Collection Baccara Band 0250
fühlte sich schuldig.
Und hielt den Mund.
Ethans Ohren summten. Wenn er nur das Lenkrad fest genug umklammert hielt, würde er vielleicht bald aufhören, innerlich zu zittern.
Seit er sechzehn gewesen war, hatte er keine solche Wut mehr verspürt. Er hatte seitdem auch nie mehr so viel Angst gehabt. Allerdings hatte er sich damals erst hinterher gefürchtet. Als er abwarten musste, ob Robert Parkington auf der Intensivstation durchkam. Ob er als Mörder festgenommen werden würde.
Es war sinnlos zu versuchen, nicht daran zu denken. Die Bilder verfolgten ihn, und die dazugehörigen Gefühle ebenfalls.
Ethan erinnerte sich an das Geräusch, das er gehört hatte, als Parkingtons Kopf gegen das Geländer geprallt war. Eine Art dumpfes Knacken, aber laut. Er hatte sofort gewusst, dass etwas Schreckliches passiert war. Das Schrecklichste, seit seine Tante ihm von seinen Eltern erzählt hatte und von den bewaffneten Kriminellen, denen sein Vater sich in den Weg zu stellen versucht hatte.
Einer von Roberts Freunden hatte immer noch auf ihn eingeschlagen. Ethan hatte ihn einfach hochgehoben und ein paar Meter geworfen. Das war normalerweise nicht möglich. Der Kerl hatte garantiert neunzig Kilo gewogen, und obwohl Ethan jung und stark gewesen war – er war kein Superheld aus einem Comic-Heft.
Aber er wollte zu Robert Parkington hinrennen, der so still dalag. Dort, wo Ethans Schlag ihn hingeschleudert hatte. Ein einziger Schlag, mit Ethans ganzer Wut dahinter.
Parkington hatte Schwächere tyrannisiert und war ein Feigling, aber er hatte nichts wirklich Schlimmes getan. Er war kein Mörder wie die Männer, die Ethans Eltern umgebracht hatten. Parkington war auch nicht so gewesen wie diese jugendlichen Gangster vorhin.
Diesmal hatte Ethan nicht die Beherrschung verloren. Aber er war nahe daran gewesen. Ethan hatte gewusst, dass es von einem Moment zum nächsten wieder hätte passieren können. Benutze deine Gefühle, aber lass dich nicht von ihnen benutzen. Das hatte ihm sein Kampfsport-Lehrer immer wieder gesagt. Wut war eine Kraftquelle, eine Form von Energie wie die Schwerkraft oder elektrischer Strom. Wenn man sie beherrschte, konnte man sie nutzen. Wenn nicht, wirkte sie unkontrolliert zerstörerisch.
Heute habe ich es gut hinbekommen, dachte Ethan. Ich bin souverän geblieben, habe die Wut durch mich hindurch fließen lassen, statt von ihr mitgerissen zu werden. Das Ausmaß an Schaden, das er angerichtet hatte, war nicht über das hinausgegangen, was nötig gewesen war, um Claudia zu helfen. Aber wenn er an ihr Gesicht dachte, daran, wie blass sie gewesen war, wie sie verzweifelt versucht hatte, sich zu wehren … Diese Mistkerle! Am liebsten würde Ethan zurückfahren und immer weiter auf diese miesen Typen einschlagen.
Und wenn er daran dachte, was geschehen wäre, wenn er das Haus nur ein paar Minuten später verlassen hätte … „Verdammt, wieso sagen Sie denn nichts?“
„Weil Sie mir gesagt haben, dass ich den Mund halten soll.“
„Seit wann tun Sie denn, was man Ihnen sagt?“ Ausgerechnet jetzt fing sie damit an! Jetzt, wo er wollte, dass sie dummes Zeug redete, damit er sie anschreien konnte.
„Könnten Sie die Heizung einschalten? Mir ist kalt.“
Zum ersten Mal, seit er losgefahren war, sah Ethan Claudia an. Sie saß zusammengekauert und mit gesenktem Kopf auf dem Beifahrersitz, ihr nasses Haar klebte ihr im Gesicht und an ihrem gebeugten Rücken.
Er war nicht nur gewalttätig, er war auch ein Idiot. Ihm genügte sein Adrenalin, um ihn warm zu halten, und zwar lange. Bei ihr war das natürlich anders. Sie hatte Angst und fror, weil sie unter Schock stand.
Er schaltete die Heizung ein. „Alles in Ordnung?“, fragte er barsch. „Sind Sie verletzt?“
„Nein. Ich habe bestimmt ein paar blaue Flecken, aber sonst nichts. Ich bin ziemlich durcheinander.“ Sie hob ihre Hände, sah sich an, wie sie zitterten, und ließ sie wieder sinken. „Es tut mir leid, Ethan. Das war furchtbar dumm von mir.“
Absolut, dachte er.
„Das muss schlimm für Sie sein. Rick hat mir erzählt, was damals auf der Highschool passiert ist.“
„So ein Vollidiot!“
„Aber was heute passiert ist, hat damit gar nichts zu tun!“ sagte sie heftig. „Sie waren ja auch damals im Recht. Die Polizei hat festgestellt, dass es Notwehr war. Diese Kerle sind zu dritt über Sie hergefallen! Das war …“
„Hat Rick auch erzählt, dass Robert Parkington hätte sterben können?“, brüllte Ethan los. „Ich habe
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