Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Horde der Ketzer-Musketiere.
Eine weitere vom Rest der Heerscharen abgeschnittene Kompanie wurde unter dem grollenden Feuer von Seans Schlachtlinie aufgerieben, und dessen Puls hämmerte. In Schlachtreihe konnten seine Männer nicht so schnell vorrücken wie als Kolonne, doch die zahllosen Stunden des Drills zeigten jetzt Erfolg. Ihre Formation war perfekt, und sie rückten vor wie Maschinen, luden während des Vorrückens nach. Mit ihren Feuerstößen bestrichen sie die vor ihnen liegenden niedergetretenen Felder wie mit einem todbringenden Besen, und Sean konnte sehen, wie sich Rokas' Reserve von ihnen voller Panik absetzte.
Das Blutbad an den Furten verlagerte sich immer mehr in Richtung der Schanzen. Die Gardisten konnten nicht wissen, was sich jetzt ihren Flanken näherte. Sechzigtausend Mann kämpften sich Schritt für Schritt vorwärts. Nur ein Bruchteil von ihnen konnte die Furten jeweils gleichzeitig erreichen, doch die anstürmenden Massen schienen einfach unerschöpflich. Die Malagoraner versuchten sie mit gleicher Wucht zurückzuschlagen. Viele von ihnen fanden den Tod, und sie hatten nun einmal viel weniger Männer.
Wieder schrillten die Pfeifen, und mit lautem Geschrei kämpften die Gardisten sich voran. Doch die Malagoraner ließen sich nicht versprengen. Im Schutze ihrer Musketiere ließen sie sich zurückfallen, Schritt für Schritt, zurück hinter die Schanzen, und unruhig betrachtete Tamman den Kampfverlauf.
Sean musste noch weitere zehn Kilometer offenen Geländes überwinden, um die Furten zu erreichen.
Nach und nach trafen Rokas' Befehle bei den jeweiligen Truppenteilen ein, und ein Schauer pulsierte durch die Heiligen Heerscharen. Die plötzliche Bedrohung, der ihre ›gesicherte‹ Flanke ausgesetzt war, kam noch zu dem Gemetzel an den Furten hinzu, und alle Soldaten spürten dieses Entsetzen. Ihre Feinde dienten gewiss den Mächten der Finsternis – hätten sie sonst dieses unmögliche Manöver vornehmen können?
Doch es blieb keine Zeit, über derartige Dinge nachzudenken, jetzt, wo die Schlachtlinie immer weiter auf sie vorrückte. Ganze Kompanien wirbelten herum, Nioharqs schleppten Geschützbatterien zu neuen Stellungen, und eine der Bedrohung angemessene Gegenformation begann sich auszuformen. Sie war angeschlagen und unsicher, doch sie war da, und Rokas gestattete sich zu hoffen.
Sean schaute zu, wie die Formationen neu aufgestellt wurden, und seine eigenen Befehle wurden über die gesamte Schlachtlinie weitergegeben. Er hatte keine Artillerie … aber andererseits waren die Artilleristen der Garde nicht an Musketen gewöhnt, die sie über eine Entfernung von achthundert Metern noch töten konnten.
Ein verzweifelter Musketier-Trupp versuchte sie aufzuhalten, und vielleicht einhundert seiner eigenen Männer fielen. Dann riss das Feuer seiner Schlachtlinie die Verteidiger auseinander, und unerbittlich wogte Seans Vorhut über sie hinweg.
Der Kampf Mann gegen Mann fand jetzt am Fuß der Schanzen statt, und gellende Schreie zerrissen die Luft, als Gardisten in die Gruben stürzten, die dort ausgehoben waren, um dann zwischen den darin aufgestellten Holzspießen den Tod zu finden. Ihre Kameraden rückten einfach weiter vor, marschierten über die zuckenden Leiber hinweg, zu sehr dem Wahnsinn des Krieges verfallen, um überhaupt noch zu wissen, was sie gerade taten.
Die Musketiere feuerten eine letzte Salve ab und ließen sich dann zurückfallen, um den Tritt hinter der Brustwehr für andere freizumachen. Über dem Schutzwall wurden Piken und Hellebarden gekreuzt, und Tamman wusste, dass er sich jetzt an die Scharfschützen halten sollte, doch Lornar war tot. Seine Männer kämpften wie Dämonen. Alles jedoch hing jetzt davon ab, dass die Stimmung in seiner Armee nicht umschlug, und wenn er auch nur ein einziges Mal zu zögern schien …
Ein Pikenier sprang auf einen Haufen mehrerer aufgestapelter Leichen, stieß mit seiner Waffe nach ihm, und mit übermenschlicher Geschwindigkeit schnellte Tammans linke Hand vor. Er packte das Heft der Pike, riss mit biotechnisch erweiterten Muskeln die Waffe empor, und der Gardist klammerte sich ungläubig an seiner Pike fest, als er plötzlich auf seinen Gegner zugerissen wurde.
Eine Panzerstahlklinge zischte, und ein Schädel rollte davon.
Zwei Arlak-Batterien wurden bereit gemacht, und mit hektischen Bewegungen richteten die Schützen die Waffen aus, um dem Vorrücken der Ketzer Einhalt zu
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