Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis
Computerwissenschaften – der Informatik, wenn man so will – und der Kybernetik. Vor allem die Hardware ihrer Computer ist im Vergleich zu unserer immens fortschrittlich, für ihre Software aber gilt das nicht. Angenommen, die Omega Drei wäre repräsentativ für die Computertechnologie des Imperialats, dann besitzen deren Computer tatsächlich in noch niedrigerem Ausmaß Selbst-Bewusstsein als der Zentrale Kommandocomputer vor der Meuterei. Die Datenkapazität des Zentralen Kommandocomputers der Omega Drei übersteigt die der Dahak , obwohl dessen Masse nur etwa dreißig Prozent des Speicherkerns der Dahak entspricht, und das etwa um das Fünfzigfache! Die Leistungsfähigkeit der Omega Drei dagegen erreicht, obwohl ihre Rechengeschwindigkeit um ein Vielfaches höher ist, die des Zentralen Kommandocomputers vor der Meuterei nicht einmal annähernd!
Das führt unweigerlich zu der Vermutung, dass die Leistungsfähigkeit bewusst vermindert wurde, wahrscheinlich, um bestimmten philosophischen Zwängen Genüge zu tun. Ich selbst vermute – und ich betone, dass es sich dabei wirklich nur um eine Vermutung handelt –, dass dies die Folge eines Bürgerkrieges gewesen sein dürfte, der anscheinend mit der Umwandlung des Imperiums in ein Imperialat zusammenhängt. Computer der Raumflotte hätten sich geweigert, auf andere Schiffe der Flotte zu feuern; und während man das hätte ausgleichen können, indem man die Prioritätsstufen-Alpha-Kernprogrammierung abändert, haben sich die kämpfenden Parteien anscheinend gescheut, es Computern mit rudimentärem Selbst-Bewusstsein zu gestatten, die Entscheidung zu treffen, ob nun auf andere Menschen das Feuer eröffnet werden dürfe oder nicht. Das ist natürlich nur eine Hypothese, aber in jedem Falle eine Möglichkeit.
Zusätzlich haben wir auch noch einen weiteren Punkt bestätigen können. Auch wenn die Computer der Omega Drei auf Energiezustandstechnologie basieren, wurden auch physische Speichermedien als Back-Up-Systeme verwendet – anscheinend wurden hier Standardvorgehensweisen des imperialen Militärs übernommen. Das bedeutet, ein deaktivierter Computer der Raumflotte würde nicht sämtliche Kernspeicherdaten verlieren, anders als die Zivilrechner, die wir auf Defram entdeckt haben. Sobald man einen Rechner der Raumflotte wieder aktiviert, sollten die Energiezustandsschaltungen wiederhergestellt werden, und damit wären die Rechner wieder voll funktionstüchtig.
Weiterhin könnten auch Zivileinrichtungen, deren Energiezufuhr kontinuierlich aufrechterhalten wurde, nach wie vor funktionstüchtig sein. Die Leistungsfähigkeit der Omega Drei zum Beispiel ist ja nicht dadurch eingeschränkt, dass sie auf Energiezustandskomponenten basiert, sondern weil sie so lange nicht mehr gewartet wurde: Aus diesem Grund haben deren physische Speichermedien versagt. Hätten die Computer dieser Plattform über hinreichende Selbstreparaturmechanismen und genügend Ersatzteile verfügt, wäre Omega Drei heute noch voll funktionstüchtig.«
Chernikov hielt inne, als gehe er innerlich noch einmal die Liste all der Dinge durch, die er hier hatte erwähnen wollen, dann richtete er den Blick auf Colin.
»Damit bin ich am Schluss meiner Ausführungen angelangt, Sir. Detaillierte Informationen befinden sich in der Datenbank, für den Fall, dass irgendjemand sich eingehender damit befassen möchte.«
»Ich danke Ihnen.« Colin schürzte die Lippen, wartete einen Augenblick, ob Fragen kämen, doch dem war nicht so. Die warten alle, was jetzt wohl kommen mag, dachte er mürrisch.
»Kapitän Cohanna?«, fragte er schließlich.
»Wir wissen immer noch nicht, wie die Wissenschaftler und Biotechniker des Imperialats das gemacht haben«, erwiderte Cohanna, »aber wir haben eine recht gute Vorstellung davon, was sie getan haben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dahaks Erläuterungen wirklich zu akzeptieren vermag, aber seine These ist konsistent mit den Beobachtungsdaten – vorausgesetzt, die vom Imperialat hatten die Möglichkeit, das genauso auch in die Tat umzusetzen.
Für unsere Zwecke reicht es derzeit, uns ihre Waffe als den Erreger einer Krankheit vorzustellen, die für alle Lebensformen unweigerlich tödlich verläuft. Es hat sich also um ein Monster aus dem Labor gehandelt, das im wahrsten Sinne des Wortes außer Kontrolle geraten ist. Vielleicht werden wir nie erfahren, wie genau das Agens freigesetzt wurde, doch die Folge dieser Freisetzung war die unausweichliche Zerstörung aller
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