COLLECTION BACCARA Band 0259
erzwungene Trennung als Erleichterung, denn er brauchte Zeit, um sich wieder auf seine Aufgabe zu besinnen. Wenn sie in seiner Nähe war, konnte er an nichts anderes denken, als wieder mit ihr ins Bett zu gehen. Aber auch so ging sie ihm nicht aus dem Sinn.
Genau genommen wäre es für seine Arbeit von Vorteil, wenn er und Maren sich offen als Paar bekennen würden. Er käme dann viel leichter an Informationen, ohne Verdacht zu erwecken. Aber was würde passieren, wenn alles herauskäme? Diesen Verrat und diese Verletzung könnte Maren ihm niemals verzeihen.
Jared Stevens würde seinen Vorteil bei Maren nutzen, denn er war ein Frauenheld. So war seine Rolle von vornherein angelegt. Jared Cavanaugh hingegen hatte Skrupel, obwohl auch er dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt war.
„Sie braucht jemanden wie Sie, Jared“, fuhr Joe fort. „Damit sie die Vergangenheit vergisst und wieder zu leben anfängt. Mit siebenundzwanzig ist man noch viel zu jung, um nichts mehr vom Leben zu erwarten.“ Joe machte eine Pause, als überlege er, wie er am besten weiter vorgehen würde. „Warum rufen Sie sie heute Abend nicht mal an?“, schlug er mit breitem Lächeln vor.
Jared nahm das als Zeichen, die Richtung einzuschlagen, in die er ohnehin gehen wollte. „Ja, vielleicht mache ich das.“
Joe nickte erfreut. „Aber nicht verraten, dass es meine Idee war“, bemerkte er augenzwinkernd und ging zurück in sein Büro.
Warren Shepherd war der Mann, den er im Auge behalten musste. Aber das war gar nicht so einfach, weil Shepherd völlig unberechenbar zwischen den beiden Restaurants hin und her pendelte.
Sein Polizeikollege Weissman hatte Shepherd in dem anderen Restaurant zusammen mit dem mutmaßlichen Mafiaboss Gaspare Rosetti gesehen. Aber das hatte wohl nichts zu bedeuten, denn schließlich waren die beiden Sandkastenfreunde. Weissmann hatte beobachtet, dass die beiden Männer sich nach dem Essen umarmt hatten, danach war Rosetti gegangen.
Es war kein Verbrechen, sich zu umarmen, es sei denn, dass dabei klammheimlich Geld von einer Tasche in die andere gewandert ist. Das wäre also eine Möglichkeit. Falls Rosetti tatsächlich Shepherd Geld zugesteckt hatte, müsste das Firmenkapital entsprechend aufgestockt worden sein. Um das herauszufinden, musste er an Joes Computer heran.
Joe war kurz nach ihrer Unterredung in das andere Restaurant hinübergefahren. Maren war bereits dort. Und Shepherd tauchte normalerweise zu dieser Tageszeit nicht auf. Also schlich Jared sich am Nachmittag wieder in das leere Büro, das Maren mit ihrem Vater teilte. Aber er musste sich beeilen. Ihm blieben nur fünfzehn Minuten, während die anderen ihre Pause machten.
Jared überlegte nicht lange. Kurz entschlossen schaltete er statt Joes Computer den von Maren ein. Für die beiden neuen Öfen und die Püriermaschine, die gestern gekommen waren, musste es Rechnungen geben. Marens Schreibtisch hatte auch den Vorteil, dass Jared nicht mit dem Rücken zur Tür saß und niemand sich hinter ihm hereinschleichen konnte.
So gut es ging, ignorierte er sein schlechtes Gewissen, denn das konnte er sich im Moment nicht leisten. Diesmal hatte er ein Dekodier-Gerät von seiner Dienststelle mitgebracht, das ihm problemlos Zugang zu Marens Dateien verschaffte. Er legte das Gerät, nachdem er es wieder aus dem USB-Stecker gezogen hatte, zusammen mit dem Kabel in einen kleinen schwarzen Kasten. Dann machte er sich an die Arbeit.
Eine Minute später erschrak er zu Tode, denn er hörte Marens Stimme draußen im Korridor. Sie sprach mit April, die ihr wortreich erklärte, dass sie ein paar Tage krank gewesen sei, weil sich ihr Finger entzündet hätte, aber dass es ihr jetzt viel besser ginge.
Das konnte Jared bestätigen, denn die kleine Blondine machte ihm schon wieder schöne Augen.
Ganz ruhig, denn in seinem Job hatte er gelernt, nicht die Nerven zu verlieren, fuhr er Marens Computer herunter. Gerade war das verräterische Brummen vorbei, und er wollte schnell hinausgehen, als Maren zur Tür hereinkam. Geistesgegenwärtig tat er, als suche er etwas auf dem Schreibtisch, wobei er den kleinen schwarzen Kasten mit dem Fuß unauffällig hinter den Papierkorb beförderte.
Maren blieb verdutzt stehen. Jared hatte sie hier am wenigsten erwartet. Langsam schloss sie die Tür, wobei sie kurz überlegte, ob sie sie vielleicht lieber auflassen sollte. „Was machst du denn hier?“
Mit dem unschuldigsten Gesichtsausdruck der Welt erklärte er: „Ich habe
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