Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
Vom Netzwerk:
Neua zu überführen.«
    »Wo ist sie?«
    »Die Schwester?«
    »Beide.«
    »Der Leichnam liegt in einem alten Ofen, in dem wir früher unsere Töpferwaren gebrannt haben. Der ist trocken und ziemlich luftdicht. Wegen der Kinder konnte ich sie nicht einfach herumliegen lassen.«
    »Verstehe. Und die Schwester?«
    »Die lebt mit einem Kerl zusammen, der Fahrräder repariert, gleich neben der thailändischen Botschaft.«
    Siri schob Dtuis Fahrrad unter das strohgedeckte Vordach der Reparaturwerkstatt. Es schien niemand da zu sein. Als er hustete, hörte er es irgendwo rascheln. Ein junger Mann mit nacktem, muskulösem Oberkörper trat in kurzer Turnhose durch einen Mauerspalt.
    »Hal o, Chef. Was gibt’s?«
    »Können Sie die Bremsen reparieren? Sie funktionieren nur, wenn man bergauf fährt.«
    »Kein Problem.« Er packte das Fahrrad und stel te es auf den Kopf, als wäre es aus Balsaholz.
    »Kann man hier irgendwo pinkeln?«
    »Klar, Chef. Hinterm Haus ist ’ne Latrine, wenn die Fliegen Sie nicht stören.«
    Siri trat durch den Spalt und erblickte ein schlankes, hochgewachsenes Mädchen im Phasin, das Tamarinden schälte. Der Wölbung unter ihrem Rock nach zu urteilen war sie im fünften Monat schwanger. Er ließ die Latrine Latrine sein und ging neben ihr in die Hocke. Sie schien es kaum zu bemerken. Sie war völ ig in Gedanken versunken.

    »Hal o. Ich bin Dr. Siri. Ich komme gerade vom Tempel in der Sribounheuang Road.« Sie riss entsetzt die Augen auf. »Die Tote ist Ihre Schwester?« Sie nickte zögernd.
    »Ich bin Leichenbeschauer. Wissen Sie, was das ist?«
    »Ja.«
    »Ich brauche Ihre Erlaubnis, um die Leiche Ihrer Schwester zu untersuchen.«
    Sie puhlte die Samen aus einer Tamarindenschote, bevor sie eine Antwort gab. »Und wenn Sie sie untersuchen, können Sie dann feststel en, ob sie sich umgebracht hat?«
    »Ich glaube schon. Aber dazu muss ich sie operieren.«
    »Sie meinen aufschneiden?«
    »Ja. Wären Sie damit einverstanden?« Dass er den Leichnam ihrer Schwester entehren wol te, schien ihr gar nicht zu behagen. »Wenn man mir den Fal überträgt, kann ich dafür sorgen, dass die Leiche nach Xam Neua überführt wird.«
    »Umsonst?«
    »Auf Staatskosten.«
    »Sie wird doch hoffentlich nicht al zu schlimm aussehen?«
    »Ich
    werde
    den
    Einbalsamierer
    bitten,
    sie
    besonders
    hübsch
    zurechtzumachen.«
    »Sie hat es nämlich nicht getan.«
    »Was? Selbstmord begangen?«
    »Ja. Sie hat keinen Selbstmord begangen.«
    »Woher wol en Sie das wissen?«
    »Ich kenne sie.«
    »Wissen Sie, wo die Mahosot-Klinik ist?«
    »Ja.«

    »Kommen Sie heute Abend gegen sechs dorthin, dann kann ich Ihnen vermutlich Näheres sagen. Außerdem würde ich mich gern ausführlicher mit Ihnen unterhalten.«
    Wieder nickte sie. »Danke.«
    Der Vormittag war wie im Flug vergangen. Er hatte nicht einmal die Zeit gefunden, das Fahrrad ordnungsgemäß auf dem Parkplatz abzustel en. Er hielt neben Tante Lahs Baguettekarren, um sich sein Mittagessen abzuholen.
    »Seid Ihr es? Dr. Siri?« Sie strahlte wie eine nagelneue Verkehrsampel. Sie freute sich so sehr, ihn zu sehen, dass ihr das verbotene höfische »Ihr«
    herausrutschte. Sie senkte den Kopf, legte die Handflächen aneinander und begrüßte ihn mit einem ausnehmend höflichen Nop.
    »Also, Frau Lah, haben Sie bei Ihren politischen Seminaren eigentlich nichts gelernt? Was glauben Sie wohl, was passiert, wenn unser Hühnerzähler Sie dabei erwischt?«
    »Ach, Doktor. Vor dem Affen hab ich doch keine Angst. Wo haben Sie denn so lange gesteckt?«
    »In Khammouan.«
    »Ich habe Ihnen jeden Tag ein Sandwich gemacht.«
    »Oh, das tut mir leid. Ich habe vergessen, Ihnen Bescheid zu sagen. Wie viel schulde ich Ihnen?«
    »Gar nichts. Ich hab die Brote selbst gegessen. Aber ich dachte schon, Sie kommen nicht wieder. Umso mehr freut es mich, dass Sie da sind.«
    Sie machte ihm ein ganz besonderes Baguette, was ihm Gelegenheit gab, sie gebührend in Augenschein zu nehmen. Sie war eine wunderschöne Frau. Er verstand nicht, warum alte Männer frisch geschlüpften Küken hinterherjagten, wenn es auf dem Hühnerhof so attraktive Hennen gab. In ihm regte sich etwas, und er fragte sich, wie es wohl wäre, mit ihr zu schlafen. Seit Boua von ihm gegangen war, hatte er mit keiner Frau mehr geschlafen.
    »Wie geht es Ihrem Mann?«
    Sie blickte nicht auf, und er sah, dass sie errötete. »Ach, dem geht’s bestens.
    Er macht mir jedenfal s nicht mehr so viel Arbeit wie früher.«

    »Aha.«
    »Es

Weitere Kostenlose Bücher