COLLECTION BACCARA Band 0259
Wüstenlandschaft ist einfach unbeschreiblich, und es ist ein ganz besonderes Gefühl, dort hoch zu Ross unterwegs zu sein. Ich kam mir vor wie in dem Film Der Wind und der Löwe. Und das Zelt erst … Wie aus Tausendundeiner Nacht.“
Cleo rutschte ungeduldig auf dem Sofa hin und her. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber wir machen uns Sorgen. Du bist viel früher als geplant zurückgekehrt. Und ohne Murat. Außerdem wirkst du ziemlich unglücklich. Und da dachten wir, du willst vielleicht dein Herz ausschütten. Aber fühl dich bitte zu nichts gezwungen.“
Daphne biss sich auf die Unterlippe. Sie hätte viel darum gegeben, sich jemandem anzuvertrauen, aber … „Ihr seid beide in einer völlig anderen Situation“, begann sie vorsichtig.
„Du meinst, wir beide lieben unsere Ehemänner, und du bist dir nicht sicher, ob du deinen auch liebst“, vermutete Billie geradeheraus. Sie sah Daphne fragend an. „Stimmt’s?“
„Ja“, gestand sie deprimiert.
„Ich wusste es.“ Billie klopfte sich triumphierend auf den Schenkel. „Aber Murat ist doch ganz okay, oder nicht?“
„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.“
Erst in diesem Moment wurde Daphne klar, dass sie tatsächlich nicht wusste, was sie für ihn empfand. Sicher war nur, dass ihr die Umstände ihrer Heirat nicht gefielen.
„Hast du ein Problem damit, einmal Königin dieses Landes zu sein?“, tastete Cleo sich weiter vor.
„Natürlich nicht“, widersprach Billie prompt. „Daphne ist eine Frau von Format, das sieht man doch gleich.“
Cleo stöhnte gespielt entnervt auf. „Dich hat doch gar keiner gefragt.“
„Wann streitet ihr beiden euch eigentlich ausnahmsweise mal nicht?“ Daphne seufzte.
„Wenn wir nicht zusammen sind.“ Cleo hakte sich freundschaftlich bei Billie unter. „Hey, wir verstehen uns blendend. Ich streite mich zu gern mit ihr. Es ist wie Sport.“
Billie nickte eifrig. „Jefri und Sadik sind es schon gewohnt, nicht zu Wort zu kommen, wenn wir vier zusammen essen.“
„Also, wie steht es nun mit der Rolle als Königin?“, kam Cleo zum Thema zurück.
„Ich weiß es nicht. Manchmal glaube ich, ich könnte Murat wirklich eine Stütze sein. Er hat niemanden, dem er sich anvertrauen kann. Womit ich nichts gegen seine Brüder gesagt haben will.“
Cleo und Billie wechselten einen raschen Blick. „Ich weiß, was du meinst“, erklärte Cleo. „Sadik trifft sich oft zu Besprechungen mit Murat, aber dabei geht es immer nur um sein Fachgebiet. Murat trägt die ganze Verantwortung. König Hassan gibt immer mehr Regierungsaufgaben an ihn ab. Eine Ehefrau, der er vertraut, könnte ihm helfen, die Last zu tragen.“
„Ja. Ich glaube, ich könnte ihn tatsächlich unterstützen. Außerdem muss ich zugeben, dass ich durch meine Erziehung darauf vorbereitet bin, einmal einen einflussreichen Mann zu heiraten.“
„Wie schön, wenn man nicht erst lernen muss, welche Gabel wofür benutzt wird“, seufzte Billie.
Daphne lächelte verschmitzt. „Diese Fähigkeit hat sich schon ausgezahlt.“
„Also, das ist offensichtlich nicht das Problem“, stellte Cleo fest. „Das bedeutet, es geht um Murat selbst. Ich fürchte, liebe Schwägerin, damit musst du allein fertig werden.“
Daphne nickte traurig. „Trotzdem danke für eure Unterstützung.“
Billie rutschte auf die Kante des Sofas und beugte sich vertraulich vor. „Ich muss noch rasch etwas loswerden, aber Cleo, du versprichst mir, dass du es niemandem erzählst. Auch nicht Sadik.“
„Ich verspreche es.“
Billie sah Daphne eindringlich an. „Falls du das Land verlassen willst, sag mir Bescheid. Ich fliege dich in die Staaten zurück. Wir brauchen höchstens fünf Stunden.“
„Sonst dauert der Flug doch viel länger. Wie ist das möglich?“
Billie grinste. „Wir nehmen einen Jet und fliegen ohne Gepäck. Ich brauche eine Stunde Vorbereitungszeit. Wenn du es irgendwann hier nicht mehr aushältst, ich bringe dich raus.“
Daphne stiegen Tränen in die Augen – Tränen der Rührung. So viel Hilfsbereitschaft von zwei Frauen, die sie kaum kannte.
„Danke für das Angebot. Ich glaube nicht, dass es so schlimm wird, aber im Notfall weiß ich, wo ich dich finde.“
Nach dem Lunch verabschiedeten sich ihre Schwägerinnen. Daphne unternahm einen ausgedehnten Spaziergang durch den Garten. Wie schon so oft bewunderte sie die Bronzestatue dort, die Abbildung eines Wüstenkriegers auf dem Rücken eines Hengstes. Sie studierte die Formen des Tieres, die
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