Collection Baccara Band 0250
ihm den Kiefer gebrochen und ihn gegen ein Eisengeländer geschlagen! Er hatte einen Schädelbruch!“
„Ja, das hat Rick auch gesagt. Sie müssen eine Riesenangst gehabt haben.“
Sie kapierte es einfach nicht! „Ich hatte keine Angst! Ich habe damals die Beherrschung verloren, habe nur noch rotgesehen!“
„Wut ist doch nur umgewandelte Angst, oder?“
„Sie haben ja keine Ahnung, wovon Sie reden!“ Ethans Mund war so trocken wie damals, als Robert Parkingtons Freunde ihm die Hände hinter dem Rücken festgehalten hatten. Er war überrascht gewesen. So überrascht, dass er nicht hatte denken können. Und dann hatte Parkington ihn geschlagen. Zuerst in den Magen. Das hatte wehgetan, ihm aber sonst wenig ausgemacht. Ethans Bauchmuskeln waren steinhart gewesen, wegen des Konditionstrainings, das der Footballtrainer von ihm verlangt hatte. Also hatte er Parkington angespuckt und ihn einen Feigling genannt. Parkington war feuerrot geworden und hatte Ethan ins Gesicht geschlagen, mit beiden Fäusten. Er hatte immer noch eine Narbe davon.
Und dann war es passiert …
„Rick hat gesagt, die drei hatten es auf einen Jüngeren abgesehen“, sagte Claudia. „Sie sind dazwischengegangen.“
„Wenn drei Kerle vom College da auftauchen, wo die Jugendlichen von der Highschool sich treffen, suchen sie normalerweise Streit. Sie halten Ausschau nach jemandem, den sie anmachen können. Ich dachte mir, das können sie haben, aber nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatten.“ Er schüttelte den Kopf. „Eine Riesendummheit von mir.“
„Dazwischenzugehen war nicht dumm. Vielleicht haben Sie es nur nicht sehr klug angefangen.“
Ethan schnaubte. „Das können Sie laut sagen.“ Er hatte den dreien gesagt, sie sollten mit ihm um die Ecke gehen, wenn sie den Mut dazu hatten. Halbherzig hatte er darauf gehofft, einer seiner Freunde wäre vielleicht in der Nähe, aber im Grunde war es ihm egal gewesen. Er hatte gewusst, dass er groß und stark war, und nüchtern, im Gegensatz zu den College-Typen. „Ich kam mir cool vor. Und damals stand ich aufs Kämpfen.“
„Ich kann nicht behaupten, dass ich das verstehe. Aber viele männliche Jugendliche sind so. Jetzt kämpfen Sie ja nicht mehr gern, aber Sie können es sehr gut.“ Ethan war sich nicht sicher, ob das eine Feststellung oder eine Frage war.
Er schüttelte den Kopf. Es ging nicht darum, was er mochte und was nicht. „Zwei Wochen, nachdem Parkington aus dem Krankenhaus heraus war, habe ich erfahren, dass er regelmäßig zur Krankengymnastik musste. Er hatte teilweise die Kontrolle über den linken Arm verloren. Das hatte etwas mit dem Schädelbruch zu tun. Ich … Es hat mir keine Ruhe gelassen. Mein Onkel hat mir zugeredet, ich soll Judo lernen.“
„Komischer Ratschlag, wenn Ihnen das helfen sollte, mit Ihren Gefühlen fertig zu werden.“
„Es war genau das, was ich brauchte. Onkel Luke hat gesagt, wer so groß und stark ist wie ich, wird immer wieder in Situationen kommen, wo er sich oder andere Menschen verteidigen muss. Also sollte ich lernen, wie man das tut, ohne jemanden dabei umzubringen.“
„Oh.“ Claudia dachte anscheinend darüber nach. Dann nickte sie. „Haben Sie damals gelernt, mit einem Stock zu kämpfen?“
„Später. Zuerst musste ich Disziplin lernen.“ Einen kühlen Kopf zu behalten. Kämpfe zu vermeiden, wann immer das möglich war, und sie schnell zu gewinnen, wenn nicht. Nur genau so viel Kraft aufzuwenden wie unbedingt nötig, und kein bisschen mehr. Sich selbst wieder zu vertrauen.
„Ich glaube, ich würde Ihren Onkel mögen …“ Sie warf Ethan einen schnellen Blick zu. „Ist Parkingtons Arm wieder in Ordnung?“
„Ja.“ Als Ethan angefangen hatte, neben seiner Ausbildung für seinen Onkel Thomas zu arbeiten und dabei die Grundlagen des Detektivberufs zu erlernen, hatte er herausgefunden, dass Parkington seinen Arm wieder normal benutzen konnte.
„Da bin ich froh“, sagte Claudia und schwieg von nun an.
Nach ein paar Minuten stutzte Ethan.
Was war passiert? Seine Schultern waren nicht mehr verspannt. Seine Hände waren locker. Er zitterte nicht mehr innerlich. Stattdessen … fühlte er sich gut. Lebendig.
Dafür gab es natürlich einen ganz einfachen, körperlichen Grund. Erregung bewirkte so etwas bei einem Mann. Das ist eine völlig normale Reaktion, sagte er sich. Nach dem Adrenalinschub von vorhin.
Aber sein Zorn war verraucht. Vollkommen verschwunden. Himmel noch mal, er wollte aber wütend sein! Das
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