Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
doch nach Bergrens HyperCom-Meldung formten die Empfänger der Station eine riesige, trichterförmige ›Falle‹ im Hyperraum aus. Bei einer Entfernung von mehr als achthundert Lichtjahren bildete natürlich selbst der gewaltigste Trichter immer noch ein unglaublich winziges Ziel, doch dank Bergrens Berechnungen schnellten diese vorübergehend körperlosen Bürokraten perfekt und sauber in den Schlund des Trichters hinein.
Vor seinem geistigen Auge sah der Leutnant die Passagiere immer wie fallende Würfel in den Trichter hineinstürzen. Dann gingen sie auf dem weit entfernten Birhat wieder in ihre gewohnte Existenz über – für sie war es eine zeitverlustlose Reise gewesen, auf allen anderen Uhren des Universums waren 8,5 Sekunden vergangen.
Nun saß Bergren in seinem Sessel und wartete, dann nickte er kurz, als siebzehn Sekunden später über das HyperCom von Birhat aus eine Empfangsbestätigung eintraf. Er vermerkte den Routine-Transit in seinem Logbuch und überprüfte den Zeitplan. Heute Abend war wirklich nicht viel los, und je später es wurde, desto weniger Transits standen an. Die Mat-Trans-Station von Shepherd Center war nur eine der sechs, die es mittlerweile auf Terra gab; diese Station übernahm einen Großteil sämtlicher Transits in Nordamerika, auch wenn sie sich zusätzlich noch mit einem größeren Prozentsatz als alle anderen am Durchgangsverkehr von Narhan nach Birhat und umgekehrt beteiligte. Die Empfangsplattformen waren derzeit viel mehr im Einsatz als die Sendeplattformen, aber schließlich war es in Phoenix auf Birhat später Vormittag, und in Andhurkahn auf Narhan früher Abend. Bergren hatte noch gut fünf Minuten Zeit, bis der nächste Transit anstand, und so wandte er sich wieder seinen Spekulationen und Überlegungen zu.
Lawrence Jefferson saß zu Hause in seinem Arbeitszimmer. Sein geteilter Kommunikator-Bildschirm verband ihn mit einem anderen Mat-Trans-System, das einen halben Planeten weit von dem, das Bergren kontrollierte, entfernt lag – auf der einen Hälfte war der Kontrollraum der Anlage zu sehen, die andere Hälfte wurde von einem riesigen, mit einer Plane abgedeckten Objekt ausgefüllt, das auf einer Sendeplattform stand – und Jefferson goss sich noch etwas mehr Sherry ein, während er diese beiden Bilder im Auge behielt. Niemand am andere Ende wusste, dass Jefferson das Geschehen beobachten konnte. Jefferson selbst ging davon aus, dass dieser High-Tech-Türspion tatsächlich ein gewisses Risiko bedeutete, doch er hatte keine andere Wahl. Immerhin konnte der Vizegouverneur der Erde dabei die beste Technik einsetzen, die derzeit verfügbar war. Die Verbindung wurde über einen Hochsicherheits-Raumfaltungs-Kommunikator hergestellt, der zweimal pro Sekunde seine Frequenz gemäß einem vollständig randomisierten Muster änderte. Das machte es schon fast unmöglich, ihn überhaupt zu orten, und zusammen mit den Relais, über die das Signal zudem noch verteilt und weitergeleitet wurde, war ein Anzapfen oder ein Nachverfolgen tatsächlich unmöglich. Und falls jemand durch Zufall das Signal entdecken sollte, was sollte passieren – außer dass dieser Jemand unweigerlich den Minister für Planetare Sicherheit informieren würde, oder etwa nicht?
Der Gedanke ließ Jefferson lächeln, und er nippte an seinem Sherry und betrachtete das geschäftige Treiben in diesem Kontrollraum. Nur wenige Personen hatten Kenntnis davon, dass es diesen Kontrollraum überhaupt gab – von den Männern und Frauen, die ihn extra für Jefferson gebaut hatten und nun auch besetzten, einmal abgesehen, und bis auf drei von ihnen waren alle heute im Dienst. Die drei fehlenden Männer waren vor fast zwei Jahren bei einem tragischen Flieger-Unglück ums Leben gekommen, und auch wenn ihr Verlust für Jefferson einen harten Schlag dargestellt hatte, waren die anderen doch bestens allein klargekommen. Jetzt überprüften die sorgfältig ausgewählten Techniker konzentriert ihre Ausrüstung, denn der bevorstehende Transit – der erste und einzige, der jemals von dieser Anlage aus erfolgen würde – musste absolut präzise und fehlerfrei durchgeführt werden.
Jefferson hätte niemals zugegeben, dass er nervös war. Und wäre dabei durchaus im Recht gewesen, denn ›Nervosität‹ war überhaupt kein Ausdruck für das, was er an diesem Abend empfand. Heute Abend trat seine Operation in die absolut kritische Phase ein, die Phase, die ihn letztendlich zum Imperator der Menschheit machen würde –
Weitere Kostenlose Bücher