Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Optik-Sensoren. »Schaut euch mal einen typischen Bürger des ›Tempels‹ an!«
»Ohjemine!«, seufzte Sean, und Sandy lachte, als sie hörte, wie entsetzt er klang. Das Bild war alles andere als klar, doch die Person darauf war vielleicht einhundertfünfzig Zentimeter groß, hatte rote Haare und blaue Augen – die verkörperte Antithese zu jedem einzelnen Besatzungsmitglied der Israel .
»Genau«, erwiderte Brashan. »Klar, dass ich nie als etwas anderes denn als ein Fremdwesen durchgegangen wäre, aber ich fürchte, dass zumindest im ›Tempel‹ für euch genau das Gleiche gilt.«
»Nicht notwendigerweise«, widersprach Sandy, und Seans Miene hellte sich sichtlich auf, als das Bild sich erneut veränderte. Dieses Mal hatte der Mann, den sie sahen, dunkle Haare. Seine Augen waren braun, nicht schwarz wie die der alten imperialen Rasse – oder wie die von Sean oder Harriet, um genau zu sein. Doch dieser Fremde war etwas über einhundertsiebzig Zentimeter groß, damit zwar immer noch deutlich kleiner als Sean, der sie alle überragte, aber immerhin besser als rothaarig, blauäugig und winzig klein.
»Das«, fuhr Sandy fort, »ist ein Bürger des Territoriums, das als ›Fürstentum Malagor‹ bezeichnet wird. Das ist einer der größeren nationalen Verbände – sogar ein bisschen größer als das ›Königreich Aris‹, in dem der ›Tempel‹ liegt, und das liegt gleich auf der anderen Seite der Grenze von Cherist, vor der wir uns hier befinden. Wir haben das mit unseren Sonden beobachtet, und ich würde vermuten, dass die Malagoraner gewissermaßen unabhängig sind. Malagor ist sehr bergig, selbst für Nord-Hylar-Verhältnisse, und sie scheinen typisch halsstarrige Gebirgsbewohner zu sein, bei denen es nicht allzu viele Adelige gibt. Deren Erbregent trägt nur den Titel ›Fürst‹, und ich nehme an, dass es dort ein gewisses Maß an lokaler Regierung gibt, aber damit sind die immer noch keine Stubenhocker. In unserem Atlas gibt es auch einige historische Karten, und es hat wirklich reichlich Schlachten im Herzogtum Keldark gegeben, das genau zwischen Malagor und Aris liegt. Es sieht so aus, als gebe es eine politische Rivalität zwischen Malagor und Aris, und Aris hat letztendlich dank des ›Tempels‹ gewonnen.«
»Das klingt nicht gut«, murmelte Sean. »Wenn es da eine traditionelle Feindschaft gibt, dann werden die uns nicht gerade den roten Teppich ausrollen, wenn wir versuchen, uns in Aris als Malagoraner auszugeben.«
»Vielleicht nicht«, stimmte Brashan zu, »aber vergiss nicht: der ›Tempel‹ ist das Zentrum einer Weltreligion!«
»Aha! Pilger!«
»Ja, vielleicht, aber Steiger dich da nicht in irgendetwas rein, Sean!«, warnte Sandy ihn. »Denk daran, dass das bisher alles nur Vermutungen sind!«
»Verstanden. Kannst du die Karte noch einmal aufrufen?«
Sandy kam der Aufforderung nach, und mit gerunzelter Stirn studierte Sean das Display. Die Israel lag verborgen entlang des Hauptkamms der größten Gebirgskette von Nord-Hylar, während Aris im Osten eines noch höheren Gebirgszuges lag. Malagor befand sich auf einem unebenen, felsigen Plateau zwischen den beiden, kurz vor der Stelle, an der die beiden Gebirge zu dem zerfurchten Rückgrat der Landenge verschmolzen, die nach Süd-Hylar führte.
»Ich wünschte, der ›Tempel‹ würde in Sichtlinie liegen, so dass wir ein paar Sonden ausschicken könnten.«
»Das wäre vielleicht nett, ja«, erwiderte Brashan. »Andererseits sind wir dank unserer aktuellen Position durch die Berge vor jeglichen Überwachungssystemen geschützt, die der ›Tempel‹ vielleicht besitzt.«
»Wohl wahr, wohl wahr.« Sean schüttelte den Kopf. »Also gut, Sandy. Es sieht für mich ganz so aus, als würdet ihr toll vorankommen. Ich bin beeindruckt. Aber …«
»Aber was haben wir in letzter Zeit für dich getan?« Sie lächelte, und er grinste sie an.
»Mehr oder weniger. Wir müssen eure Daten deutlich verfeinern, bevor wir es wagen können, unsere Nasen hinaus und in diese Welt zu stecken. Würde es helfen, wenn ich einen getarnten Kutter in den Luftraum über den ›Tempel‹ schicken würde, damit wir noch ein paar weitere Fernsonden einsetzen können?«
»Vielleicht.« Kurz dachte Sandy nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Nö, noch nicht. Wir kriegen schon jetzt mehr Daten, als wir verarbeiten können, und ich möchte lieber nicht das Risiko eingehen, jetzt Schwierigkeiten mit irgendeinem Detektionssystem dort zu bekommen, bis wir mehr
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