Collection Baccara 0283
kein bisschen eingebildet. Geldgier passte nicht zu ihr, und trotzdem wusste er, wie viel ihr an dem großzügigen Honorar lag, das er ihr bezahlte. Mit ein bisschen Glück war sie bereit, sich auch andere Dienste vergüten zu lassen – Dienste, die ihm seinen Vater vom Hals halten würden.
„Das ist ja wie Weihnachten und Ostern zusammen!“ Atemlos bestaunte Maggie die Pakete, die sich vor ihrem Büro stapelten. Sie wusste gar nicht, wo sie zuerst anfangen sollte.
„Sie sehen glücklich aus.“
Maggie wirbelte herum. Da stand Quadir, frisch und gut aussehend wie immer, als hätte er sich nicht die halbe Nacht auf einem Ball um die Ohren geschlagen.
„Ich liebe Express-Lieferungen.“ Sie wies vage auf die Pakete. „Es ist wie ein Wunder. Ich weiß gar nicht, welches ich zuerst öffnen soll. Wenn ich nur an all die Schätze denke, die auf mich warten. Scheinwerfer, Getriebe, Kolben, Bremsklötze …“ Vor Aufregung waren ihre Wangen zart gerötet.
Quadir betrachtete sie voller Wärme. „Sie sind eine ganz außergewöhnliche Frau.“
„Das höre ich nicht zum ersten Mal.“ Sie holte ein Taschenmesser aus ihrem Büro und wollte sich schon über eines der Pakete hermachen, als sie plötzlich zurückzuckte. „Möchten Sie vielleicht …“ Zögernd hielt sie ihm das Messer hin.
„Nicht wirklich.“ Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Okay.“ Geschickt durchschnitt sie das Klebeband und tauchte mit beiden Händen ins Innere des Pakets. Nach kurzem Wühlen zog sie einen Klarsichtbeutel mit Dichtungsringen hervor. „Sind sie nicht schön?“, fragte sie atemlos.
Jetzt konnte er nicht anders, er musste laut lachen. „Wie ich schon sagte – ganz außergewöhnlich.“ Ernst fügte er hinzu: „Maggie, ich würde Sie gern kurz sprechen.“
„Okay.“ Mit leichtem Widerstreben trennte sie sich von ihren Dichtungsringen und folgte Quadir in ihr Büro. Dort hockte sie sich auf die Schreibtischkante und sah ihn erwartungsvoll an. Sie versuchte, das leise Unbehagen zu verscheuchen. Bis jetzt hatte sie ja noch gar nicht richtig mit der Arbeit angefangen, Quadir konnte also unmöglich etwas Ernsthaftes zu kritisieren haben. Genau genommen wirkte er auch gar nicht unzufrieden, im Gegenteil. Sein Blick war freundlich und irgendwie hoheitsvoll, wie immer. Und wie immer schien er bis in ihre Seele zu blicken. Maggie erschauerte unwillkürlich.
„Was halten Sie von mir?“, wollte er zu ihrer Überraschung wissen.
„Wie bitte?“ Sie blinzelte erstaunt.
„Wir kommen doch gut miteinander aus, oder?“
War das eine Fangfrage? „Ja“, antwortete Maggie vorsichtig.
„Gut. Dann sind wir uns in diesem Punkt ja einig.“
Wie bitte? Leicht benommen fragte sie sich, worauf das alles hinauslief.
„Wir haben also jede Menge gemeinsam“, fasste er zusammen.
Jetzt hätte sie beinahe laut gelacht. Was sollten sie, um Himmels willen, gemeinsam haben? Eine Leidenschaft für edle arabische Pferde vielleicht? Oder für exklusive Partys?
„Autos“, erklärte er. „Wir lieben beide Autos.“
„Okay“, räumte sie ein.
„Ich denke gerade an Ihren Familienbetrieb, Maggie. Sehe ich das richtig? Sie sind bis über beide Ohren verschuldet und stehen kurz vor der Pleite?“
Das war noch untertrieben. Die Pleite hatte sie bereits hinter sich. „Stimmt.“
„Also könnten Sie doch ganz gut noch mehr Geld gebrauchen, oder?“
„Mehr Geld schadet nie.“ Jetzt endlich begriff sie. Ihre Augen leuchteten auf, als sie fragte: „Sie haben noch einen zweiten Wagen, den ich restaurieren soll?“
„Tut mir leid, nein. Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.“
Wenn sie nur ein kleines bisschen mehr wie Victoria wäre, hätte sie geschworen, dass es auf eine Anmache hinauslief. Aber wie sie hier vor Prinz Quadir stand, in einem ölverschmierten Overall – unmöglich. „Ich höre.“
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Sie haben ja bereits mitbekommen, mit welchem Enthusiasmus mein Vater mich zu verkuppeln versucht. Und Sie wissen auch, dass ich kein Interesse an seinen Kandidatinnen habe. Der König lässt allerdings erst locker, wenn er davon überzeugt ist, ich sei in festen Händen.“
Sie nickte zustimmend. „Klingt logisch.“
„Freut mich, dass wir auch in diesem Punkt einer Meinung sind. Ich schlage Ihnen also folgendes Arrangement vor: Ich würde einige Wochen mit Ihnen ausgehen, insgesamt vielleicht drei oder vier Monate. Anschließend würden wir durchsickern lassen, wir
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