Collection Baccara 0283
Kartei wurde. Dann käme EBS endlich aus den roten Zahlen heraus.
Darum war Caro nach Barcelona geflogen, um die Hotels an der Costa Brava zu inspizieren, während Sabrina die Amalfiküste abreisen sollte. Ihnen blieben nur knappe zwei Wochen, um ihr Angebot zu schreiben, und Sabrina war nicht bereit, sich von einem verstauchten Knöchel aufhalten zu lassen.
Es gab jedoch noch einen Grund, warum sie nicht krankfeiern konnte. Einen, der viel schwerer wog. Ihr Vater hatte hämisch gelächelt, als sie ihren Sitz im Vorstand der Stiftung Russo aufgab, um sich mit Caro und Devon selbstständig zu machen.
Wie lange soll das gut gehen?, hatte er süffisant gefragt. Drei Wochen? Drei Monate? Ich wette, ihr seid spätestens nach einem Jahr pleite.
Nein, genau das würde nicht geschehen. Sie würde ihrem Dad beweisen, was in ihr steckte. Sabrina war fest entschlossen, EBS zu einer erfolgreichen Firma zu machen. Darum musste sie jetzt von diesem Untersuchungstisch herunter und zusehen, dass sie ihre Termine einhielt.
Sie setzte sich auf und lächelte Marco an. „Könnten Sie jetzt bitte meinen Fuß bandagieren und mir die Schmerzmittel geben? Ich muss weiter.“
„Wohin?“
„Nach Ravello. Dort habe ich ein Hotelzimmer gebucht.“
„Tut mir leid, aber Sie dürfen nicht ans Steuer, solange Sie Medikamente einnehmen, die Ihre Reaktionsfähigkeit einschränken. Das verbieten die italienischen Gesetze.“
„Toll!“ Frustriert stieß Sabrina die Luft aus. „Okay, vergessen Sie das Medikament. Bandagieren Sie nur den Fuß, und werfen Sie mir ein Paar Krücken ins Auto, damit ich an der Küste entlanghumpeln kann.“
Marco zögerte. Er war kurz davor, ihr diese Bitte zu erfüllen. Die Begegnung mit der Doppelgängerin seiner Frau wühlte ihn stärker auf, als ihm recht war. Und nichts täte er lieber, als Sabrina jetzt gehen zu lassen und die Erinnerungen, die sie geweckt hatte, wieder aus seinem Kopf zu verbannen.
Nur spielten seine Wünsche jetzt keine Rolle. Er war Arzt, und er musste an das Wohl der Patientin denken.
„Ich fürchte, Sie unterschätzen den Schweregrad Ihrer Verletzung. Die Zerrung heilt von allein, wenn Sie vorsichtig sind. Aber wenn Sie das Sprunggelenk belasten, kann es zu Folgeschäden kommen, die eine Operation erforderlich machen … oder dazu führen, dass Sie Ihr Leben lang humpeln.“
Sabrina erbleichte.
„Ich empfehle Ihnen, heute in Positano zu bleiben“, fuhr Marco fort. „Dann könnte ich mir Ihren Fuß morgen noch einmal ansehen, und wenn nichts dagegen spricht, dürfen Sie Ihre Reise fortsetzen.“
„Gut … ich bleibe. Ich habe wohl auch keine andere Wahl.“
„Es ist das Beste für Sie. Rafaela … einen Kompressionsverband, bitte.“
Den streckte sie ihm bereits entgegen. Sie ist ebenso tüchtig wie ihre Mutter, dachte Marco erfreut. Er bereute es nicht, die Kosten für ihre Ausbildung zur Krankenschwester übernommen zu haben.
Mit dem Stuhl rollte er dicht an Sabrina heran. Dann nahm er ihren verletzten Fuß vorsichtig auf sein Knie – sie gab keinen Ton von sich, obwohl bestimmt jede Berührung wehtat. Marco bemühte sich, den Verband so sanft wie möglich anzulegen, um ihr unnötige Schmerzen zu ersparen. Der Bereich um den Knöchel herum war stark geschwollen und blau verfärbt.
Ihr prachtvolles Bein hingegen wirkte sehr verführerisch. Die leicht gebräunte Haut schimmerte seidig, und als Marco die Hand an Sabrinas Wade legte, durchzuckte es ihn wie ein elektrischer Schlag. Und diesmal war es nicht der Schock, weil er meinte, Gianetta oder – Gott steh ihm bei! – ihren Geist vor sich zu sehen. Nein, diesmal war es Lust, pures heißes Verlangen.
Gesù! Was war heute bloß los mit ihm? Zuerst fantasierte er von seiner toten Frau. Und dann reagierte er auf die Reize einer Patientin. So etwas durfte sich ein seriöser Arzt nicht erlauben. Und ihm war es bis heute auch noch nie passiert. Da er sich im Stillen Vorwürfe machte, bekam er nur den Rest von Sabrinas Frage mit.
„… ein gutes Hotel empfehlen?“
„Die Saison ist vorüber, Miss Russo“, erklärte Rafaela. „Darum hat nur noch ein Hotel geöffnet: Das Fünfsternehaus Le Sireneuse . Es ist recht elegant und bei Filmstars beliebt. Die Zimmer sind meistens ein Jahr im Voraus ausgebucht, aber ich werde sofort anrufen und fragen, ob man Sie unterbringen kann.“
„Danke.“
Rafaela trat ans Telefon und sprach kurz mit dem Hotel.
Dann schaute sie Sabrina bedauernd an. „Wie ich befürchtet hatte
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