Collection Baccara Band 0250
war besser, als daran zu denken, was Claudia beinahe passiert wäre.
Wie war es überhaupt dazu gekommen, dass er mit ihr über seine schlimmsten Erinnerungen geredet hatte?
Sie hatte ihn irgendwie hereingelegt. Das würde ihr nie wieder gelingen! Beruhige dich, ermahnte Ethan sich. Er hatte immer noch vor, ihr die Leviten zu lesen, aber das konnte er auch mit kühlem Kopf tun. Ganz vernünftig. Wenn er damit fertig war, würde sie nie wieder so etwas Dummes tun wie heute.
Er wollte nicht zu streng mit ihr sein. Sie steht wahrscheinlich noch unter Schock, dachte er und warf ihr einen Seitenblick zu. Zwar hockte sie nicht mehr zusammengekauert und frierend da, aber sie sah auch nicht aus wie die strahlende Miss Barone auf den Gesellschaftsseiten der Hochglanzmagazine. Sie war immer noch blass, und ihr Haar hing ihr in nassen Strähnen im Gesicht.
Sie waren fast bei dem Mietshaus angekommen, in dem sie wohnte. „Ich komme mit rein“, verkündete er.
„Oh, das wird nicht nötig sein“, versicherte sie ihm lächelnd.
„Das ist absolut nötig.“ Ruhig und vernünftig. So würde er die ganze Angelegenheit angehen. Ethan parkte direkt vor dem Haus und stellte den Motor ab.
„Hier können Sie nicht aussteigen!“ Claudia ergriff seinen Arm.
„Das können Sie sich sparen, ich komme mit.“
„Sie stehen im Parkverbot!“
„Na und?“ Ethan stand schon auf dem Gehsteig und knallte die Autotür zu.
8. KAPITEL
Claudia war zum Weinen zumute. Sie glaubte nicht, dass sie ihr Zittern noch lange unter Kontrolle halten konnte. Jetzt wollte sie allein sein.
Aber der Mann, der sie gerettet hatte, stand neben ihr im Aufzug. Er wirkte wie eine pechschwarze Gewitterwolke. Claudia wollte, dass er schnell verschwand. Sie musste ihn loswerden, und zwar bald … Sonst würde sie ihm nämlich schluchzend in die Arme sinken.
Bei dieser Vorstellung wand sie sich innerlich. Ich werde mir seine Standpauke anhören, beschloss sie. Ihm war anzusehen, dass er entschlossen war, ihr eine zu halten. Er würde Luft ablassen und dann endlich verschwinden.
Claudia steckte den Wohnungsschlüssel ins Schloss. Na bitte, ihre Hand zitterte nicht mehr.
„Also gut“, sagte sie, als sie die Tür hinter Ethan schloss. „Legen Sie los! Vielleicht schaffen Sie es dann wieder auf die Straße, bevor Ihr Wagen abgeschleppt wird.“
„Vergessen Sie endlich mein verdammtes Auto!“ Seine Stimme wurde noch lauter, als er ihr klarmachte, was für eine unglaubliche Dummheit sie begangen hatte. Gestikulierend ging er dabei auf und ab, blieb schließlich neben Claudias weißem Zweisitzersofa stehen und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
Dieses Sofa hatte Claudias Großmutter gehört. Sie hatte es restaurieren lassen. Wochenlang hatte sie nach einem Stoff gesucht, der dem Originalbezug genau entsprach. Claudia liebte es, auf diesem Sofa zu sitzen und zu lesen. Ab und zu verbrachte sie sogar einen ganzen Tag darauf. Sie las nur Romane, lustige Geschichten oder fantastische Erzählungen über Helden und Jungfrauen und Drachen …
Ethan stand dicht vor ihr. „Haben Sie überhaupt mitbekommen, was ich gesagt habe?“
„Wie bitte? Nein, ich glaube nicht. Normalerweise habe ich nichts gegen einen guten Streit, aber momentan bin ich nicht in der Verfassung dazu. Sie haben es zwar geschafft, gegen meinen Willen hier hereinzukommen, aber Sie können mich nicht zwingen, Ihnen zuzuhören, oder?“ Sie lächelte ihn an.
Etwas Seltsames geschah. Von einem Moment auf den anderen war seine Wut verraucht. „Oh, Claudia! Sehen Sie sich nur an!“ Im nächsten Augenblick nahm er sie in die Arme.
Er war so groß und stark. Und nass. Ethans feuchter Trenchcoat roch nach Zigarettenrauch. Wahrscheinlich war das der Grund, warum Claudia nicht mehr richtig atmen konnte. „Mir geht’s gut“, brachte sie hervor. „Alles in Ordnung.“
„Das weiß ich doch.“ Er streichelte sanft ihr Haar. „Alles in Ordnung. Aber lächeln Sie mich nicht mehr so an. Mir gegenüber muss das nicht sein. Sie sind in Sicherheit. Es ist alles in Ordnung.“
„J…ja.“ Ohne ihr Zutun krallten sich Claudias Hände in Ethans Trenchcoat. Das Zittern war doch noch nicht verschwunden, bemerkte sie. Sie schauderte. „Sie wollten mir wehtun, Ethan! Sie hatten nicht einmal etwas gegen mich –sie waren nur gelangweilt, und ich war gerade da! Vielleicht haben sie ja alle ein schreckliches Leben gehabt und wissen es nicht besser, aber … aber sie wollten mir wehtun!“
„Pst.“
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