Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
beiden sofort gegen den Artilleriepark der Reserve losschlagen!«
Die Boten wiederholten die zu überbringenden Nachrichten und stürzten sich in den Malstrom hinein, und Sean verzog das Gesicht und schaute Tibold an.
»Wenn das hier eine erfolgreiche Schlacht ist, dann gebe Gott, dass ich nie eine erfolglose Schlacht erlebe!«
»Herr!« Marhn blickte auf, als ein keuchender, schlammbespritzter Bote in seinen Kommandoposten hereinstürmte. »Oberhauptmann! Die Ketzer kommen auch von Westen!« Der Bote schwankte, und Marhn begriff, dass der junge Unteroffizier verwundet war. »Hauptmann Rukhan braucht mehr Männer. Kann … kann ohne die nicht mehr die Stellung halten, Herr!«
Einen schrecklichen, endlosen Moment starrte Marhn den jungen Mann nur an. Dann sackten seine Schultern zusammen, und sein Stab, der ihn nicht aus den Augen ließ, begriff, dass die Hoffnung ihm wie Wasser aus den Augen strömte.
»Schlagt Schamade!«, sagte er. Urthank starrte ihn an, und Marhn fauchte ihn an: »Schlagt Schamade, verdammt noch mal!«
»Aber … aber Herr, der Innere Kreis! Hohepriester Vroxhan! Wir können doch nicht …«
» Wir machen hier gar nichts – ich mache!«, spie Marhn die Worte aus. Seine Finger bohrte sich wie Krallen in Urthanks Oberarm. »Wir haben verloren, Urthank! Dieser Angriff aus dem Hinterhalt hat uns völlig erledigt, und jetzt haben die auch noch unsere Front durchstoßen! Wie viele unserer Männer sollen denn noch für eine Stellung sterben, die wir nicht halten können?«
»Aber wenn Ihr Euch ergebt, dann wird der Innere Kreis …«, setzte Urthank jetzt mit leiserer, deutlich besorgterer Stimme seinen Gedanken fort, und wieder schüttelte Marhn den Kopf.
»Ich habe dem Tempel gedient, seit ich ein kleiner Junge war. Wenn der Tempel mein Leben dafür fordert, dass ich das Leben meiner Männer gerettet habe, dann soll er es haben. Und jetzt schlagt Schamade!«
»Jawohl, Herr!« Einen Augenblick lang schaute Urthank Marhn geradewegs in die Augen, dann wandte er den Blick ab. »Ihr habt den Oberhauptmann gehört! Schlagt Schamade!«, bellte er, und ein weiterer Offizier lief los, um den Befehl weiterzugeben.
»Holla, Junge!«, stieß Marhn mit rauer Stimme hervor und fing Rukhans verwundeten Boten auf, als dieser in sich zusammensackte. Dann trug er den jungen Mann, der wie ein schlaffer Sack in seinen Armen lag, zu einem Klappstuhl hinüber, setzte ihn vorsichtig ab und blickte dann wieder zu Urthank auf. »Ruft die Heiler herbei und sorgt dafür, dass dieser Mann hier versorgt wird!«, befahl er.
Kapitel Vierunddreizig
Leutnant Carl Bergren war dankbar, dass er die Bioerweiterungen hatte. Ohne sie hätte er so sehr geschwitzt, dass die Jungs von der Sicherheitsabteilung ihn im gleichen Augenblick festgenommen hätten, in dem er an diesem Abend zum Dienst erschienen war.
Sein Adrenalinspiegel versuchte schon wieder, einen Spitzenwert zu erreichen, doch Bergren versuchte sich zu beruhigen und sagte sich selbst (zum x-ten Mal), das Risiko sei akzeptabel. Wenn die ganze Schuld auf ihm lasten sollte, dann konnte er wegen mutwilliger Zerstörung von Privateigentum angeklagt werden und nach einer unehrenhaften Entlassung fünf oder zehn Jahre im Gefängnis verbringen. Das war keine angenehme Vorstellung. Andererseits war es ja nicht so, als würde dabei jemand zu Schaden kommen – er musste sogar dafür sorgen, dass die Passagiere von der Fracht streng getrennt blieben. Außerdem verdiente ein einfacher Leutnant der Raumflotte ja nun auch nicht jeden Abend acht Millionen Credits. Dieser Lohn war doch eine hinreichend große Kompensation für alles, was ihm hier so widerfahren konnte. Er sagte es sich gleich noch einmal, deutlich überzeugender, sodass er auch ein sehr viel natürlicheres Lächeln aufsetzen konnte, bevor er in den Kontrollraum ging und Leutnant Deng zunickte.
»Du bist aber heute früh dran, Carl.« Deng hatte Englisch gelernt, bevor er seine Erweiterungen erhalten hatte, und dieser störrischerweise nicht verblassende britische Akzent erschien Bergren immer ein wenig sonderbar, wenn er aus dem Mund eines Chinesen kam.
»Nur ein paar Minuten«, erwiderte er. »Kapitän Jackson ist auf Birhat, und ich habe einfach ihren Parkplatz genommen.«
»Wenn das kein Vergehen ist, für das ein Kriegsgericht einzuberufen ist, dann weiß ich auch nicht.« Deng lachte leise, dann erhob er sich und streckte den Rücken durch. »Also gut, Leftenant , Ihr Thron erwartet
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