Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Depot umstellt, jetzt durch mehrere tausend weitere Männer verstärkt. Zur Unterstützung hatten sie vier Arlak-Batterien mitgebracht. Jetzt wurden die Kanonen durch Seitenstraßen geschleppt, die nicht von den Toren aus erreicht werden konnten. Die Schützen der Garde hatten gelernt, was mit Artilleristen geschah, die in Schussweite von Gewehren ihre Waffen einsatzbereit machen wollten, und so schleppten sie die Batterien in die Lagerhäuser zu beiden Seiten des Depots. Mit Hämmern und Äxten wurden grobe Geschützpforten in die Wände dieser Lagerhäuser gerissen, und bald schon ragten Arlakläufe daraus hervor.
Sean sah es kommen, doch es gab nichts, was er dagegen hätte unternehmen können. Ladeschützen hatten Kisten mit Gewehrkugeln der Garde aus dem Depot herausgeschleppt und sie an seine Männer weitergegeben. Sie hatten Anweisung, bei allen Gefechten über geringere Entfernungen die Kugeln für glattläufige Gewehre zu verwenden und die echte Gewehrmunition aufzusparen. Sean stand gerade in diesem Augenblick vor einem Fenster im Büro des Kommandanten dieses Munitionsdepots und schaute zu, wie Staub und Holzsplitter aus den Lagerhauswänden spritzten: Ausgewählte Scharfschützen versuchten die kleinen Ziele zu treffen, welche diese improvisierten Geschützpforten nun einmal waren. Einige ihrer Schüsse trafen auch wirklich ihr Ziel, und ohne Zweifel würden manche davon sogar den Gegner treffen. Um diesen in seinen Vorbereitungen allerdings aufzuhalten, waren das lange nicht genug.
Und dann begannen die Arlaks zu bellen.
Acht Kilogramm schwere Geschosse wurden über eine Entfernung von weniger als sechzig Metern gegen die Mauern des Depots geschleudert, und diese Mauern waren nie darauf ausgelegt gewesen, Artilleriebeschuss standzuhalten. Große Klumpen Mauergestein flogen in alle Richtungen, und Sean biss die Zähne zusammen.
»Die werden Breschen in die Mauern schießen und die Piken hineinschicken«, erklärte er Folmak mit rauer Stimme. »Lass ein paar Kompanien hinter der Mauer Barrikaden errichten! Die sollen nehmen, was immer sie hier finden, und seht zu, dass ihr noch ein paar weitere Arlaks dabei aufstellt. Wir lassen zu, dass die sich eine Bresche schießen, wir eröffnen dann das Feuer, wenn sie auf uns zustürmen.«
»Jawohl, Erlaucht Sean!« Folmak schlug sich auf den Brustpanzer und lief davon, und Sandy kam auf Sean zu.
»Ich wünschte wirklich, du wärst nicht mitgekommen!«, brummte er. »Gott verdammt noch mal, was hast du denn gedacht, was du hier würdest ausrichten können?«
»Dir zum Beispiel den Arsch retten!«, schoss sie zurück, doch ihren Worten fehlte die sonst übliche Schärfe, und sie berührte sanft seinen Ellenbogen. »Wie schlimm sieht es wirklich aus, Sean?«, fragte sie dann sehr viel leiser. » Können wir uns hier halten?«
»Nein«, entgegnete er unumwunden. »Die werden uns einfach immer weiter Männer entgegenschicken – oder sie ziehen sich zurück und schießen uns mit ihrer Artillerie sturmreif. Früher oder später wird die Erste zusammenbrechen.«
»Es sei denn, Tibold erreicht uns vorher«, bemerkte sie über das Tosen der Kanonen hinweg.
»Es sei denn, Tibold erreicht uns vorher«, stimmte Sean grimmig zu.
Kapitel Neununddreizig
Heulend sausten Schrapnelle die Straße hinab, während die Chagors der Malagoraner unter dem Rückstoß zitterten, und Oberhauptmann Therah verzog gequält das Gesicht, als diese wie eine Sense durch seine Truppen fegten. Einzelne Gruppen der Ketzer-Infanterie hatten die leichteren Geschütze vorwärts geschleppt, und auch wenn deren Kugeln nur halb so groß waren wie die, die von den Arlaks der Garde abgefeuert wurden, so waren die kleineren, weniger schweren Chagors doch deutlich leichter manövrierbar. Schlimmer noch war, dass diese Ketzer mit einer unmöglichen Geschwindigkeit nachladen konnten – schneller als ein Musketier der Garde!, und die todbringenden Kanonen hatten Therah schon gewaltige Verluste eingetragen.
Therah wusste immer noch nicht so genau, was eigentlich passiert war, doch die Überzeugung der Ketzer, der Tempel habe sie in irgendeiner Weise hintergangen, verlieh ihnen einen derart wütenden Angriffswillen, wie es Therah in all den sieben langen Pardaljahren, die er schon Soldat war, niemals erlebt hatte. Die Hälfte der Malagoraner schrien ›Für Erlaucht Sean und keine Gnade!‹, während sie angriffen, und sie alle , kämpften wie die Dämonen, die sie verehrten. Selbst nach Therahs
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