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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Zunge.
    »Das war vor achtzehn Stunden.« Sie klang sehr streng. »Es wird niemandem nutzen, wenn du zusammenbrichst. Geh und iss etwas!«
    Der Gedanke ließ ihn würgen, und sie runzelte die Stirn.
    »Ich weiß. Aber du brauchst …« Sie stockte und blickte sich um, bis sie Engel Sandy sah. Dann sagte sie etwas in ihrer eigenen Sprache, und Engel Sandy antwortete ihr in der gleichen Sprache. Sogar aus ihren Augen war das Lachen verschwunden. Sie streckte die Hand aus, und Engel Harry reichte ihr einen Beutel mit Medizin, ohne auch nur für einen Moment die Hand von Stomalds Schulter zu nehmen.
    »Komm mit mir!« Er wollte schon etwas sagen, doch das ließ sie nicht zu. »Nicht widersprechen – geh zu!«, befahl sie und führte ihn zu den Kochstellen in der Ferne. Wieder versuchte er zu protestieren, doch dann ergab er sich einfach ihrer Kraft, und wieder murmelte sie etwas in dieser sonderbaren Sprache. Fragend blickte er sie an, doch sie schüttelte nur den Kopf und lächelte ihn an – ein trauriges, kleines Lächeln, das sein verletztes Herz tröstete, und ihr Arm, der ihn stützte, fasste ihn noch ein wenig fester.
     
     
    Der ›Innere Kreis‹ saß schweigend dabei, als Hohepriester Vroxhan die Semaphoren-Nachricht beiseite legte. Mit den Fingerspitzen presste er sie regelrecht auf den Tisch, dann schob er die Hände wieder in die Ärmel seines Gewandes und schrumpfte innerlich vor Kälte förmlich zusammen, einer Kälte, die nichts mit der kühlen Nacht zu tun hatte. Fest erwiderte er ihre Blicke. Selbst Bischof Corada war kalkweiß, und Frenaur wirkte, als würden nur seine Knochen ihn noch aufrecht halten.
    Fürst Rokas war tot; kaum vierzigtausend der Heiligen Heerscharen hatten überlebt, weniger als die Hälfte davon hatte noch ihre Waffen. Oberhauptmann Ortak hatte dafür gesorgt, dass die Nachhut sich so schnell sie konnte ein Stück weiter unten im Keldark-Tal verschanzt hatte. Ortaks Bericht enthielt nicht viele Details, doch eines war überaus deutlich: Die Heerscharen waren nicht geschlagen. Sie waren nicht einmal aufgerieben . Sie waren vernichtet.
    »Da habt ihr es, Brüder«, sagte Vroxhan. »Wir sind dabei gescheitert, diese Ketzerei zu zermalmen, und nun werden die Ketzer gewiss bald den Gegenangriff starten.« Er warf einen Blick zu Oberhauptmann – nein, zu Fürstmarschall – Surak, und der Mann, der soeben der Oberkommandant der Garde geworden war, blickte mit steinerner Miene zurück. »Wie schlimm genau ist unsere Lage, Fürstmarschall?«
    Surak verzog das Gesicht, als er seinen neuen Titel hörte, dann straffte er die Schultern.
    »Selbst mit Ortaks Überlebenden haben wir in ganz Keldark kaum siebzigtausend Mann. Ich weiß noch nicht, wie viele Männer die Ketzer eingesetzt haben, aber anhand der Verluste, die wir zu beklagen haben, müssen es deutlich mehr als siebzigtausend gewesen sein. Bisher bin ich der festen Überzeugung gewesen, dass sie so viele niemals aufbringen und bewaffnen könnten. Aber dass dem doch so gewesen sein muss, zeigt das Ergebnis eindeutig. Ich habe bereits angeordnet, jede einzelne Pike in Keldark zu Ortak zu bringen. Aber ich fürchte, dass diese Truppen wenig mehr tun können, als den Vormarsch der Ketzer ein wenig verlangsamen. Aufhalten können sie sie nicht, nicht, wenn die Ketzer weitermarschieren wollen.«
    Leises Seufzen war rings um den Tisch zu vernehmen, doch mit gestrenger Miene blickte Vroxhan auf, und das Seufzen verstummte. Dann sprach Surak mit rauer Stimme weiter.
    »Mit Erlaubnis Eurer Heiligkeit werde ich Ortak anweisen, sich nach Erastor zurückzuziehen, bis weitere Männer – und Waffen – ihn erreichen. Er mag Störmanöver versuchen. Aber wenn er sich ihnen im offenen Kampf entgegenstellt, werden die Ketzer ihn gewiss übermannen.«
    »Augenblick«, warf Corada ein. »Hat Fürst Rokas nicht gesagt, dass ein Angreifer zwei- oder dreimal mehr Männer braucht als ein Verteidiger?«
    Surak schaute zu Vroxhan hinüber, und der Hohepriester bedeutete ihm mit einem Nicken, diese Frage zu beantworten.
    »Das hat er, und er hat auch Recht, Eure Exzellenz, aber all diese Überlegungen wurden für Gefechte angestellt, in denen niemand den Beistand von Dämonen hat.«
    »Wollt Ihr damit andeuten, Gottes Macht sei geringer als die von Dämonen?«
    Surak war kein Feigling. Jetzt musste er sich sehr zusammenreißen, um sich nicht über die Stirn zu wischen.
    »Nein, Eure Exzellenz«, erwiderte er vorsichtig. »Ich denke, es ist offensichtlich,

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