Collection Baccara 0278
allerdings nicht bekannt vor.
„Guten Morgen, Eure Hoheit.“ Helene machte einen Knicks. „Das hier ist meine Tochter Jocelyn.“
Rowan erkannte nun, dass das Mädchen an Helenes Seite kaum älter als Christian war. Er fragte sich, was die beiden bloß in seinem Büro verloren hatten.
„Ist sie nicht ein hübsches Mädchen?“, fuhr Helene fort. „Und was für eine wunderschöne Braut sie erst abgäbe.“
Eine wunderschöne Braut?
Auf einen Schlag wurde Rowan klar, weshalb die Haushälterin sein Büro aufgesucht hatte.
„Sie ist wirklich ein hübsches Mädchen“, stimmt Rowan zu. „Aber sie ist noch ein Kind.“
„Sie wird in drei Wochen fünfzehn. In der Zeitung steht, dass Ihre Ehefrau so alt sein muss.“
„In der Zeitung?“
Helene reichte ihm die aktuelle Ausgabe der Morgenzeitung. „Genau hier steht es.“ Sie deutete auf eine eingekreiste Stelle, die die Kriterien für die Ehefrau des Fürsten aufzählte.
„Hier steht, dass die Ehefrau mindestens fünfzehn Jahre alt sein muss“, gab Rowan zu. „Ich suche aber jemanden, der ein bisschen älter ist.“
„Fünfzehn ist aber alt genug.“
„Das ist ein altes Gesetz. Früher haben die Menschen jünger geheiratet, weil sie auch jünger gestorben sind.“
„In der Zeitung steht auch, dass die zukünftige Ehefrau unberührt sein sollte. Das finden Sie bei vielen Mädchen über fünfzehn gar nicht mehr. Und ich garantiere Ihnen, dass meine Jocelyn noch Jungfrau ist.“
Rowan blickte zu dem jungen Mädchen, das die ganze Zeit über geschwiegen und verlegen zu Boden geblickt hatte. Ihre Wangen waren rot und voller Tränen. Der Gedanke, so jung verheiratet zu werden, erschreckte sie sichtlich.
Rowan ging einen Schritt auf das Mädchen zu. „Du wirst eines Tages ganz sicher eine wunderschöne Braut sein. Aber du solltest dir noch viel Zeit lassen und nicht einen alten Mann wie mich heiraten.“
„Sie sind doch gar nicht so alt“, sagte das Mädchen schüchtern.
„Aber zu alt für dich.“ Rowan ergriff ihre Hand. „Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Jocelyn. Du solltest jetzt in die Schule gehen, damit du nicht zu spät kommst.“
„Ja, Eure Hoheit.“ Jocelyn machte schnell einen Knicks und lief aus dem Zimmer.
„Sie begehen einen Fehler“, sagte Helene.
„Mein Fehler besteht darin, dass ich Sie nicht fristlos entlasse. Falls Sie aber in drei Sekunden nicht mein Büro verlassen haben, dann werde ich es tun.“
Die Haushälterin eilte aus dem Büro, und Rowan sank in seinen Schreibtischstuhl.
„Sie erstaunen mich sehr, Eure Hoheit.“
Rowan blickte auf und war überrascht, Lara in der Tür stehen zu sehen. Er spürte sofort, wie sich seinVerlangen nach ihr wieder steigerte. „Was erstaunt Sie, dass ich ihr gedroht habe, sie zu feuern, oder dass ich es nicht getan habe?“
„Es hat mir imponiert, wie Sie mit der Situation umgegangen sind, und wie einfühlsam Sie die Tochter behandelt haben. Helene wird zwar enttäuscht sein, dass ihre Tochter nicht die nächste Fürstin von Tesoro del Mar wird, aber das Mädchen wird sich immer daran erinnern, wie freundlich der Fürst sie behandelt hat.“
„Ich bin nicht der Typ, der kleine Mädchen anschreit.“
„Gut zu wissen. Ist es denn wahr, dass Sie heiraten müssen?“
Rowan nickte. „Laut Gesetzgebung muss ein regierender Fürst, der nicht bis zu seinem fünfunddreißigsten Geburtstag verheiratet ist, innerhalb von sechs Monaten eine Ehefrau finden oder abdanken.“
„Sind erzwungene Hochzeiten nicht ein bisschen unzeitgemäß?“
„Nicht nur ein bisschen. Da aber Tesoro del Mar ein traditionsbewusstes Land ist, sehe ich es als meine Pflicht an, Christian als Thronfolger zu vertreten, bis er alt genug ist.“
„Dann ist Helene Renaud wahrscheinlich nicht die Letzte, die Ihnen ihre Tochter anbieten wird.“ Lara überflog den Artikel in der Zeitung. „Besonders, wenn hier zu lesen ist, wie man eine fürstliche Braut wird.“
Rowan schob die Zeitung beiseite. „Wer kommt nur auf solche Schlagzeilen? Ich kann das alles nicht glauben. Und wer kommt auf die Idee, die Jungfräulichkeit seiner Tochter anzubieten?“
„Eine Mutter, die in der ersten Reihe bei einer fürstlichen Hochzeit sitzen möchte.“
Rowan schüttelte den Kopf. „Zählt denn gar nicht, was die Tochter davon hält?“
„Manchen Müttern ist das eigene Wohl wichtiger als das ihrer Kinder.“
Rowan konnte an Laras Stimme erkennen, dass sie aus eigener Erfahrung sprach. Er brannte darauf,
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