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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Armee der Welt konnte derart vorrücken, nicht ohne eine einzige Stangenwaffe, doch die Ketzer taten es trotzdem, und seine Männer weigerten sich, ihnen entgegenzutreten.
    Wie betäubt erhob Rokas sich, schaute zu, wie die Heiligen Heerscharen versprengt wurden, wie seine Männer ihre Waffen von sich warfen und davonliefen, und er konnte es ihnen noch nicht einmal verübeln. Dieses bedächtige, unbarmherzige Vorrücken hatte etwas zutiefst Entsetzliches – etwas, das alle Berichte über Dämonen bestätigte, und alle Exorzismen von Mutter Kirche konnten es nicht aufhalten.
    Ein Adjutant zupfte an seinem Ärmel, schrie irgendetwas über ›Rückzug‹, und Rokas drehte sich zu ihm um wie jemand, der in einem Albtraum gefangen ist. Im selben Augenblick keuchte er auf, als ein feuriger Hammer seine Seite zerschmetterte.
    Der Fürstmarschall fiel auf die Knie, und all der Kampflärm rings um ihn verklang. Er rollte sich auf den Rücken, starrte auf zu seinem entsetzten Adjutanten und zu dem rauchverhangenen Himmel, und sein immer schwächer werdender Verstand wunderte sich, dass der Abend so plötzlich hereingebrochen war.
    Aber es war ja gar nicht Abend, es war Nacht.

 
    Kapitel Neunundzwanzig
     
    Der Gestank war übel genug, um sogar einer Statue den Magen umzudrehen.
    Elftausend Gardisten waren tot. Weitere zwanzigtausend lagen verwundet quer über das Keldark-Tal verstreut, sie jammerten oder schrien … oder sie lagen einfach nur still da und warteten auf den Tod. Weitere dreißig- oder vierzigtausend (die Zählungen war noch längst nicht abgeschlossen) ließen sich völlig geschockt vor den Waffen ihrer Feinde zusammentreiben.
    Ein armseliges, schwer angeschlagenes Drittel der Heiligen Heerscharen floh immer noch, als die Dunkelheit endlich die Schrecken verbarg.
    Und es waren Schrecken. Sean stand neben einem Feldlazarett und schaute den Sanitätern bei der Arbeit zu, und nur seine Implantate hielten ihn davon ab, sich zu übergeben. Die Pardalianer hatten ausreichende Kenntnisse von der Anatomie und wussten sogar ein bisschen über Blutvergiftungen Bescheid, aber destillierter Alkohol war ihr einziges Desinfektionsmittel und ihr einziges Anästhetikum. Es gab keinerlei medizinische Möglichkeiten, zerschmetterte Gliedmaßen wiederherzustellen. Die einzige Behandlungsmethode war Amputation, und die Behandlung der Wunden, die manche Männer davongetragen hatten, war schlimmer, als das Erzeugen dieser Wunden je hatte sein können.
    Sandy und Harry standen mitten in diesen Entsetzlichkeiten. Die Anlagen der Israel hätten nicht einmal einen Bruchteil der Verwundeten versorgen können, doch Brashan hatte jedes einzelne Schmerzmittel ausgegeben, das es in seiner Krankenstation gab, und mit eisernen Mienen schritten die ›Engel‹ durch die Hölle, linderten Schmerzen und ließen den Anästhetika imperiale Breitband-Antibiotika folgen. Angehörige der Garde, die sie eben noch als Dämonen verflucht hatten, schwiegen verwirrt, als sie sahen, wie die ›Dämonen‹ ihre eigenen Feinde heilten, und Hunderte, die eigentlich gestorben wären, lebten weiter … und nichts davon sprach die Mannschaft der Israel von ihrer Schuld frei.
    Sean und Tamman hatten die Verwundeten unter den eigenen Männern besucht – gnädig wenige im Vergleich zu denen der Heiligen Heerscharen. Doch ihre Verantwortung musste jetzt ganz anderen Bereichen gelten, und Sean wandte sich ab und starrte zu den Fackeln und Laternen hinaus, die immer noch über das Schlachtfeld getragen wurden. Er erschauerte, als er sich innerlich darauf vorbereitet, erneut zwischen all diesen Abscheulichkeiten entlanggehen zu müssen. Trotzdem ließ es sich nicht vermeiden. Er straffte die Schultern und bahnte sich durch die zahllosen Krankenträger, die immer noch eintrafen, seinen Weg nach draußen, und Tibold folgte ihm schweigend.
    Sean versuchte, seinen Verstand vor dem, was hier geschehen war, zu verschließen. Er konnte allerdings nicht verhindern, es zu sehen … oder zu riechen. Der Geruch von geronnenem Blut und verwesendem Fleisch vermischte sich mit dem Gestank zerfetzter Eingeweide. Aasfresser und andere Leichenfledderer – manche von ihnen Menschen – hatten sich bereits jenseits der Lichtkegel der Fackeln ans Werk gemacht, und Pardals kleiner Mond beschien mit seinem matten Licht die entsetzliche Szenerie.
    Mit der Imperiales Terra waren mehr Menschen gestorben als hier, doch sie waren gestorben, ohne es zu wissen. Diese Männer hier waren

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