COLLECTION BACCARA Band 0259
Einkaufswagen schob sich an ihnen vorbei, und Rebecca machte ihr Platz.
„Es ist doch sehr verwunderlich, dass sie überhaupt noch etwas zu essen kaufen kann, nachdem Herb so viel Geld in der Kneipe lässt“, meinte Helen missbilligend.
„Man fragt sich, warum sie unbedingt so viele Kinder haben muss. Es heißt, sie sei schon wieder schwanger …“
Die beiden Frauen machten sich nicht einmal die Mühe, die Stimmen zu senken, und Rebecca sah, wie der jüngeren Frau die Röte über den Hals kroch, als sie ihre Einkäufe in einem Kombi verstaute, der auch schon bessere Tage gesehen hatte.
Rebecca wandte den Blick ab. Großmutter, warum flüstern die Frauen immer über mich? Sie sah die Szene im Country Club wieder vor sich. Sechs Jahre alt war Rebecca gewesen und gerade vom Schwimmunterricht gekommen. Und zum ersten Mal hatte sie dieses Unbehagen gespürt, hatte die Blicke registriert, die man ihr zuwarf, hatte das Flüstern bemerkt.
Ihre Großmutter hatte sie über ihre Lesebrille hinweg angesehen. Das bildest du dir ein, Rebecca.
Das ist nicht wahr! Flüstern sie, weil ich keinen Daddy habe?
Nein, sondern weil deine Mutter eine Närrin ist. Und du bist ihre Tochter. Sie werden immer über dich reden. Und deshalb darfst du ihnen nie – hörst du: nie! – Grund dazu geben. Du darfst keine Schande über den Namen Dahlgren bringen.
Erst sehr viel später verstand Rebecca, was es in diesen Kreisen bedeutete, keinen Vater zu haben. Sie war der ständige lebende Beweis dafür, wie töricht ihre Mutter gewesen war.
„Das siebte!“, riss Barbs empörter Ausruf sie aus ihren Gedanken.
Rebecca fuhr zusammen. „Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen“, wandte sie sich an Helen Solsongs Freundin, „aber ich muss jetzt wirklich …“
„Sie dürfen auf keinen Fall schon gehen!“ Helen umfasste Rebeccas Arm. „Ich bekomme Sie ja leider so selten zu sehen.“
„Ich habe viel zu tun“, erwiderte Rebecca mit einem höflichen Lächeln.
„Sie arbeiten viel zu viel. Sie sollten mehr unter Leute gehen – und sich passende Gesellschaft suchen.“
Rebecca war zu höflich, um Helen mitzuteilen, dass sie sie und ihre Freundin Barb nicht in diese Kategorie einordnete.
„Ich mache mir wirklich Sorgen um Sie“, sagte Helen jetzt. „Und nun sind Sie auch noch für die Suslands tätig, habe ich gehört.“
„Ja, ich hoffe sehr, dass es klappt“, erwiderte Rebecca mit einem gespielt fröhlichen Lächeln. „Ich lerne dabei jede Menge über die Arbeit auf einer Ranch.“
„Sie lernen dort vielleicht mehr, als Sie wissen möchten“, meinte Helen bedeutungsvoll.
„Ich finde Marti Susland ganz reizend“, hörte Rebecca sich sagen.
Helen verzog säuerlich die Lippen. „Der äußere Schein kann trügen.“
„Wie wahr“, stimmte Barb ihr nicht minder säuerlich zu.
„Nun, jedenfalls geht auf der Ranch nicht alles mit rechten Dingen zu. Leben und leben lassen, das ist ja gut und schön für manche Leute, denen es egal ist, mit wem sie es zu tun haben. Aber ich habe höhere Ansprüche“, entrüstete sich Helen.
„Ich muss jetzt wirklich …“
„Ich halte es für meine Pflicht, eine junge Frau wie Sie, die aus einer wirklich guten Familie stammt, zu warnen.“ Helen hatte sich in Fahrt geredet.
„Das ist bestimmt nicht nötig. Ich …“
„Wissen Sie, dass Kendra den Vater ihres Sohnes erst zwei Jahre nach der Geburt geheiratet hat? Sie kam zurück, schwanger und ledig, und erwartete, dass alle sie hofierten, nur weil ihre Mutter eine Susland war und sie beim Fernsehen gearbeitet hatte. Und dieser Mann, den sie dann geheiratet hat, dieser Daniel Delligatti … Angeblich ist er ja so ein toller Pilot, aber er ist kein richtiger Amerikaner, egal, was die anderen behaupten.“
Barb nahm den Faden auf. „Und Ellyn war früher ein wirklich nettes Mädchen, immer hübsch angezogen. Aber seit sie da draußen lebt, ist sie so – so derb geworden. Es ist mir ein Rätsel, wie ausgerechnet Colonel Griffin auf die Idee kam, sie zu heiraten. Eine Frau, die schon einmal verheiratet war und zwei Kinder hat!“
Rebecca wurde von einer leichten Übelkeit ergriffen.
„Und dann Luke Chandler … Dieser Daniel Delligatti hat wenigstens noch Manieren, Amerikaner hin oder her. Man sollte annehmen, dass jemand, der als Kind auf der Ranch gelebt hat, ein paar Fragen über die Familie beantworten kann. Schließlich wollte ich nur von ihm wissen, wann er endlich sesshaft zu werden gedenkt. Und was hat der Rüpel
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