COLLECTION BACCARA Band 0269
schon am Haken?“
Tristan sah den alten Mann mit dem wettergegerbten Gesicht an. Frank war schlau, zu schlau.
„Also nicht“, sagte Frank. „Schade, denn ich hab die schwarzen Opale dabei, falls Sie noch interessiert sind. Erin ist ein wandelndes Feuerwerk. Genau wie meine Janie früher. Mit ihr hatte ich die besten zwanzig Jahre meines Lebens.“
„Was ist mit Janie passiert?“, fragte Tristan.
„Sie ist gestorben. Ihr Herz wollte nicht mehr. Und ich bin fast mit ihr gestorben. Im Leben gibt’s keine Garantien, genauso wenig wie in der Liebe. Wenn man sie findet, muss man sie festhalten, und das so lange wie möglich.“
„Hätten Sie sie nicht lieber gar nicht erst gefunden?“
„Nein, verflucht! Wenn man so denkt, lebt man nur noch halb.“ Frank sah ihn prüfend an. „Leben Sie wirklich ganz?“
„Ich glaube schon. Aber ich sehe mir Ihre schwarzen Opale trotzdem nicht an. Wenn ich vorhätte, jemandem einen Heiratsantrag zu machen – und ich sage nicht, dass ich das vorhabe – dann würde ich Diamanten aussuchen.“
„Wenn Sie an Erin denken – und ich sage nicht, dass Sie es tun – sehen Sie sich am besten die Kimberley Argyles an. Sie hat von denen gesprochen und diesen besonderen Blick dabei gehabt.“
Tristan seufzte. Er versuchte, überhaupt nicht an Erin zu denken, was ihm nicht gelang. „Ich bräuchte eine ganze Handvoll davon.“
„Oho!“ Frank lachte leise. „Sie haben’s richtig versaut, was?“
„Und wie.“ Tristan schob ein paar Steine hinter die Räder des Fords, damit er nicht wegrollte. „Ich müsste sie anrufen, aber ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll.“
„Ohne ein Bier in der Hand gebe ich normalerweise nie Ratschläge. Für Sie mache ich mal ’ne Ausnahme. Fangen Sie mit einer Entschuldigung an.“
Das klang vernünftig. „Ich habe Bier im Kühlschrank. Wann fängt Ihr Konzert an?“
Am nächsten Morgen begann Tristan, den Ford auseinanderzunehmen. Er hatte Erin nicht angerufen – noch nicht. Aber er würde es bald tun. Sobald er sich überlegt hatte, was er sagen wollte.
Frank hatte recht, er musste mit einer Entschuldigung anfangen. Als Nächstes sollte er erklären, warum er sich oben auf dem verdammten Felsen so in sich zurückgezogen hatte.
Die Vorstellung, sie zu verlieren, jagte ihm eine Riesenangst ein. Aber sie zu vergessen, war unmöglich. Also musste er irgendwie versuchen, seine Angst zu überwinden. Und das sollte er ihr sagen. Bald.
Sobald er den Motor zerlegt und den Mut gefunden hatte, über seine Gefühle zu sprechen.
Zwei Stunden später war er noch kein Stück weiter. Er hatte sein T-Shirt ausgezogen und fluchte über dem schmutzigen Motor. Pat hockte bei ihm. Sie hatte in ihrem Käfig am Zaun gesessen und solange geschrien, bis er sie endlich zu sich rüberholte.
„Ich bin ein Idiot“, murmelte er.
„Idiot“, sagte Pat.
„Ein Vollidiot.“
„Vollidiot!“, plapperte der Vogel nach.
„Und wie ich jemals glauben konnte, dass du keine Frau bist, ist mir schleierhaft.“ Er sah den Papagei an. „Schraubenschlüssel.“
Pat reichte ihm einen Schraubenzieher mit der Kralle.
„Schlüssel, Pat, Schlüssel! Das hier ist ein Schraubenschlüssel.“
„Idiot“, sagte der Vogel.
„Sie ist viel zu impulsiv. Fragt einen Wildfremden, ob er mit ihr auf Edelsteinsuche geht. Das ist unvernünftig.“ Pat gab ihm noch einen Schraubenschlüssel. „Danke. Sie ist furchtlos, Pat. Sie gibt zu viel. Hast du eine Ahnung, was das mit einem Mann anstellt?“ Pat gab ihm einen Achsbolzen. Tristan hatte keine Ahnung, wo sie den herhatte. „Danke.“ Er seufzte. „Sie will keinen ausgebrannten Cop in ihrem Leben. Wer will den schon?“
Endlich hatte er einen guten Grund, sie nicht anzurufen.
Bis ihm wieder einfiel, wie gut sie verstand, was seine Arbeit mit sich brachte. Sie begriff, welche unmöglichen Entscheidungen er manchmal treffen musste, und wie schwer es war, hinterher mit ihnen zu leben. Sie gab ihm Kraft, wenn er sie brauchte, und er schenkte ihr dafür sein Herz.
„Ich liebe sie, Pat.“ Jetzt war es heraus. Und nun?
„Ich beantrage eine Versetzung nach Australien und bleibe hier.“ Dann musste er sich ein eigenes Haus suchen, vorausgesetzt, die Versetzung wurde bewilligt. Aber das dürfte kein Problem sein.
„Und keine Undercover-Arbeit mehr. Ich will einen Schreibtischjob.“ Er war es leid, verdeckt zu arbeiten. Und er wollte keine Geheimnisse mehr. „Von jetzt ab werde ich ein ausgewogenes Leben
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