COLLECTION BACCARA Band 0273
nervös an ihrer Unterlippe nagte. „Hast du Angst, es mir zu sagen?“
Sie murmelte etwas Unverständliches.
Gabriel beschloss, es als Ja zu interpretieren. „Wovor hast du Angst? Vor dem, was passieren könnte, wenn du es mir erzählst?“
Wütend funkelte sie ihr Spiegelbild an.
„Na schön.“ Er nickte langsam. „Du hast Angst vor weiteren Streitereien, und dass wir womöglich wieder da landen, wo wir schon mal waren.“
„Ich finde es schrecklich.“
„Was findest du schrecklich?“
„Dass du mich nach einem einzigen Wochenende so durchschauen kannst.“
Er musste lachen. „Glaub mir, Angelina, das ist nun wirklich nicht schwer. Außerdem habe ich mehr Zeit als nur ein Wochenende mit dir verbracht.“
Angelina runzelte die Stirn und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Warum ist dir das plötzlich so wichtig?“
Das war die alles entscheidende Frage.
Er seufzte und schaute durch die Windschutzscheibe. Erwartete er etwa, die Antwort auf dem Glas zu finden? Hoffnungslos.
„Vielleicht möchte ich die neue Angelina, die ich dieses Wochenende kennengelernt habe, noch besser kennenlernen.“ Er betrachtete ihr Spiegelbild. „Die Angelina von damals habe ich sehr gemocht. Was ich jetzt gesehen habe, war auch nicht so schlimm – obwohl mich die kalten Füße unter der Bettdecke schon ein bisschen gestört haben. Dagegen sollte sie etwas tun. Vielleicht finde ich die wirkliche Angelina zwischen diesen beiden Extremen – sehr aufregend und sehr zickig. Das ist mein Problem. Und ich weiß nicht, wie ich es lösen kann.“
„Und wenn sie beide ein und dieselbe Person sind?“
Noch eine Frage, auf die er keine ehrliche Antwort wusste. „Keine Ahnung.“
Angelina schürzte die Lippen, schluckte schwer und sah ihn schüchtern lächelnd an. Ihre Stimme klang sehr dünn, als sie sagte: „Genau davor habe ich nämlich Angst.“
Gabriel sah sich kurz um. Ware sie ungestört? Achtlos hasteten die Menschen an seinem Wagen vorbei. Blitzschnell löste er ihre Sicherheitsgurte und zog sie hinüber auf seinen Schoß.
Angelina wusste nicht, wie ihr geschah. Eingeklemmt zwischen dem Steuer und seinem Körper, saß sie unbeweglich auf seinen Schenkeln.
Er legte die Arme um ihren Rücken und sah ihr in die Augen.
„Sag mal – sollte diese Beziehung nicht geheim bleiben?“
„Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Aktionen.“ Er gab ihr einen Kuss. „Hör mal …“
„He, ich finde, du kommandierst mich viel zu viel herum.“
„Es ist nur zu deinem Besten. Unserem Besten – hoffe ich. Glaubst du wirklich, dass ich mich mit solchen vagen Antworten zufrieden gebe? Mittlerweile müsstest du mich gut genug kennen, um zu wissen, dass das nicht der Fall ist.“
Wütend funkelte sie ihn an.
Aber da sie nichts sagte, ging dieser Punkt an ihn. Leise sprach er weiter. „Ich kann für nichts garantieren, Angelina, das musst du wissen.“ Diese langen Wimpern. Diese dunklen Augen. Sie schaute auf seinen Hals, seinen Mund, in sein Gesicht. „Was unsere Chancen angeht … ich kann sie wirklich nicht beurteilen. Dafür reicht ein Wochenende nicht aus.“
Sie nickte. „Ich weiß, und ich …“
„Ich bin noch nicht fertig.“ Er holte tief Luft. „Aber das Wochenende hat immerhin ausgereicht, um mir klarzumachen, dass ich mir im Moment nichts sehnlicher wünsche als ein Bett, in dem ich mit dir liegen kann, und zwar für den Rest des Tages.“
Ihr Lächeln ließ seinen Körper sofort reagieren.
„Hör auf damit.“
Ihr Lächeln wurde breiter, und Gabriel lächelte zurück.
„Ich glaube schon, dass wir ein paar Wochen zusammen im Bett verbringen könnten, ohne dass uns langweilig würde. Leider geht das nicht. Ich habe viel Arbeit, und du musst dich um deine Galerie kümmern. Aber die restliche Zeit können wir ja unsere Beziehung pflegen, um uns besser kennenzulernen.“
Sie überlegte angestrengt. „Und wenn wir einander besser kennengelernt haben und uns das Ergebnis nicht gefällt, machen wir Schluss.“
„So ist es.“
„Aber wenn wir bereits etwas von dem anderen wissen, was uns nicht gefällt, kann das unser Urteilsvermögen beeinträchtigen.“
Da hatte sie recht. „Stimmt. Aber wenn wir darüber hinwegsehen, weil das besagte Wochenende wunderbarerweise alles andere in den Schatten stellt, können wir ja weitermachen. Ich bin bereit dazu, Angelina. Und jetzt bist du am Zug.“
Weil sie so lange schwieg, glaubte er, seine Worte seien wirkungslos gewesen.
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