Collection Baccara 0283
seine Frau könnten ein und dieselbe Person sein. Gianetta war tot.
Jetzt war er doch froh, dass sein OP-Team ihn dazu überredet hatte, den längst überfälligen Urlaub zu nehmen und zwischen Weihnachten und Neujahr nicht zu arbeiten. Offensichtlich brauchte er dringend Erholung.
>Entschlossen steckte er das Foto weg und ging den Flur hinunter zum Röntgenraum.
2. KAPITEL
„Autsch!“, stöhnte Sabrina auf, als sie die Beine vom Röntgentisch schwang und sich auf die Kante setzte. Nicht nur ihr Fuß schmerzte, auch die Hüfte.
Und ihren schönen Stiefel hatte man leider aufschneiden müssen, um sie untersuchen zu können – die kläglichen Überreste lagen auf dem Boden.
„Warten Sie, Miss Russo. Ich helfe Ihnen.“ Rafaela schob den Rollstuhl dicht an sie heran, stützte sie und bugsierte sie hinüber. Was sich als gar nicht so einfach erwies …
Sabrina atmete auf, als sie endlich saß.
„Ich bringe Sie jetzt in einen Behandlungsraum“, erklärte die junge Schwester. „Dr. Calvetti wird sich die Röntgenaufnahmen ansehen und anschließend zu Ihnen kommen.“
„Sie haben ihn vorhin mit einem anderen Titel angesprochen. Eccellenza , nicht wahr?“, fragte Sabrina, während sie auf den Flur geschoben wurde.
„ Si .“
„Und warum?“
„Er bevorzugt es, in der Klinik nur Dottore genannt zu werden, doch mir rutscht manchmal Eccellenza raus. Denn meine Mutter macht bei ihm sauber und kocht für ihn, wenn er sich in seiner Villa aufhält, verstehen Sie?“
„Nicht wirklich. Wer ist er?“
„Seine Exzellenz Don Marco Antonio Sonestra di Calvetti, der zwölfte Herzog di San Giovanti, vierzehnter Marquis di Caprielle, neunter Marquis d’Amalfi, Count Palatine, der sechzehnte Baron di Ravenna …“ Sie machte eine Pause. „Oder war es der siebzehnte?“
„Klingt ja imposant. Wie spricht man ihn denn an?“
„Mit ‚Eure Exzellenz‘. Oder ‚Herzog di San Giovanti‘. Ein Herzog ist auf Englisch … ein Duke?“
„Ja, genau.“
„Er hat noch mehr Adelstitel. Sehr viele.“ Rafaela schob den Rollstuhl in den Behandlungsraum, stellte die Bremse fest und blickte Sabrina lächelnd an. „Mama kann die komplette Liste aufsagen, ohne Luft zu holen. Sie arbeitet schon seit ihrer Jugend für die Familie Calvetti.“
Sabrina war beeindruckt. Marco Calvetti durfte sich also nicht nur Dottore nennen, sondern auch Duke, Marquis, et cetera. Und er sah obendrein noch wahnsinnig attraktiv aus. Diese Kombination ließ sie fast vergessen, dass Seine Exzellenz sie beinahe mit einem roten Ferrari überrollt hätte.
Als er dann hereinkam, wurde sie allerdings schnell wieder daran erinnert.
„Die Röntgenbilder zeigen, dass Sie den Sturz ohne Knochenbrüche überstanden haben, Miss Russo. Es gibt auch keine Anzeichen für eine Gehirnerschütterung.“
„Da bin ich aber froh.“
„Möglicherweise könnten Sie jedoch einen Bänderriss im Sprunggelenk haben. Das wissen wir erst nach einem Belastungstest.“
„Dauert so ein Test lange?“
„Nein, nur wenige Minuten. Bei dieser Untersuchung wird Ihr Fuß nur abgetastet, leicht bewegt … Ich kann es gleich machen, wenn Sie die Schmerzen aushalten.“
Schmerzen? Oh! Das klang nicht gut.
„Anschließend gebe ich Ihnen ein Schmerzmittel, doch vorher dürfen Sie nichts einnehmen. Sie müssen mir während des Abtastens ja sagen können, wann es wehtut.“
Wann, nicht ob. Das klang überhaupt nicht gut.
„Okay, Doc, bringen wir’s hinter uns. Oder soll ich Sie lieber Duke nennen?“
„Beides ist korrekt.“ Mit seinen dunklen Augen blickte er tief in ihre. „Aber ich denke, unter den gegebenen Umständen sollten wir alle Titel beiseitelassen.“
Auch wenn sie nicht wusste, welche Umstände er meinte – eine weniger förmliche Anrede war ihr nur recht. „Ja, gern.“
„Gut. Ich bin Marco. Darf ich Sie Sabrina nennen?“
Sie nickte hoheitsvoll. „Sie dürfen.“
„Schön, Sabrina. Sie müssen sich jetzt bitte auf den Untersuchungstisch legen. Aber keine Sorge, Rafaela und ich werden Ihnen dabei behilflich sein.“
Sobald sie lag, rollte die Krankenschwester ihr das linke Hosenbein bis zum Knie hoch. Der Fuß war inzwischen stark geschwollen und blau verfärbt.
Sabrina zog eine Grimasse. „Hübsch!“
„Es wird noch schlimmer, bevor es heilt“, warnte der Arzt … Duke … Marco.
Er wusch sich die Hände und brachte den Geruch von Desinfektionsmittel mit sich, als er einen Hocker an den Untersuchungstisch rollte. Dann setzte er sich
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