COLLECTION BACCARA Band 0269
nicht erwarten, endlich loszufahren.
In Rekordzeit bereitete sie ihnen einen Picknickkorb zum Mittagessen vor und packte ihre Sachen in den Wagen. Und nur eiserne Selbstbeherrschung hielt sie davon ab, zwei Stunden früher als vereinbart bei ihm aufzukreuzen.
Es war immer irgendwie magisch, auf Reisen zu gehen. Da draußen gab es tausend Möglichkeiten, die entdeckt werden wollten – und hoffentlich den idealen Stein für das außergewöhnliche Schmuckstück, das ihr dazu einfiel. Es warteten weite Straßen, die bis zum Horizont reichten; neue Gesichter, neue Orte.
Wieder sah Erin auf ihre Uhr. Viertel vor sechs. Ob Tristan schon wach war? Sollte sie ihn anrufen?
Nein, lieber nicht. Ein peinlicher Anruf innerhalb von vierundzwanzig Stunden war genug.
Um kurz vor halb acht bog sie in seine Einfahrt. Sie war eine halbe Stunde zu früh, aber daran ließ sich nichts ändern. Inzwischen war er ja wohl wach. Sie läutete die alte Messingtürglocke und trat einen Schritt zurück. Zwanzig Sekunden, dreißig Sekunden vergingen, dann hörte sie Schritte von innen.
Im nächsten Augenblick ging die Tür auf, und Tristan stand nur in einer Jeans, mit nassem Haar und einem Handtuch in der Hand vor ihr. Frisch geduscht und rasiert sah er einfach extrem gut aus.
„Schön. Du bist fast fertig“, sagte sie und versuchte, nicht auf seine muskulöse Brust zu starren. „Lass dir Zeit, ich will dich nicht hetzen.“
„Du kommst zu früh.“
„Nur ein bisschen.“
Tristan trat zur Seite, damit sie hineinkommen konnte. Dann blickte er an ihr vorbei zu dem Ford ihrer Mutter und seufzte.
„Der Wagen ist sehr bequem“, sagte sie.
„Schon, aber er ist nicht der Monaro.“
„Er fährt uns von A nach B“, erwiderte sie streng. „Hast du eine Ahnung, wie auffällig der Monaro ist? Dieses Knattern und die Rennreifen. So ein Wagen lockt bloß Ärger an.“
„Ich weiß.“ Sein Grinsen war gefährlich. „Was denkst du, weshalb wir Kerle auf solche Wagen stehen?“ Er schloss die Tür hinter ihr und ging den Flur hinunter. Erin folgte ihm unsicher.
Sie wollte ihn nicht die ganze Zeit anstarren, während er sich das Haar trocken rubbelte, deshalb sah sie sich im Haus um. Es wirkte eindeutig maskulin. Dunkle Dielenböden, ein blauer Läufer im Flur, die Wände halbhoch mit dunklem Holz verkleidet und darüber in kühlem Tannengrün gestrichen. Vom Flur kamen sie in das Wohnzimmer. Das Mobiliar hier war ebenfalls aus dunklem Holz, und die Wände standen größtenteils voller Bücherregale.
Tristan hatte erwähnt, dass sein Vater hier allein lebte, und dennoch sah man überall noch Spuren der Familie, die einst hier wohnte. Erin fiel ein Karategürtel in einem Glasschrank auf. „Wer ist denn der erfolgreiche Karatekämpfer?“
„Jake. Er betreibt eine Kampfkunstschule in Singapur.“
„Und die Bücher über Flugzeuge?“
„Das sind Petes. Er ist Pilot für eine Charterfluglinie auf den griechischen Inseln. Aber das ist nur ein Sommerjob.“ Tristan schien es nichts auszumachen, von seiner Familie zu erzählen. Er redete eben nur nicht gern über sich selbst. Auf einem der Regale stand ein Foto von einem jungen Mann, Tristan sehr ähnlich, in weißer Marineuniform.
„Das ist Luke“, sagte er, ehe sie fragen konnte. „Der würde dir gefallen. Er ist Marinetaucher.“
Erin lächelte spöttisch. „Reichlich männliche Hormone, was? Hat in deiner Familie auch jemand einen normalen Job?“
„Hallie kauft und verkauft chinesische Kunst“, sagte er. „Das ist normal.“
Ja, natürlich. Wenigstens hörte er endlich auf, sich die Haare zu rubbeln. Nur standen sie jetzt in alle möglichen Richtungen ab und verliehen ihm so etwas Jungenhaftes, beinahe Unschuldiges.
Das war trügerisch, denn Tristan Bennett war sicher nicht unschuldig. Und wie ihr Körper auf ihn reagierte, war erst recht alles andere als das. Das Schlimmste aber war, dass er offensichtlich erkannte, welche Wirkung er auf sie hatte.
Eilig wandte sie sich zu einem alten, gerahmten Filmposter von Anna und der König von Siam um, das über dem Kamin hing. Das war das einzige halbwegs Feminine in diesem Raum – Deborah Kerr, die Yul Brynner Walzertanzen beibrachte. „Ich schätze, das Poster gehört deiner Schwester.“
„Ja, es wird hier geduldet“, sagte Tristan. „Das war früher Hallies Lieblingsfilm.“
Die Gouvernante, die den stolzen, mächtigen König zähmte. Ein junges Mädchen, das ohne Mutter in einem Haus voller Alphamännchen
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