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Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
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laotischen Fußbal nationalmannschaft verheiratet sein.«
    Er lächelte. »Verheiratete Frauen erröten nicht.«
    Er ging hinaus. Siri warf Dtui einen vielsagenden Blick zu, und sie tat so, als hätte sie ihn nicht bemerkt.
    Siri machte gerade ein Nickerchen, als sein zweiter Besucher eintraf.
    Langsam schlug er die Augen auf und versuchte, sich auf den safranfarbenen Fleck am Fußende des Bettes zu konzentrieren. Nach und nach erkannte er den Mönch vom Abend des vorvergangenen Tages.
    »Yeh Ming, bist du wach?« Als er endlich wieder halbwegs klar sehen konnte, bemerkte Siri den Leibwächter, der mit gezogener Pistole hinter dem Mönch stand. Siri setzte sich auf.
    »Schon gut. Ich kenne ihn.« Der Wächter nickte und ging hinaus. »Warum nennen Sie mich Yeh Ming? Wer sind Sie?« Der Mönch lächelte, gab aber keine Antwort. »Was wol en Sie hier?«

    »Deine Bombe hat den Tempelgarten verwüstet. Ich musste al es wieder in Ordnung bringen. Aber dafür bin ich schließlich da.«
    »Das tut mir leid.«
    »Mit Aufgaben wie diesen wil Gott uns auf die Probe stel en. Das Leben auf Erden ist nur die Aufnahmeprüfung.«
    »Die Sie gewiss mit Auszeichnung bestehen werden.«
    »Danke. Beim Saubermachen habe ich etwas gefunden, das dir gehört. Du wirst es brauchen.«
    Aus einer gelben Umhängetasche zog er den weißen Talisman. Er trat ans Bett und hängte ihn über den Pfosten am Kopfende.
    »Woher wussten Sie, dass er mir gehört?«
    »Der Beutel ist leider verbrannt.« Während er das Amulett noch in der Hand hielt, schloss der Mönch die Augen und sang ein kurzes Mantra in derselben Sprache, die Siri bei dem Exorzismus in Khammouan gehört hatte. Der Doktor legte die Handflächen aneinander und neigte den Kopf.
    In diesem Augenblick kam Dtui herein, und sofort schämte sie sich für ihr Eindringen. Auch sie legte die Handflächen aneinander und schloss die Augen. Als der Mönch geendet hatte, ließ er den Talisman los und wandte sich zum Gehen. Dtui trat ehrfürchtig einen Schritt zurück. An der Tür starrte er sie an. Sein prüfender Blick machte sie beklommen.
    »Nächstes Jahr wird es deiner Mutter besser gehen.« Er öffnete die Tür und ging hinaus. Dtui funkelte Siri böse an.
    »Warum haben Sie ihm von meiner Mutter erzählt?«
    »Hab ich doch gar nicht.«
    Um zwei Uhr nachmittags kamen zwei junge Männer von der Telefongesel schaft mit einem Kabel und einem alten Apparat. Inzwischen hatten ihn Soldaten, Mönche, Politiker und Techniker besucht, aber immer noch kein Arzt. Da die Klinik unter Personalmangel litt, hoffte man vermutlich, dass er sich selbst versorgen würde.
    Die Fernmeldetechniker legten aus dem Sekretariat in der Verwaltung einen Nebenanschluss in Siris Zimmer. Nachdem sie gegangen waren, lag er da und starrte auf das Telefon. Nach zehn sehr stil en Minuten bimmelte es plötzlich wie die Feuerwehr. Siri war al ein im Zimmer.
    »Dtui… Dtui?« Sie kam nicht, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als den Hörer selber abzunehmen. Er hielt ihn sich ans Ohr und lauschte… und lauschte.
    »Dr. Siri?«
    »Ja?«
    »Ein Gespräch für Sie.«
    »Wo?«
    »In der Leitung. Ich verbinde.«
    Erst hörte er ein unhöfliches elektrisches Rülpsen, dann drang Civilais Stimme aus dem Hörer.
    »Siri? Bist du da?«
    »Ai?«
    »Wie findest du dein neues Telefon?«
    »Unheimlich. Woher wusstest du… ?«
    »Ich weiß al es. Wie fühlst du dich?«
    »Als ob ich das halbe Haus geschluckt hätte. Ich huste mir die Lunge aus dem Hals.«
    »Gut. Da kannst in den nächsten Tagen wenigstens keinen Unsinn anstel en.
    Pass auf, ich habe dem Sekretariat al e nötigen Nummern gegeben. Ich möchte sofort verständigt werden, wenn dein vietnamesischer Freund anruft.
    Zwischen Hanoi und Vientiane herrscht dicke Luft. Ich brauche dir ja wohl nicht extra zu erklären, wie wichtig diese Angelegenheit ist.«
    »Offenbar wichtig genug, um ganze Häuser in die Luft zu jagen.«
    »Siehst du? Ich wusste doch, dass ich es dir nicht extra zu erklären brauche.«
    Kurz darauf brachte der Leibwächter ihm einen großen Umschlag. Er legte ihn auf die Bettdecke und wandte sich zum Gehen.

    Siri kicherte. »Wol en Sie mir denn nicht sagen, von wem der kommt?«
    »Da muss ich leider passen, Genosse. Der Umschlag wurde in der Aufnahme für Sie abgeben. Eine Krankenschwester hat ihn raufgebracht. Er ist in Ordnung. Ich habe ihn auf Sprengstoff untersucht.«
    Er stammte von seinem Freund auf dem Luftwaffenstützpunkt und enthielt eine Liste der

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