Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
in der Lage ist, doch brennt mein Hass wie Eis, nicht wie Feuer. Das ist bei Tamman anders. Er wird noch Zeit brauchen, bis sein Verstand nicht mehr umnebelt ist, und ›Unternehmen Strohmann‹ lässt wahrlich keinen Raum für jemanden, dessen Geist nicht klar ist!«
»Aber …«
»Sie hat Recht«, warf MacMahan mit ruhiger Stimme ein, und Colin bedachte ihn mit einem strafenden Blick. Der Colonel zuckte die Achseln. »Das hätte ich selbst sehen müssen. Tamman hat die Krankenstation nicht mehr verlassen, seit er Amanda dort hineingetragen hat. Er wird tun, was seine Pflicht ist, doch er braucht Zeit, zur Ruhe zu kommen, bevor er wieder eingesetzt werden darf. Und 'Tanni ist nun einmal unsere beste Pilotin – auch das weißt du besser als praktisch jeder andere! Sie sollte eigentlich nicht in Gefechte verwickelt werden, aber wenn das eben doch geschehen sollte, dann ist sie bestens darauf vorbereitet, auch damit klarzukommen. Wir werden ihr Rohantha als Richtschützin mitgeben. Die beiden sind sogar ein noch besseres Team als Geb und Tamman.«
»Aber …«
»Es ist entschieden, Colin! 'Hantha und ich werden die Führung übernehmen.«
»Verdammt noch mal, Hector, ich will nicht, dass sie da in der Gegend herumfliegt!«
»Das ist nicht von Belang! 'Tanni und ich leiten dieses Unternehmen – nicht du! –, und sie hat Recht. Also seien Sie ein guter Soldat und halten Sie die Klappe … Sir!«
Es klingelte an der Tür zu Ganhars privatem Arbeitszimmer, und Ganhar blickte von der Holokarte auf, die er gerade auf den aktuellsten Stand brachte, und ließ die Tür entriegeln. Es war schon spät, und er rechnete halb damit, Shirhansu vor sich zu sehen, aber sie war es nicht: Überrascht kniff er die Augen zusammen, als sein Besuch eintrat.
»Ramman?« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Was kann ich für dich tun?«
»Ich …« Hektisch blickte der Besucher in alle Richtungen, fast wie ein gefangenes Wildtier, und es fiel Ganhar schwer, nicht angeekelt das Gesicht zu verziehen, als ihm Rammans Geruch – ungewaschene, verdreckte Kleidung – entgegenschlug.
»Ist … ist deine Unterkunft abgesichert?«, fragte Ramman zögerlich, und Ganhar runzelte die Stirn, jetzt noch überraschter. Ramman klang, als meine er die Frage todernst, und zugleich wirkte es doch so, als spiele er hier auf Zeit, weil er erst noch innerlich zu einem Entschluss kommen musste.
»Ist sie«, gab Ganhar langsam zurück. »Ich lasse sie jeden Morgen überprüfen.«
»Gut.« Wieder stockte Ramman.
»Schau mal«, sagte Ganhar schließlich, »wenn du mir etwas zu sagen hast, warum tust du es nicht einfach?«
»Ich habe Angst«, gestand Ramman nach weiterem Zögern, das Ganhar langsam unleidlich werden ließ. »Aber ich muss es irgendjemandem erzählen. Und …«, er brachte ein schiefes, unnatürliches Grinsen zu Stande, »… vor Jantu habe ich noch mehr Angst als vor dir.«
»Warum?«, fragte Ganhar knapp.
»Weil ich ein Verräter bin«, flüsterte Ramman.
» Was? « Ramman zuckte zusammen, als habe Ganhar ihm einen Schlag versetzt, und doch wirkte es zugleich auch, als habe er einen inneren Rubikon überschritten. Als Ramman dann wieder das Wort ergriff, klang seine gehetzte Stimme schon lauter.
»Ich bin ein Verräter. Ich … ich stehe seit Jahren mit Horus … und seiner Tochter, dieser Jiltanith, in Kontakt.«
»Du hast mit denen gesprochen ?«
»Ja. Ja! Ich hatte Angst vor Anu, verdammt! Ich wollte … ich wollte überlaufen, aber das wollten die nicht zulassen! Die haben mich gezwungen hier zu bleiben , haben mich gezwungen, für sie zu spionieren !«
»Du Narr«, sagte Ganhar leise. »Du armer, törichter Narr! Kein Wunder, dass du solche Angst vor Jantu hast!« Dann, nachdem der Schock ein wenig nachgelassen hatte, kniff er wieder die Augen zusammen. »Aber wenn das wahr ist, warum erzählst du mir das dann? Warum erzählst du es irgendjemandem ?«
»Weil … weil sie die Enklave angreifen werden.«
»Das ist doch absurd! Die kommen doch niemals durch den Schutzschild!«
»Das haben die auch gar nicht vor.« Ramman beugte sich zu Ganhar vor, und nun klang seine Stimme auf einmal sehr drängend. »Die kommen durch die Zugangs-Knoten.«
»Das können die gar nicht – die haben doch nicht die Zugangs-Codes.«
»Ich weiß. Verstehst du denn nicht? Die wollten, dass ich die für sie beschaffe!«
»Das ist doch töricht«, widersprach Ganhar und starrte den verdreckten Ramman an, der so kriecherisch vor ihm saß.
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