, ob sie mich hypnotisiert und in einen Wahnsinnigen verwandelt haben? Nein, ich glaube nicht. So war ich immer schon. Trotzdem, ein ziemlich erstaunlicher Besuch.«
    »Haben Sie die Proben?«
    »Von ihren Zaubertränken? Nein. Sie haben keine benutzt. Hauptmann Kumsing, ich schlage vor, Sie gehen jetzt mit mir in Ihr Büro und hören sich eine sehr seltsame Geschichte an. Hätte sie mir vor vierundzwanzig Stunden jemand erzählt, dann hätte ich diesen Jemand umgehend in eine Anstalt einweisen lassen. Aber wie ich werden Sie am Ende zu dem Schluss gelangen, dass es nur eine Möglichkeit gibt, Ihre Haut zu retten.«

    11
    DER HELFER DES EXORZISTEN
    Die Dorfältesten hatten sich fein gemacht und nahmen Haltung an, als der Jeep an diesem Abend eintraf. Den Anweisungen entsprechend saßen

Weitere Kostenlose Bücher