COLLECTION BACCARA Band 0269
ließ sie einen Moment lang kämpfen, dann legte er seine Hände auf ihre. Sie ließ die Rute los, als hätte sie sich verbrannt. „Du wirst mich nicht los“, sagte er ruhig, während er vorsichtig an der Schnur zog und sie aufrollte. „Du kannst ruhig weiterhin alles unternehmen, was deinem kleinen Köpfchen einfällt, um mich zu vergraulen. Ich bleibe.“
„Wie lange?“
„Solange es nötig ist, Jessie.“
„Ich dachte, du musst in zwei Wochen zurück nach Kalifornien.“
„Das stimmt. Aber es ist kein Problem, von Kalifornien nach Montana zu kommen. Oder von Montana nach Kalifornien.“
Ihr fiel vor Aufregung – oder Angst – die Kinnlade hinab bei dem Gedanken, nach Los Angeles zu reisen. Doch schnell erinnerte sie sich wieder daran, wer er war. „Ich will nicht nach Kalifornien“, sagte sie.
„Jetzt noch nicht“, erwiderte er, „aber vielleicht änderst du deine Meinung, wenn wir uns erst einmal besser kennengelernt haben. Und du musst auch nicht allein kommen. Deine Mom kann mit dir reisen, und wenn ihr nicht bei mir wohnen wollt, dann könnt ihr in ein Hotel gehen.“ Er wusste nicht, warum er all das sagte, denn er ahnte, dass Janey nicht damit einverstanden sein würde, doch das war ihm im Moment egal, denn es funktionierte.
Jessie strengte sich zwar an, distanziert zu bleiben, doch es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie die Abwehrhaltung aufgeben würde. Sie liebte vielleicht diese kleine Stadt, aber das bedeutete nicht, dass sie sich für den Rest der Welt nicht interessierte.
Trotzdem, sie sollte ihn nicht für das mögen, was er ihr bieten konnte. „Ich will mich nicht zwischen dich und deine Freunde drängen“, oder Janeys, sagte er sich und dachte dabei an Clary. „Und ich will nichts in deinem Leben ändern, was du nicht verändert haben möchtest.“
„Bisschen spät, findest du nicht?“, fragte sie. Erleichtert stellte er fest, dass sie lächelte.
„Ja, für uns beide. Aber das heißt nicht, dass wir nicht einiges nachholen und uns dabei helfen können. Und dann entscheiden wir jedes Mal neu, wie es weitergehen soll.“
„Jason Hartfield hat gesagt, dass du meine Mom vor Gericht bringen könntest.“
„Um das Sorgerecht zu bekommen, meinst du? Natürlich könnte ich das tun, und wenn ich gewinne, würde der Richter dich zwingen, Zeit mit mir zu verbringen. Die Sommerferien, Feiertage …“
„Aber der Sommer ist die schönste Zeit hier. Ich würde nicht wegfahren. Es ist mir egal, was die anderen wollen.“
„Ich verspreche dir, Jessie, dass ich so etwas niemals tun würde. Ich würde dich deiner Mom nie wegnehmen.“
„Woher soll ich wissen, ob du dein Versprechen hältst?“
„Du kannst es nicht wissen“, sagte er. „Das ist eines der wichtigen Dinge, die wir herausfinden müssen – ob wir uns vertrauen können.“
„Du vertraust mir nicht?“ Sie sprang auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich habe dir nichts getan.“
„Nein, aber du könntest es.“ Mehr sagte er nicht. Sie war klug genug, sich den Rest zu denken.
„Oh“, sagte sie und wurde plötzlich schüchtern.
„Ich weiß, wir haben uns gerade erst kennengelernt, Jessie, aber herauszufinden, dass es dich gibt … Ich habe nie an eigene Kinder gedacht.“
„Warum nicht?“
Er zuckte mit den Schultern. „Weil ich dachte, dass ich einen schrecklichen Vater abgeben würde.“
„Bis jetzt tust du das auch.“
Er lächelte. „Nun, ja. Aber daran kann man ja arbeiten.“
„Und wenn ich dich nicht mag …“
„Dann wäre ich sehr traurig. Und es würde mich auch traurig stimmen, wenn ich dich enttäusche.“
„So wie du meine Mom enttäuscht hast, weil du weggegangen und nicht zurückgekommen bist?“
Noah nickte. „Meinst du wirklich, sie wird mir das jemals verzeihen?“
„Ich weiß nicht. Clary sagt, sie ist eine eigensinnige Frau.“
5. KAPITEL
Janey lief an die Haustür, als sie Stimmen hörte. Das konnten nur Noah und Jessie sein. Als sie sah, dass die beiden einträchtig nebeneinander herliefen, glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen.
„Ich habe drei Fische geangelt“, sagte Jessie und lief die Treppe zur Veranda hoch.
Noah folgte ihr mit der Kühlbox in der Hand. „Aber ich habe den dicksten geangelt.“ Er öffnete die Kühlbox. „Sind das nicht Prachtkerle? Um die Zubereitung musst du dich kümmern.“
„Nein, das werde ich nicht tun“
„Du hast mich zum Abendessen eingeladen. Schon vergessen?“
„Nein“, erwiderte Janey, „aber
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