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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schreiend gestorben, zerrissen und verstümmelt, und er, Sean, war derjenige gewesen, der ihren gewaltsamen Tod geplant hatte. Er wusste, dass er keine andere Wahl gehabt hatte, dass weniger als viertausend seiner eigenen Leute den Tod gefunden hatten, weil er alles richtig gemacht hatte. Nur dieser mondbeschienene Albtraum war einfach zu viel.
    Seans Sichtfeld verschwamm, er stolperte über einen Leichnam. Seine Beine knickten unter ihm ein, und er sank auf die Knie, vor seinem Leutnant, versuchte zu sprechen, kämpfte darum, sein inneres Leiden zu erklären, doch er brachte keinen Ton heraus. Nur entsetzliches Würgen.
    Tibold kniete sich neben ihn, im Mondlicht wirkten seine braunen Augen fast schwarz, und mit seiner harten, rauen Handfläche berührte er die Wange seines Befehlshabers. Sean starrte ihn an, wand sich innerlich vor Scham und Schuldgefühlen und dem entsetzlichen Gefühl, die eigene Unschuld verloren zu haben, und Tibold hob auch noch die andere Hand und hielt das Gesicht seines Hauptmann-Generals in seinen Händen.
    »Ich weiß, mein Junge«, murmelte der Ex-Gardist. »Ich weiß . All die Narren, die den Krieg glorreich nennen, haben das nie gesehen, und verflucht sollen sie sein!«
    »Ich … ich …«, keuchte Sean und kämpfte um Luft, und Tibold ließ die Hand sinken und legte seinen Arm um den Jüngeren. Der Altere wiegte den Jungen wie einen geliebten Menschen, ein Kind, und Kronprinz Sean Horus MacIntyre schluchzte, an Tibolds Schulter gelehnt.
     
     
    Zusammen mit seinen Hauptmännern kauerte Tamman sich näher an das Feuer, während Adjutanten kamen und gingen. Die Erweiterungen schützten ihn vor der Kälte der Nacht, doch er klammerte sich an den Lichtschein des Feuers, weigerte sich, an das zu denken, was jenseits des Feuerscheins lag. Der rechte Ärmel seines Kettenhemds war starr vor getrocknetem Blut eines anderen Mannes. Seine Implantate waren mit einem halben Dutzend kleinerer Verletzungen beschäftigt. Und in seinem ganzen Leben war er noch nie so müde gewesen.
    Branahlks pfiffen, als ein Dragonertrupp weitere Gefangene brachte, und ein Bote traf ein und lieferte einen Bericht von den Truppen ab, die Sean ausgeschickt hatte, um die fliehenden Gardisten im Auge zu behalten. Der Bote wollte Nioharqs, die ein halbes Dutzend weiterer, zurückgelassener Kanonen einsammeln konnten, und Tamman zermarterte sich das Hirn, bis er sich daran erinnerte, wem er diesen Auftrag erteilen könnte. Ein weiterer Bote auf dem Rücken eines völlig erschöpften Branahlk verkündete, seine Männer hätten viertausend Joharns eingesammelt, und fragte dann, was damit nun zu geschehen habe. Auch darum kümmerte Tamman sich, und dann blickte er auf, als Sean und Tibold in den Schein des Feuers traten.
    Müde begrüßten die Offiziere sie, und Tamman sah, wie Sean das Gesicht verzog, bevor er eine Hand hob, um die Begrüßung zu erwidern. Das Gesicht seines Freundes war hart wie Eisen, als sie einander zur Begrüßung die Unterarme umfassten, und dann starrten die beiden gemeinsam nur noch ins Feuer.
     
     
    Stomald verschloss ein weiteres blickloses Augenpaar, dann erhob er sich und spürte, wie sehr seine Knie schmerzten. Die gefangen genommenen Priester und Unterpriester des Tempels wollten mit ihm nichts zu tun haben. Sie spien ihn an und schmähten ihn, doch ihre sterbenden Soldaten sahen nur seine Gewänder und hörten nur seine tröstenden Worte.
    Für einen Moment schloss auch er die Augen, schwankte vor Erschöpfung, ein Gebet für die Seelen der Gefallenen flüsternd. Für die zahllosen Toten auf beiden Seiten, nicht nur für die der Malagoraner. Seit Jahrhunderten hatte Pardal nicht mehr ein solches Gemetzel erlebt, ebenso wenig einen solchen den Gegner vernichtenden Sieg. Dennoch war kein Jubel in Stomalds Herzen. Dankbarkeit, ja, aber niemand konnte derartiges Elend sehen und sich darüber freuen.
    Ein schlanker Arm stützte ihn, und er öffnete die Augen wieder. Engel Harry stand neben ihm. Ihre blau-goldenen Gewändern waren blutbespritzt, und ihr Gesicht wirkte abgehärmt, ihr noch intaktes Auge verdunkelt, doch sie schaute ihn besorgt an.
    »Du solltest dich ausruhen«, sagte sie, und wie trunken schüttelte er den Kopf.
    »Nein.« Es fiel ihm schwer, dieses eine Wort auszusprechen. »Ich kann nicht.«
    »Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?«
    »Gegessen?« Stomald blickte sie erstaunt an. »Ich glaube, ich habe gefrühstückt«, meinte er unsicher, und sie schnalzte mit der

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