Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
beschützen, die er liebte … und er war gescheitert.
Er hatte sich bereits entschieden, Colin niemals von dem Befehl mit Alpha-Priorität zu erzählen, den er der Imperiales Terra erteilt hatte. Dieser Befehl hatte nicht funktioniert, und jetzt davon zu berichten würde seinen Freunden nur noch eine weitere Wunde zufügen, weil dieser Befehl nichts als eine weitere Vorsichtsmaßnahme – eine weitere Bemühung seinerseits – gewesen war, die völlig nutzlos geblieben war. Colin und Jiltanith hatten nicht ein Wort darüber verloren, dass er es gewesen war, der darauf bestanden hatte, die Kinder an Bord genau dieses Schiffes Dienst tun zu lassen, und das würden sie auch niemals tun. Das wusste er, und dieses Wissen machte es nur noch schmerzhafter. Er hatte genug Schaden angerichtet; noch einmal würde er sie nicht verletzen.
Er war anders als seine Freunde, denn er war zumindest potenziell unsterblich, und sie waren, selbst mit all ihren Erweiterungen, doch sehr vergängliche Wesen. Die Kürze ihrer Lebensspanne indes machte sie nur noch wertvoller. Er würde nur so kurze Zeit die Freuden ihres Daseins genießen können, und dann würden sie nur noch in seinen Erinnerungen leben, für das Universum und für ihre eigene Spezies verloren, vom Universum und ihrer eigenen Spezies vergessen. Das war der Grund, warum er so sehr gegen diese Finsternis ankämpfte, der Grund dafür, dass er sie mit aller Macht beschützen wollte.
Und das war auch der Grund dafür, dass zum ersten Mal in seiner unvorstellbar langen Lebenszeit ein verletzter Teil seiner Selbst voller Zorn und völlig vergebens gegen ein Universum aufbegehrte, das diejenigen, die er liebte, getötet hatte, ohne dass er, Dahak, einen Grund dafür hatte finden können.
»… und daher«, schloss Vlad Chernikov mit ruhiger Stimme, »müssen wir zu dem Ergebnis kommen, dass die Imperiales Terra ›aufgrund unbekannter Umstände‹ zerstört wurde.« Traurig blickte er sich an dem Konferenztisch um. »Ich bedauere aus tiefstem Herzen – wir alle tun das, dass ich keine besser Antwort finden konnte. Aber im Zuge unserer ausgedehnten Untersuchungen konnten wir keinen Grund für ihre Zerstörung finden.«
Colin nickte und umklammerte Jiltaniths Hand.
»Danke, dass du es versucht hast, Vlad. Ich danke euch allen , dass ihr es versucht habt!« Dann atmete er scharf ein und richtete sich auf. »Ich denke, ich spreche hier im Namen von uns allen.«
Leises, zustimmendes Murmeln war zu hören, und er sah, wie Tsien Tao-ling einen Arm um Amandas Schultern legte. Ihre Augen waren zwar trocken, doch ruhelos, und Colin dankte Gott dafür, dass sie noch die anderen Kinder hatte – und Tsien.
Dann schaute er zu Hector hinüber und biss sich auf die Lippen, denn Hectors Gesicht war finster und verschlossen, und Ninhursag beobachtete ihn voller Besorgnis. Hector hatte sich immer weiter zurückgezogen, hatte Barrikaden rings um seinen Schmerz errichtet und verstärkte sie immer weiter dadurch, dass er sich ganz in seiner Arbeit vergrub. Es war ganz so, als könne – oder wolle – er nicht akzeptieren, wie sehr Sandys Verlust ihn getroffen hatte. Wäre er dazu aber nicht bereit, würde er niemals mit seiner Trauer klarkommen, niemals.
Mit einem lautlosen, bitteren Fluch riss sich Colin aus diesen Gedanken. Natürlich konnte Hector mit seiner Trauer nicht ›klarkommen‹ – und mit welchem Recht dachte er überhaupt darüber nach? Sie alle waren klug genug gewesen, sich Hilfe zu suchen, doch selbst die besten Therapeuten vermochten ihm nichts zu sagen, was er nicht bereits selbst wusste. Jiltanith weinte jetzt seltener, doch selbst noch während er sie zu trösten versuchte und auch Trost bei ihr fand, spürte er, dass ein tiefverwurzelter Hass in seinem Inneren immer weiter schwelte. Ein tiefer, verbitterter Zorn, den er nicht gegen irgendein Ziel richten konnte. Er wusste, dass das, was er dort verspürte, völlig nutzlos war, sogar selbstzerstörerisch, aber er musste gegen irgendetwas ankämpfen … und es gab nichts, wogegen er hätte ankämpfen können. Erneut verdrängte er diesen Zorn, betete darum, dass sein Therapeut Recht hätte und die Zeit irgendwann die beißende Schärfe dieser Wut lindern würde.
»Also gut«, sagte er. »Unter den Umständen sehe ich keinen Grund, die Konstruktion der anderen Einheiten dieser Klasse nicht wieder aufzunehmen. Gerald? Seht ihr beide, du oder Tao-ling, das anders?«
»Nein«, erwiderte Hatcher nach einem kurzen
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