Collection Baccara 0278
Schadensersatzangebot im Fall Rochester. Hier ist eine Kopie. Sieh es dir an und sag mir, was du davon hältst.“
Colin nahm das Schriftstück und las es konzentriert durch. Der Fall Rochester beschäftigte sie seit mehr als einem Jahr. Es war der erste Fall, den Vater und Sohn gemeinsam bearbeiteten. Anfangs war Colin skeptisch gewesen, doch inzwischen hatte sich herausgestellt, dass die Zusammenarbeit gut funktionierte und sogar vieleVorteile hatte.
„Ich denke, da könnten wir noch mehr herausholen“, meinte Colin, nachdem er das Angebot durchgelesen hatte. „Sie wissen genau, dass sie den Fall verloren haben und versuchen nun, die Zahlung möglichst niedrig zu halten. Ich denke, sie probieren einfach aus, ob sie damit durchkommen.“
„Genau so sehe ich das auch. Ich hatte mir gedacht, wir stellen eine Forderung, die doppelt so hoch ist. Wenn wir uns dann in der Mitte treffen, haben wir ungefähr das erreicht, was wir wollten. Wenn du einverstanden bist, dann lasse ich Shelley gleich einen Brief mit dem Gegenangebot aufsetzen.“
„Ja, mach das“, erwiderte Colin.
„Gut.“ Reginald nickte zufrieden. Anschließend besprachen sie noch einige Details, und als alles geklärt war, meinte Reginald: „Gehst du zum Mittagessen ins Kim’s? Ich vermute, dort ist heute die Hölle los.“
„Nein, Libby hat mich zum Schulfest eingeladen.“
„Ach ja, richtig. Wie ich gehört habe, wolltest du dich um die Muffins kümmern.“
Colin warf einen Blick auf die Uhr. „Ja, ich muss sie in zwanzig Minuten abholen. Rachel hat sie gestern Abend noch für mich gebacken und wollte sie heute mit bunter Glasur überziehen.“
„Da hat sie dir aber einen großen Gefallen getan.“
„Sie hat es für Libby getan, nicht für mich“, erklärte Colin.
„Verstehe“, antwortete Reginald mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen.
Colin bemühte sich, möglichst gelassen zu wirken, während ihm insgeheim beim bloßen Gedanken an den nächtlichen Kuss das Herz zu rasen begann. Als seine Lippen die ihren berührt hatten, waren die Gefühle von damals mit voller Macht zurückgekehrt. Seit der Highschoolzeit hatte er mehrere Freundinnen gehabt, doch für keine hatte er so viel empfunden wie für Rachel. Und keine hatte er so sehr begehrt wie sie. Jetzt war er kurz davor, sich rückhaltlos in sie zu verlieben. Doch das war es nicht, was ihm Sorgen bereitete. Es war vielmehr die Tatsache, dass sie schon bald wieder nach New York zurückkehren würde.
„Wo wir schon einmal von Rachel sprechen … Wie ist der Stand der Dinge in ihrem Rechtsstreit?“, fragte seinVater.
„Ich habe bis jetzt nur eine Bestätigung erhalten, dass mein Schreiben bei Marcos Anwalt eingegangen ist. Ich rechne mit einer baldigen Reaktion. Ich habe ihnen dargelegt, dass Marco einenVertragsbruch begangen hat, und habe die Unkosten eingefordert, die Rachel aufgrund der abgesagten Hochzeit entstanden sind. Außerdem will ich, dass sie die Klausel aufheben, derzufolge sie ein halbes Jahr lang nicht in New York arbeiten darf.“
„Sehr gut“, sagte Reginald. „Halte mich bitte auf dem Laufenden. Gibt’s sonst etwas Neues von Rachel? Wie war das Abendessen mit ihr? Ich habe gehört, du hast sie nach Chicago mitgenommen?“
Irgendwie hatte Colin keine Lust, darüber zu reden. „Es war nett“, antwortete er kurz angebunden.
„Das war alles? Mehr gibt es nicht zu erzählen?“, bohrte Reginald weiter.
Colin hätte gerne das Gesprächsthema gewechselt. Er und sein Vater hatten sich noch nie gegenseitig ihre Sorgen und Nöte anvertraut, und es fiel es ihm schwer, sich ihm zu öffnen. „Ich habe sie mit in den River Club genommen. Das Essen war sehr gut, und wir haben uns wunderbar unterhalten. Wir konnten sogar ein Missverständnis aus der Highschoolzeit aufklären. Es ging damals um den Abschlussball. Sie dachte, ich wollte nicht mit ihr hingehen, und ich war mir sicher, sie würde die ganze Zeit nur darauf warten, dass Bruce sie fragt.“
„Daraufhin bist du mit einer anderen hingegangen“, erinnerte sich Reginald.
„Stimmt“, sagte Colin und schloss den Aktenordner. Und dann fügte er hinzu: „Macht euch keine Hoffnungen. Rachel will so bald wie möglich wieder nach NewYork zurück. Selbst wenn ich es wollte, wäre eine Beziehung mit ihr nicht möglich.“
„Willst du es denn?“ Reginald stand auf und ging im Zimmer auf und ab. SeinVater war unschlagbar, wenn es um Kreuzverhöre ging.
„Wer will das nicht? Eine Frau wie
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