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Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
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in Empfang und fragten Siri, was sie tun sol ten. Er erklärte ihnen, das Haus sei einsturzgefährdet, und sie sol ten Zurückbleiben. Fal s jemand eine Leiter habe, möge er sie vor dem Fenster im ersten Stock aufstel en, damit das Pärchen sich in Sicherheit bringen könne.
    Davon abgesehen sol ten sie sich tunlichst von dem Haus fernhalten.
    Als er al ein war, schaltete er die Taschenlampe wieder ein. Im Beisein der Kinder hatte er damit nicht ins Zimmer leuchten wol en, für al e Fäl e. Bevor er hineinging, knöpfte er sein Hemd auf und zog sich das Unterhemd über Mund und Nase.

    Das Zimmer war verwüstet. Überal lagen große Mauerbrocken. Am einen Ende hatte die Decke nachgegeben und konnte jeden Augenblick einstürzen.
    Der Staub nahm ihm die Sicht.
    Wo einst die Rückmauer gestanden hatte, hing die Decke kaum einen Meter über dem Boden, und Siri musste auf Händen und Füßen kriechen, um zur Schlafstel e der Familie zu gelangen. Der Staub warf den Strahl der Taschenlampe zurück wie eine Nebelbank das Licht von Scheinwerfern. Das Atmen fiel ihm von Sekunde zu Sekunde schwerer.
    »Dr. Siri?«
    Sein Herz machte einen Satz, und er zeigte mit der Taschenlampe nach links, in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »Frau Som?« Er kroch durch den Schutt, bis er die Umrisse der Mutter ausmachen konnte, die vor den Matratzen kniete, auf denen ihre Kinder unter dem offenen Fenster geschlafen hatten. Trotz des Staubes machte sie einen sehr adretten Eindruck. Sie trug ihren besten Phasin, und ihr Haar war am Hinterkopf zu einem festen Knoten gebunden. Sie sah ihn an und lächelte. Er erwiderte das Lächeln, um ihr seine Erleichterung zu zeigen.
    »Sie haben Glück gehabt. Kommen Sie. Wir müssen hier raus, bevor die Decke vol ends einstürzt.« Sie rührte sich nicht von der Stel e.
    »Dr. Siri. Ich mache mir Sorgen um meine Mädchen.«
    »Nicht nötig. Es geht ihnen gut. Und nun kommen Sie.« Er hielt ihr die Hand hin.
    »Ich habe Angst, dass sie einsam sind.«
    Er ließ die Hand wieder sinken. Er wusste sofort, was sie meinte. Er verstand, und ihm drehte sich der Magen um.
    »Ach, nein, Frau…«
    »Ich war ihnen oft böse. Ich habe oft mit ihnen geschimpft. Viel eicht verstehen sie nicht, dass eine Mutter auf diese Art ihre Gefühle zeigt. Können Sie ihnen sagen, dass ich sie lieb habe?«
    Er senkte den Kopf. »Es tut mir so leid.«
    Ein Raunen ging durch die Menschenmenge vor dem Haus, als Siri in der Tür erschien. Er hatte Frau Soms zerquetschte Leiche in Fräulein Vongs Zimmer gebracht. Er wol te nicht, dass die Mädchen sie so sahen oder sich am Ende gar Hoffnungen machten, dass sie noch lebte. Er gab den Nachbarn japsend ein paar Anweisungen und vergewisserte sich, dass das Pärchen aus dem ersten Stock gerettet war, bevor er im Gemüsebeet unelegant zusammenbrach.
    18
    KLINIK OHNE ÄRZTE
    Er erwachte in einem der wenigen Einzelzimmer der Klinik. Seine Augen brannten so sehr, dass er das Gefühl hatte, durch verschmierte Fenster zu schauen. Wände und Decke waren Wattay-blau. An der Decke hing eine nackte Neonröhre. Ein thailändischer Bauernkalender war der einzige Wandschmuck. Al es in al em eine wenig gesundheitsfördernde Umgebung.
    »Da sind Sie ja wieder.« Dtui saß neben dem Bett und hantierte mit al erlei Pülverchen und Wurzeln. Da der Kliniketat für importierte Medikamente zu knapp bemessen war, mussten sie auf natürliche Heilmethoden zurückgreifen. In den meisten Fäl en halfen sie sogar.
    »Was mache ich hier?«
    »Vor al em schlafen. Sie haben etwa ein Kilo Staub eingeatmet, als Sie gestern Abend den Helden gespielt haben. Dann sind Sie umgekippt. Und mussten mit Sauerstoff beatmet werden.«
    »Gestern Abend? Ach ja. Ich habe in letzter Zeit leichte Schwierigkeiten, Traum und Realität auseinanderzuhalten. Ich hatte gehofft, ich hätte mir die Katastrophe nur eingebildet.«
    »Nein. Ihr Haus ist wirklich in die Luft geflogen. Kurz nachdem Sie eingeliefert wurden, ist es eingestürzt.«
    »Wie geht es den Mädchen?«
    »Tut mir leid. Keine Ahnung. Ich habe erst erfahren, dass Sie hier liegen, als ich heute Morgen zur Arbeit gekommen bin. Und aus Ihrem Leibwächter ist nicht viel rauszukriegen.«

    »Ich habe einen Leibwächter?« Er hustete Schleim in ein Tuch, das Dtui ihm hinhielt.
    »Im Augenblick sogar zwei. Ich glaube, sie sind von der Staatssicherheit. Der eine hat ein hübsches Lächeln. Er möchte mit Ihnen sprechen, wenn Sie wieder bei Bewusstsein sind. Sind Sie wieder

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