COLLECTION BACCARA Band 0269
aufwächst.
Kein Wunder, dass ausgerechnet dieser ihr Lieblingsfilm war. Sie brauchte eine Art weibliches Vorbild. „Meine Mutter und ich haben den Film vor ein paar Jahren im Kino gesehen“, erzählte Erin und seufzte. „Der Film ist göttlich! Seitdem habe ich eine Schwäche für kahlköpfige Männer.“
„Wie bitte?“
Erin betrachtete sein zerzaustes Haar. Wenn er nicht ganz so dichtes Haar hätte, würde sie vielleicht nicht diesen starken Drang verspüren, die Hände darin zu vergraben. „Du könntest einen Haarschnitt vertragen.“
„Ich werde mir nicht für dich den Schädel rasieren!“
„Natürlich nicht. Obwohl …“
„Nein.“
Na gut. In dem Fall musste die nackte Haut aber dringend verschwinden. „Willst du dich nicht langsam mal fertig machen? Ich meine, ein Hemd anziehen?“
„Würde ich gern, sobald du aufhörst, Fragen zu stellen“, antwortete er.
Erin lächelte. „Ich warte hier.“
Tristan warf ihr einen warnenden Blick zu und ging zur Tür. Doch noch ehe er sie erreicht hatte, kam die nächste Frage. „Wer sammelt denn die kleinen Spielzeugautos?“
„Automodelle“, korrigierte er sie streng und verschwand im Flur. „Das sind erstklassige Nachbildungen.“
„Aha.“ Sie gab sich keine Mühe, ihr Schmunzeln zu unterdrücken. Die Spielzeugautos gehörten ihm.
Ihre Fahrt war wie ein Flug mit einer übertrieben begeisterten und optimistischen Elfe, stellte Tristan drei Stunden später leicht resigniert fest. Er hatte es mit Schweigen versucht, mit vernichtenden Blicken und damit, das Fahren zu übernehmen.
Nichts konnte Erins überschäumendes Temperament zügeln. Und von den neunhundert Kilometern bis Lightning Ridge hatten sie noch nicht einmal die Hälfte geschafft.
„Wir können Ich sehe was, was du nicht siehst spielen“, sagte sie munter.
„Nein.“
„Mittagspause?“
„Es ist noch nicht Mittag.“
Erin seufzte. „Soll ich dich beim Fahren ablösen?“
Er fuhr noch keine ganze Stunde. „Nein. Leg eine CD auf.“ Sie waren gerade zu weit von der nächsten Stadt entfernt und hatten seit zwanzig Kilometern keinen Radioempfang mehr.
„Mir ist im Moment nicht nach Musik.“
„Wie wär’s mit einem Nickerchen?“, schlug er hoffnungsvoll vor.
„Vielleicht nach dem Mittagessen.“
Er warf ihr einen Blick zu. Sie hatte eindeutig vor, ihn aus der Reserve zu locken.
„Erzähl mir von dir“, sagte sie.
„Was ist mit dem ‚Wir wollen uns nicht näher kennenlernen‘?“, entgegnete er. Diesen Punkt hatten sie nämlich vor ungefähr einer halben Stunde beschlossen. Und er war froh, denn er brauchte etwas, um ihre Wirkung auf ihn in Grenzen zu halten.
Sie trug ein leuchtend blaues T-Shirt und eine schlichte graue Hose, war also nicht besonders sexy oder feminin angezogen, und dennoch war jede ihrer Bewegungen graziös, weiblich und ungemein attraktiv. Wie sollte er das eine Woche lang aushalten?
„Ich finde diesen Plan, sich nicht näher kennenzulernen, doch eher schwierig“, sagte sie. „Außerdem gehe ich davon aus, dass ich dich nur noch halb so faszinierend finden werde, wenn ich erst einmal mehr von dir weiß. Und wenn ich ganz großes Glück habe, mag ich dich dann gar nicht mehr.“
Ja, die Idee hatte einiges für sich. „Was willst du wissen?“
„Erzähl mir, wie du bei Interpol gelandet bist.“
„Es war eine Stelle in der Abteilung für Autoschieberei frei. Sie suchten jemanden, der sich mit Autos auskennt und undercover arbeiten kann. Ich erfüllte die Voraussetzungen.“
„Und war es so, wie du es dir vorgestellt hattest?“
„Am Anfang ja. Es war spannend.“ Er hatte den Nervenkitzel genauso geliebt wie den Adrenalinschub, der mit jedem großen Fang einherging.
„Und was hat sich geändert?“, fragte sie und sah ihn prüfend an.
„Die Fälle wurden schwieriger, die Einsätze verlangten mir immer mehr ab. Irgendwann hörte es einfach auf, sich wie ein Spiel anzufühlen“, sagte er leise. „Ich wurde erwachsen. Ende der Geschichte.“
„Keine besonders schöne Geschichte. Gab es auch Einsätze, die gut ausgegangen sind?“
„Doch. Da war dieser Autoschiebering, der von Serbien aus operierte. Ein Familienunternehmen, könnte man sagen. Wir kannten alle Beteiligten, konnten nur niemandem etwas nachweisen. Der alte Herr starb an einem Herzinfarkt, und die Söhne brachten sich im Streit um die Macht gegenseitig um. Und so lebten alle anderen glücklich und zufrieden bis an ihr selig Ende.“
„Wow, die Kinder
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