COLLECTION BACCARA Band 0269
sofort abgeriegelt und alle Leute durchsucht. Nix!“
„Der Dieb hat ihn vielleicht verschluckt“, mutmaßte Tristan.
„Der Stein war so groß wie ein Tennisball.“
„Oder ihn versteckt.“
„Da drin?“ Frank schüttelte den Kopf. „Es war eins von diesen neuen Museen. In denen kann man nicht mal Staub verstecken.“
„Welches Museum war das?“, fragte Tristan, worauf Erin ihn amüsiert ansah. Er beachtete die Steine vor sich gar nicht mehr, sondern war nur noch an Franks Geschichte interessiert. „Du kannst nicht anders, oder?“
„Was?“
„Du musst eben den Polizisten mimen. Ich dachte, du hast Urlaub.“
„Hab ich auch.“
„Und trotzdem fragst du nach einem legendären Feueropal, der wie lange schon weg ist? Zwanzig Jahre?“
„Eher dreißig“, korrigierte Frank.
„Reine Neugier“, sagte Tristan.
„Glaub ich dir nicht“, erwiderte sie. „Du versuchst gerade, in deiner Freizeit ein dreißig Jahre zurückliegendes Verbrechen aufzuklären.“
„Hast du keine Opale mehr zu bewundern?“, konterte er mürrisch.
„Mach ich schon noch.“ Sobald sie aufhören konnte, die schwarzen Steine zu bestaunen. „Weißt du, was dein Problem ist? Dir fehlt ein Ausgleich. Dein Leben besteht nur aus deiner Arbeit.“
„Ach ja?“
„Ja! Du bist schon so lange auf der Jagd nach Bösewichten, dass du ganz vergessen hast, wie man einem Regenbogen nachjagt.“
„Ich weiß sehr wohl, wie man einem Regenbogen nachjagt.“
„Aha? Wann hast du das letzte Mal impulsiv gehandelt oder einer Laune nachgegeben?“
Tristan lächelte sie auf diese absolut unwiderstehliche Art an. „Ich bin hier, oder nicht?“
Erin fand die perfekten Opale im dritten Glas, wie Frank prophezeit hatte. Es waren drei Steine, zwei Hälften desselben Steins in schimmernden Blau- und Grüntönen, die sich hervorragend für Ohrringe eigneten, und ein dritter Stein von ähnlicher Form und Farbe, nur mit einem dünnen silbrig-grauen, geschlängelten Streifen.
Den könnte sie für eine Kette nehmen. Sie fragte Frank nach dem Preis, der sehr vernünftig klang, und entschied sich, die Steine zu nehmen.
„Da sind noch bessere dazwischen“, sagte er.
„Ich weiß.“ Erin nahm einen der ausgewählten Steine und hielt ihn hoch ins Licht. „Aber die Farben sind fantastisch, und er ist irgendwie besonders.“ Sie bezahlte die Steine in bar und blieb in der Wohnwagentür stehen, während Tristan zu einem verrosteten alten Lieferwagen ging, den Frank anscheinend als Vorratskammer nutzte.
Auch Tristan hatte etwas Besonderes. Diese Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke bezauberte sie, obwohl sie sich mit aller Kraft dagegen sträubte. „Ich weiß, dass es eine Herausforderung ist“, flüsterte sie gedankenverloren, „aber ich will nichts anderes mehr.“
„Frauen“, murmelte Frank, und Erin sah ihn fragend an.
„Lass dem Jungen ein bisschen Luft zum Atmen, okay? Männer mögen es nicht, wenn Frauen sie auf Sachen hinweisen, die ihnen längst klar sind. Manchmal lösen sie Dinge lieber auf ihre Art und wann sie wollen.“
„Und wenn es auf seine Art nicht funktioniert?“, fragte sie und dachte dabei an Tristans Albtraum.
„Dann musst du ein bisschen hinterhältig sein.“
„Du meinst subtil?“
„Subtil, hinterhältig – ist doch beides dasselbe.“
„Wie gut, dass wir Frauen den Unterschied kennen.“
Frank grunzte, gab ihr eine Tüte für die Opale und ging mit ihr zu Tristan, der immer noch den Lieferwagen begutachtete.
„Das ist ein Neununddreißiger Ford“, sagte er.
„Ja, ich hab das gute alte Mädchen für hundert Dollar von einem Schürfer gekauft, der völlig pleite war“, erzählte Frank.
„Würden Sie den Wagen verkaufen?“, fragte Tristan.
„Kommt drauf an, was Sie damit vorhaben. Ich verkauf nicht an irgendwen.“
„Ich möchte ihn restaurieren“, sagte Tristan. „Und ich biete Ihnen sechshundert.“
„Acht“, erwiderte Frank prompt.
„Das ist eine Menge Rost.“
„Nur Oberflächenrost.“
Oberflächenrost? Erin beugte sich vor, zupfte an einem kleinen Roststückchen und lachte leise, als es zu Boden fiel und darunter ein nicht unbedeutendes Loch zum Vorschein kam.
„Fünfhundert“, sagte Tristan. Der Mann lebte in England, in London, in einer Wohnung. Was wollte er da mit einem uralten Ford-Lieferwagen?
„Läuft er?“, fragte sie Frank, der mühsam die Motorhaube öffnete, unter der sich der größte Motor befand, den Erin je gesehen hatte.
„Vor fünfzehn
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