Collection Baccara 0283
beobachtete Maggie, wie der König seinen Sohn mit den Nichten des Herzogs bekannt machte. Dabei empfand sie einen kleinen eifersüchtigen Stich, das ließ sich nicht leugnen. Umso besser. Sie durfte nicht vergessen, wer Quadir war – und wer sie war. Jedenfalls keine standesgemäße Partie.
Sekundenlang hing sie romantischen Erinnerungen an den Tanz mit ihm nach. In diesen wenigen Minuten hatte sie gespürt, dass sie immer noch eine lebenslustige junge Frau war, fähig, erotische Gefühle zu entwickeln. Was bedeutete, dass sie bald über Jon hinweg sein würde. Wenigstens etwas.
Skeptisch sah sie zu, wie Quadir eine der jungen Damen auf die Tanzfläche führte. „Viel Glück, meine Liebe“, sagte Maggie leise. „Aber ich fürchte, daraus wird nichts.“
Peinlicherweise setzte gerade im selben Moment die Musik aus. Eine der jungen Damen – Natalie vermutlich – rauschte mit Tränen in den Augen davon.
„Woraus wird nichts?“, wandte der König sich stirnrunzelnd an Maggie.
„Oh, ich …“ Hektisch blickte sie sich nach einem Fluchtweg um. „Ich meinte nichts Besonderes.“
„Nichts Besonderes? Die baldige Vermählung meiner Söhne ist von höchster Priorität. Da sie es selbst damit nicht besonders eilig zu haben scheinen, bleibt mir nichts anderes übrig, als ein bisschen Druck auszuüben.“
„Aber ihm einfach so eine Frau vorzusetzen?“, wandte Maggie vorsichtig ein in der Hoffnung, dass ihre Respektlosigkeit keine Kerkerhaft nach sich zog. „Die beiden sind natürlich wunderhübsch“, beeilte sie sich zu versichern.
Ihre Worte brachten ihr einen zornigen Blick des Königs ein. „Ich nehme an, Sie sagen das nicht einfach so dahin.“
„Nun, Männer lieben die Jagd.“ Das hatte Jon ihr mehr als einmal erklärt.
Der König intensivierte seinen Blick, nur war er jetzt nicht mehr zornig, sondern forschend. „Sind Sie da sicher?“
„Eigentlich schon.“ Tatsächlich war sie sich nur einer Sache sicher – dass sie diesem Gespräch so schnell wie möglich entkommen wollte.
„Und wen beliebt mein Sohn im Moment zu jagen? Sie?“
„Oh nein.“ Sie schüttelte vehement den Kopf. „Ganz und gar nicht. Schließlich arbeite ich für ihn.“
„Sie arbeiten für ihn?“ Der König hob fragend die Brauen.
„Ja, ich restauriere einen seiner Oldtimer.“
„So, so.“ Kurz entschlossen befahl er: „Kommen Sie mit. Ich möchte Ihnen ein paar Gäste vorstellen.“
Er wandte sich ab, ohne darauf zu achten, ob Maggie ihm folgte. Einen winzigen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, einfach die Flucht zu ergreifen. Keine gute Idee, sagte sie sich dann. Schließlich gehörte sie zu den Palastangestellten, und sie wollte ihren Job gern behalten.
Daher ergab sie sich in ihr Schicksal und wurde einigen prominenten Gästen vorgestellt: zwei amerikanischen Senatoren, einer unmöglich gekleideten Filmschauspielerin und dem russischen Botschafter.
Maggie murmelte ein paar höfliche Begrüßungsworte, heilfroh, dass ihr Kleid lang genug war, um ihre nackten Füße zu verbergen. Schließlich bedachte der russische Botschafter, ein gut aussehender älterer Herr mit grauen Schläfen, sie mit einem breiten, wohlwollenden Lächeln. „Darf ich Sie um diesen Tanz bitten, Miss Collins?“
Eigentlich lieber nicht. Laut sagte sie: „Vielen Dank, es ist mir eine Ehre.“
Er nahm sie bei der Hand und führte sie auf die Tanzfläche. Enttäuscht stellte Maggie fest, dass er längst nicht so gut tanzte wie Quadir. Und es war auch nicht annähernd so aufregend, in den Armen des Botschafters zu liegen.
„Sind Sie mit dem König befreundet?“, wollte er etwas zu neugierig wissen.
„Aber nein, wir sind uns heute Abend das erste Mal begegnet.“
„Dann sind Sie also nicht seine Geliebte?“
Maggie wäre fast ins Stolpern geraten. „Absolut nicht. Ich bin lediglich eine Angestellte im Palast.“
„Ich verstehe. Nennen Sie mich doch einfach Vlad.“
Ach, das musste nun auch nicht sein. Sein Lächeln war ziemlich schmierig. Warum war ihr das bloß vorher nicht aufgefallen?
„Ich bin ein einflussreicher Mann, Maggie. Unsere Bekanntschaft könnte sich als erfreulich für uns beide erweisen.“
Der Schock musste ihr deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn der Botschafter lächelte. Viel zu selbstzufrieden, wie sie fand. „Überrascht Sie meine unverblümte Art?“
Nicht wirklich, dachte sie genervt. „Herr Botschafter …“
„Vlad.“
Nein, so wollte sie ihn nun wirklich nicht nennen.
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