Collection Baccara 0283
hofiert wurde. Zur Gewohnheit würde ihr diese Rolle schon nicht werden, dazu war das Girlie-Dasein viel zu unbequem.
„Ihr Land gefällt mir“, sagte sie. „Zumindest, was ich bis jetzt davon gesehen habe.“
„Die Stadt lässt sich natürlich nicht mit den ländlichen Gegenden vergleichen. Sie sind um einiges rückständiger. Und draußen in der Wüste leben die Menschen noch ganz traditionell.“
„So romantisch das vielleicht auch sein mag, ich könnte das sicher nicht. Dazu bin ich zu sehr an den modernen Komfort gewöhnt“, gestand sie.
„Mir geht es genauso. Einer meiner Brüder hat sich für dieses Leben entschieden. Und der scheint ganz glücklich damit.“
Eine Weile tanzten sie schweigend, schwebten in vollendeter Harmonie über die Tanzfläche. Irgendwann wurde Maggie sich Quadirs Nähe intensiv bewusst. Sie spürte die Wärme seines Körpers und erschauerte. Forschend suchte sie seinen Blick, unsicher, ob das überhaupt angebracht war. Immerhin war er ein Prinz und somit an eine gewisse Distanz gewöhnt. Aber er schien sich nicht an ihrer Ungezwungenheit zu stören, und Maggie begann den Körperkontakt mit ihm zu genießen. Womöglich sogar mehr, als klug war.
Es ist doch nur ein Tanz, beruhigte sie sich selbst. Die Nacht verzauberte sie, nicht der Mann. Doch das Kribbeln im Bauch ließ sich nicht einfach ignorieren. Vielleicht war es doch eher der Mann?
„Haben Sie eigentlich manchmal Heimweh?“, wollte Quadir wissen.
„Nicht heute Abend.“
„Aber sonst?“
„Ein bisschen. Obwohl der Job hier das Beste ist, was mir passieren konnte.“
„Auf zu neuen Ufern?“
„Ja, das trifft es in etwa.“
In diesem Moment endete das Musikstück. Enttäuscht registrierte Maggie, dass Quadir sich von ihr löste. Sofort ersetzte eisige Kälte das warme Wohlgefühl. Am liebsten hätte Maggie ihn wieder an sich gezogen. Sie sehnte sich nach der Geborgenheit seiner Umarmung.
Victorias warnende Worte fielen ihr ein. Doch sie tat sie mit einem Achselzucken ab. Quadirs Welt war Lichtjahre von ihrer entfernt. Auch wenn es zwischen ihnen noch so sehr prickelte, nichts würde geschehen.
Gerade als sie sich entschuldigen und zum Gehen wenden wollte, trat ein hochgewachsener, Respekt einflößender Mann zu ihnen, der ihr seltsam bekannt vorkam.
„Da steckst du also“, sagte er. „Ich habe dich schon überall gesucht.“
>„Vater, darf ich dir Maggie Collins vorstellen? Maggie, das ist mein Vater, König Mukhtar von El Deharia.“
4. KAPITEL
Der König?
Maggie erstarrte. Sollte sie jetzt knicksen – oder gar einen Diener machen? In diesem Moment wurde ihr mit Schrecken bewusst, dass sie barfuß war. Himmel, ihre erste Begegnung mit einem richtigen König – und sie lief ohne Schuhe herum!
„Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte der König mit einstudiertem Charme, ohne sie jedoch eines Blickes zu würdigen. Stattdessen wandte er sich mit strengem Blick an seinen Sohn. „Quadir, ich möchte, dass du Sabrina und ihre Schwester Natalie kennenlernst. Ihr Onkel ist ein britischer Herzog. Altes Adelsgeschlecht.“ Er senkte die Stimme zu einem vertraulichen Raunen. „Verdammt hübsche Mädchen, wenn du mich fragst. Ihre ältere Schwester hat bereits zwei Kinder. Fruchtbarkeit scheint also in der Familie zu liegen.“
Maggies anfänglicher Schock war in Belustigung umgeschlagen. Sie hoffte bloß, nicht jeden Moment in hysterisches Gelächter auszubrechen. Es waren nicht nur die Worte des Königs, die sie dazu reizten, sondern eher noch Quadirs ausgesprochene Leidensmiene.
Das Leben als Prinz hatte offensichtlich auch seine Schattenseiten. Als Maggie sich wieder halbwegs gefasst hatte, wollte sie sich möglichst unauffällig entfernen.
Quadir warf ihr einen scharfen Blick zu. „Sie bleiben hier.“ Das klang wie ein Befehl, nicht wie eine Bitte.
„Oh, aber Sie möchten doch jetzt sicher eine der jungen Damen zum Tanz auffordern, oder?“, gab sie mit unschuldigem
Augenaufschlag zurück. „Ich persönlich finde ja Sabrina sehr liebreizend.“
„Ganz meine Meinung.“ Der König bedachte sie mit einem wohlwollenden Lächeln.
Mit gefährlich blitzenden Augen zischte Quadir ihr zu: „Aber Sie haben ja gar keine Ahnung, welche der beiden Sabrina ist.“
„Die sind doch beide recht ansehnlich. Und intelligent wirken sie auch. Was wollen Sie mehr?“
Bevor Quadir etwas darauf erwidern konnte, legte sein Vater ihm entschlossen die Hand auf den Arm.
Aus sicherer Entfernung
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