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Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
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Seite.«
    »Ich bitte dich. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass unsere Leute versuchen würden, dich umzulegen?«
    Siri lachte. »Für ein Genie bist du reichlich naiv, was, Bruder? Aber natürlich würden sie versuchen, mich umzubringen. Wenn ich Beweise dafür hätte, dass wir die Burschen ›verhört‹ haben, wäre es mit einer diplomatischen Verstimmung nicht getan; dann hätten wir einen verdammten Krieg.«

    »Also gut. Zum ersten Mal seit fünfzig Jahren genießt du meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Was sol ich tun?«
    »Weißt du, was diese vietnamesische Delegation in Laos wol te?«
    »Nein.«
    »Civilai?«
    »Nein, wirklich, ich habe keine Ahnung.«
    »Kannst du es herausfinden?«
    »Ich kann es probieren.«
    »Gut. Ich gehe derweil Nguyen Hongs Bericht durch und wil versuchen, ihn in Hanoi zu erreichen. Es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns.«
    »Hast du deinem Richter das al es erzählt?«
    »Nein. Denn es ist doch ein sonderbarer Zufal , dass mich das Justizministerium ausgerechnet dann fortschickt, wenn ich ausnahmsweise einmal mitten in einer wichtigen Ermittlung stecke, findest du nicht?«
    »Irgendwem musst du vertrauen. Du brauchst Verbündete.«
    »Aber ich habe doch dich, Genosse.«
    »Herr, hab Erbarmen.«
    »Sagt dir der Begriff › schwarzer Keiler ‹ irgendetwas?«
    »Nichts, was über seine landläufige Bedeutung hinausginge.«
    »Kannst du dich mal umhören? Es könnte mit der Delegation zu tun haben.
    Oder mit dem Krieg. Vietnam.«
    »Wo hast du das her?«
    »Von… Tut mir leid, aber ich kann meine Quel en leider nicht offenlegen.«
    »Sonst noch was?«
    »Ja, irgendwas war da noch, ich weiß nur nicht mehr… ach ja. Du sprichst doch ziemlich gut Französisch, oder?«
    »Wie Napoleon.«

    »Mit korsischem Akzent?«
    »Nein, elegant. Erzähl mir nicht, mit deinem Französisch wäre es genauso wie mit deinem Hmong.«
    »Papperlapapp. Was bedeutet précipitation?«
    »Also, es bezeichnet entweder die Fäl ung, also das Ausfäl en eines Feststoffes in einer chemischen Lösung.«
    »Oder?«
    »Einen Sturz aus großer Höhe.«
    »Einen Sturz aus großer Höhe? Natürlich. Natürlich! Von wegen Wasserski.
    Félicitations, mon brave empereur.« Er küsste Civilai auf beide Wangen und entbot ihm einen militärischen Gruß.
    14
    DAS HÄMATOM DER FRISEUSE
    Siri kam gegen halb zwei vom Mittagessen zurück. Sein Eintreffen fiel mit mehreren für Laoten unerhörten Beispielen von Pünktlichkeit zusammen.
    Während Dtui die Pathologie aus der einen Richtung erreichte, näherten sich aus der anderen drei Mönche mit Tüchern vor dem Mund und einer aufgerol ten Kokosmatte. Im selben Moment öffnete Geung die Tür. Er war völ ig aufgelöst.
    »Doktor S… S… S…« Mehr brachte er vor lauter Nervosität nicht heraus. Siri massierte ihm die Schultern und half ihm, sich auf seine Atmung zu konzentrieren, während Dtui die Mönche in den Sektionssaal führte.
    »Herr Geung? Was ist denn los?«
    »Ihr B… B… Büro ist… ist kaputt.« Er ergriff Siris Hand und zerrte ihn zur Bürotür. Und tatsächlich hatte jemand al es gründlich auf den Kopf gestel t.
    Höflich, aber reserviert verabschiedete Dtui die Mönche.
    »Dtui. Könnten Sie bitte mal kommen?«

    Sie trat zwischen die beiden Männer und starrte ungläubig auf die Bescherung. »Uh.«
    »Das muss irgendwann in den letzten drei Stunden passiert sein. Wie sieht’s im Sektionsaal aus?«
    »Wie immer, im Lager auch.«
    »Also haben die Täter hier drinnen offenbar gezielt nach etwas gesucht.«
    »O nein. Meine Comics!«
    »Herrschaften, wir dürfen das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das meinte ich mit der Gefahr, vor der ich euch vor meiner Abreise gewarnt habe.
    Von nun an müssen wir auf der Hut sein. Versteht ihr?«
    »Ich verstehe, ich verstehe«, beteuerte Geung mit ernster Miene.
    Dtui nickte. »Ja, Doktor.«
    »Gut. Leider ist der einzige Beamte, dem ich vertraue, auf Reisen, aber wir müssen das natürlich der Polizei melden. Vorher sol ten wir al erdings nachsehen, was fehlt. Und zwar möglichst ohne etwas anzufassen, wenn ich bitten darf.«
    Das Einzige, was fehlte, waren Dtuis Notizbücher. Sie waren aus ihrem Schreibtisch verschwunden: Sämtliche Notizen zu den Obduktionen, die sie vorgenommen hatten, waren weg. Während sie das Chaos sichteten, erzählte Siri ihnen al es über den Vietnam-Fal und ließ auch den Anschlag auf sein Leben nicht aus.
    Sie gelangten zu demselben Schluss: Die Täter hatten es auf Nguyen Hongs

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