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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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können. Er konnte ihr nicht einmal sagen, alles werde wieder gut, denn sie wussten beide, dass es nicht wieder gut würde. Dieses Wissen quälte ihn, gab ihm das Gefühl der Unzulänglichkeit. Es war nicht seine Schuld, und das wusste er auch; doch dieses Wissen war völlig nutzlos angesichts eines Herzens, das sich ebenso verletzt fühlte durch das Leid der Frau, die er liebte, wie durch sein eigenes.
    Er rollte sich zu 'Tanni hinüber und nahm sie in die Arme, und sie rollte sich noch enger zusammen, vergrub ihr Gesicht in dem Kissen, das sie immer noch umklammerte. Sie schämt sich wirklich , dachte er. Sie haderte mit sich um ihrer ›Schwäche‹ willen, und wieder stieg diese irrationale Wut in ihm auf – er war wütend auf sie , weil sie sich selbst so quälte. Doch er unterdrückte dieses Gefühl, flüsterte ihren Namen und küsste ihr Haar. Einen Augenblick lang umklammerte sie das Kissen noch fester, dann löste sich jeder angespannte Muskel mit einem Mal, und vor Verzweiflung weinte sie noch lauter, als er sie zu sich heranzog.
    Er streichelte ihre bebenden Schultern, liebkoste und küsste sie, während ihm selbst die Tränen übers Gesicht liefen. Aber er versuchte gar nicht erst, Jiltanith mit bedeutungslosen, sinnlosen Phrasen abzuspeisen. Er war einfach nur da, hielt sie fest und liebte sie. Bewies ihr, dass sie nicht allein war, so wie sie ihm einst bewiesen hatte, dass er nicht allein war, bis schließlich nach und nach – ach, so herzzerreißend langsam – ihr Weinen nachließ und sie in einen erschöpften Halbschlaf fiel, quer über Colins Brust liegend, während er im Bett lag und in die Dunkelheit starrte, die Dunkelheit, die der Schmerz über den eigenen Verlust und der Hass auf ein Universum brachte, das seine geliebte Jiltanith so verletzen konnte.
     
     
    Erneut schloss Dahak die Datei über den Hyperantrieb der Imperiales Terra . Hätte er einen Körper aus Fleisch und Blut besessen, hätte er jetzt erschöpft geseufzt, doch er war ein Wesen aus Molekularschaltungen und Kraftfeldern. Erschöpfung war ihm fremd, es war ein Konzept, das er dank seiner Beobachtungen biologischer Wesen nachvollziehen konnte, doch verspüren konnte er sie nicht … im Gegensatz zu Trauer. Trauer hatte er nur zu gut verstehen lernen in den Monaten, seit die Zwillinge den Tod gefunden hatten, und er hatte auch gelernt, was Nutzlosigkeit bedeutete.
    Es ist sonderbar, dachte ein winziger Bruchteil seines gewaltigen Intellekts, dass ich bisher nie den Unterschied zwischen Hilflosigkeit und Nutzlosigkeit begriffen habe. Fünfzigtausend Jahre lang hatte er die Erde umkreist, gefangen durch zwei Befehle – zum einen hatte er Anu töten sollen, zum anderen war es ihm verboten, auf einer Welt mit eigenständigen Lebensformen die Waffen einzusetzen, die dazu erforderlich gewesen wären. Leistungsstark genug, um den gesamten Planeten aus dem Kosmos zu tilgen, und zugleich unfähig, etwas zu unternehmen – auf diese Weise hatte er Hilflosigkeit in einer Art und Weise und einem Ausmaß kennen gelernt, wie es einem Menschen niemals möglich gewesen wäre. Doch die ganze Zeit über hatte er sich niemals nutzlos gefühlt – nicht so wie jetzt –, denn damals hatte er den Grund für seine Hilflosigkeit verstanden. Ja, damals schon.
    Jetzt nicht. Dahak hatte jeden einzelnen Konstruktionsaspekt der Imperiales Terra erneut durchdacht, zusammen mit Baltan, Vlad und Geran, hatte nach dem Fehler gesucht, der das Schiff und seine Besatzung in den Tod gerissen hatte, und sie hatten nichts gefunden. Dahak hatte eine Simulation nach der anderen durchgeführt, hatte sämtliche möglichen Permutationen des Erreichens verschiedener Leistungsgrenzen der Imperiales Terra reproduziert, um auf die außergewöhnliche Verkettung ungünstiger Umstände zurückschließen zu können, die vielleicht zu diesem Unglück geführt haben könnten, und doch hatte er keine überzeugende Hypothese gefunden.
    Das Universum war gewaltig, dennoch folgte es Gesetzmäßigkeiten und Verlaufsprozessen. Es gab immer etwas Neues zu lernen, selbst (oder vielleicht gerade) für jemanden wie ihn, Dahak, selbst. Innerhalb von Parametern allerdings, die sich beobachten und überprüfen ließen, sollte dann auch Raum für Verstehen sein und die Möglichkeit, eine Lösung für anstehende oder aufgetretene Probleme zu finden. Das war die eigentliche Quintessenz des Wissens, doch Dahak hatte jegliches Wissen, über das er verfügte, dazu genutzt, die Menschen zu

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