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Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
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gesagt, mein bester Freund bist, werde ich dir wohl vertrauen müssen. Ich weiß zwar nicht, weshalb, aber ich glaube es auch.«
    »Danke.«
    »Es stimmt«, meldete Dtui sich zu Wort. Sie hatte dagesessen und wie Espenlaub gezittert, seit er angefangen hatte zu erzählen. »Ich weiß es schon lange, habe mich aber nie getraut, etwas zu sagen. Meine Mutter hat es sofort gemerkt, als Sie zu uns nach Hause kamen. Sie meinte, Sie hätten die Gabe.«
    »Es könnte auch ein Fluch sein, Dtui.«
    »Also, ihr beiden.« Civilai kam zurück und setzte sich zwischen sie. »Natürlich können wir auf Grund der Hirngespinste eines senilen alten Trottels nicht al e Hebel in Bewegung setzen. Trotzdem werde ich die fraglichen Daten von vertrauenswürdigen Militärs genauestens überprüfen lassen. Mal sehen, ob Major Ngakum sich nicht tatsächlich zur selben Zeit im Einsatzzentrum aufgehalten hat wie Hok. Und wo er war, als die vietnamesischen Soldaten massakriert wurden. Wir werfen einen Blick in seine Personalakte, viel eicht sticht uns ja irgendwas ins Auge. Und wenn al es zusammenpasst, können wir Phase zwei einleiten.«
    »Einverstanden.«
    »Außerdem wil ich jeden einzelnen Kip zurückhaben, den du mir beim Wetten abgeluchst hast. Wenn ich gewusst hätte, dass du Komplizen im Jenseits hast, hätte ich mich darauf niemals eingelassen.«
    Al e lachten, bis Siri einen neuerlichen Hustenfal bekam. Als er sich endlich wieder beruhigt hatte, sah er seine beiden Freunde an und lächelte.
    »Was meinen Sie, Schwester Dtui«, fragte Civilai, »wie sicher sich unser großer Seher und Weissager fühlen wird, wenn er erfährt, dass die Wachen vor seiner Zimmertür ausgerechnet von dem Mann dort postiert wurden, der ihn angeblich umbringen wil ?«

    »Keine Sorge, Onkel. Herr Geung ist nach Hause gegangen und besorgt uns Schlafsäcke. Heute Nacht hat Dr. Siri gleich zwei Leibwächter ganz für sich al ein. Ich werde ihn beschützen.«
    Civilai lachte. »Ich verstehe das nicht, Siri. Zweiundsiebzig Jahre alt, und noch immer verbringen junge Krankenschwestern freiwil ig die Nacht mit dir. Wie machst du das bloß?«
    20
    VERPASSTE FESTE
    Leider war an Schlaf in dieser Nacht kaum zu denken. Siri wälzte sich ununterbrochen hin und her und hielt die Leibwächter mit seinem Husten stundenlang wach. Wenigstens waren sie morgens al e noch am Leben.
    Sein erster Besuch an diesem Tag brachte ihm zwei besonders liebevol garnierte, in Pergamentpapier gewickelte Baguettes.
    »Lah?«
    »Doktor. Ich habe eben erst erfahren, was passiert ist. Da bin ich sofort gekommen. Wie fühlen Sie sich?«
    »Bei Ihrem Anblick gleich viel besser.«
    »Sie alter Schmeichler, Sie.« Sie reichte ihm die Brötchen. »Der Knabe vor der Tür hat sie auf Raketen oder dergleichen untersucht. Dann kam er auf die glorreiche Idee, sie könnten vergiftet sein, also musste er sie natürlich probieren. Darum sind sie angebissen.« Sie lächelte.
    »Das ist aber lieb von Ihnen.« Ihr Besuch und seine wieder erwachten Lebensgeister ermunterten ihn, ausnahmsweise einmal die Wahrheit zu sagen. »Wissen Sie, Frau Lah, gestern Abend habe ich darüber nachgedacht, was mir fehlen würde, wenn das alte Haus mich unter sich begraben hätte. Es war nicht viel. Aber Sie gehörten auf jeden Fal dazu.«
    »Ich?«

    »Ja, und das wol te ich Ihnen schon lange einmal sagen. Sol te ich die nächste Woche überleben, wäre es mir eine große Ehre, wenn Sie mit mir zu Abend essen würden.«
    Das Lächeln des sechzehnjährigen Mädchens, das Tante Lah einmal gewesen war, brachte das ganze Zimmer zum Leuchten. Sie trat an sein Bett, beugte sich über ihn und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange.
    »Gern.« Fast hüpfte sie zur Tür. Sie drückte die Klinke und drehte sich noch einmal um. »Aber wenn Sie in der nächsten Woche sterben, bringe ich Sie um.«
    Als sie weg war, grinste Siri von einem Ohr zum anderen. Ein Ächzen drang unter dem Bett hervor.
    »Es… es … es wäre mir eine gro… große Ehre, wenn Sie…«
    »Halten Sie den Mund, Herr Geung.«
    Geung prustete und lachte keck. Es war sechs Uhr, und um diese Zeit stand er normalerweise auf. Dtui war schon nach Hause gefahren, um nach ihrer Mutter zu sehen.
    Auf den Straßen trafen die Leute erste Vorbereitungen für das That-Luang-Fest.
    Es
    gehörte
    zu
    den
    wenigen
    Daten
    im
    laotisch-buddhistischen Kalender, das bei Alt und Jung und über al e ethnischen Grenzen hinweg für stürmische Begeisterung sorgte. Die goldene
    »Große

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