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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Musketiere zu verwandeln und zusätzlich auch noch mehrere tausend Mann seiner Streitmacht nach Westen zu schicken, um die Thirgan-Schlucht zu sichern. Brashan hatte die Landeposition der Israel in die Berge unmittelbar oberhalb von Yorstadt verlagert, um die Zeit zu verkürzen, die der Kutter brauchte, um zum Kampfschiff zu gelangen. Die Werkstadt-Module des Narhani hatten ihre Umbaugeschwindigkeit auf viertausendfünfhundert Gewehre pro Nacht gesteigert (einschließlich der Ring-Bajonette), und die malagoranischen Büchsenmacher steuerten ihrerseits fast eintausend Stück pro Tag bei, jetzt, nachdem die ›Engel‹ sie über Werkbänke zum Ziehen von Gewehrläufen aufgeklärt hatten. Bedauerlicherweise war mehr als die Hälfte von Seans Armee zu Pikenieren ausgebildet, und die Neuzugänge mussten erst noch lernen, aus welchem Ende der Waffe überhaupt die Geschosse kamen.
    Dennoch waren Seans Truppen schneller zu Fuß und verfügten über eine größere Feuerkraft als jede andere Armee, die Pardal jemals erlebt hatte. Die neuen, standardisierten Gewehrschützen-Regimenter, die Tibold und er organisiert hatten, konnten den Feind über die fünf- oder sechsfache Schussweite von glattläufigen Gewehren töten, und dadurch, dass sie keine Stangenwaffen mit sich führten, waren sie ungleich mobiler: Selbst die besten Pikeniere waren mit ihren fünf Meter langen Piken alles andere als beweglich. Seans neue mit Gewehren bewaffnete Infanterie konnte um die schwerfälligen Phalangen der Garde regelrecht einen Tanz aufführen. Zusammen mit ihrer höheren Schussrate konnte die ›Armee der Engel‹ in einem mobilen Kampf das Vier- oder Fünffache ihrer eigenen Anzahl an Männern töten.
    Bedauerlicherweise wusste Oberhauptmann Ortak das. Mit Artillerie war er sehr gut ausgestattet, da Fürstmarschall Rokas genau gewusst hatte, dass das beengte Terrain vor Yorstadt die Effizienz seiner Kanonen drastisch einschränken würde. Daher hatte er viele davon bei der Nachhut gelassen. Außerdem war inzwischen die Verstärkung nachgerückt, doch weniger als die Hälfte von Ortaks grob geschätzt achtzigtausend Mann stand unter Waffen. Weniger als zwölftausend waren Musketiere, und der Gardeoffizier wagte es nicht, der ›Armee der Engel‹ in einer offenen Feldschlacht entgegenzutreten. Dennoch: Ob er nun über ausreichend Waffen verfügte oder nicht, seine Streitkraft war immer noch um fast vierzig Prozent größer als die unter Seans Kommando; und wer unbewaffnet war, hatte sich nun mit der Breithacke einer neuen Aufgabe gewidmet. Die Schanzen, die Ortak in Erastor errichtet hatte, versiegelten das Keldark-Tal nördlich des Mortan, und er hatte ganz offensichtlich nicht die Absicht, sich vor die Schanzen hinauszuwagen. Und es konnte auch keine Armee diesen Schanzen ausweichen und einen anderen Weg wählen. Neunzig Kilometer flussaufwärts oder flussabwärts gab es keine Furt durch den Mortan, und das Gelände südlich des Flusses war so sumpfig, dass nicht einmal Nioharqs Artillerie oder Wagen hätten hindurchziehen können.
    In vielerlei Hinsicht war Erastor ein leichter zu verteidigendes Terrain als sogar Yorstadt. Sean und Tibold hatten deswegen auch in Erwägung gezogen, sich Rokas dort entgegenzustellen. Die Entscheidung war dann für Yorstadt gefallen, weil das Gelände dort Sean ermöglicht hatte, seinen Hinterhalt zu legen. Erastor hingegen hätte sich besser geeignet, wäre es einfach nur darum gegangen, ihre Stellungen vor der Übermacht der Garde zu verteidigen. Zwischen den Erastor-Ausläufern und dem Fluss gab es keine offenen Flanken, und so gab es für einen Gegner, der in der Überzahl war – oder beweglicher – keine Möglichkeiten durchzustoßen. Sean würde frontal angreifen müssen, und wenn Ortak sich weigerte herauszukommen, würde Sean eben hineingehen und ihn holen müssen … was bedeutete, dass die zahlenmäßig und in Hinblick auf die Reichweite ihrer Schusswaffen unterlegene Garde hinter der Brustwehr würde in Deckung bleiben können, bis Seans Männer in Reichweite von deren Waffen gekommen wären. Die Kampfmoral der Garde musste erschüttert sein, nach all dem, was vor Yorstadt geschehen war, während die Kampfmoral der ›Armee der Engel‹ in gleichem Maße ins Unermessliche gestiegen war, und Sean wusste, dass seine Truppen Erastor würden einnehmen können. Es war der Preis , der für diesen Sieg zu zahlen sein würde, der ihn so erschreckte.
    Die Falten in seiner Stirn vertieften sich immer

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