COLLECTION BACCARA Band 0273
Übliche“, knurrte Nico.
Sie hatten sich also wieder mal wegen Chloes Neffen Sam gestritten. Da schien es keine Einigung zu geben. „War es schlimm?“
Nico wandte sich ab und blickte aufs Meer. „Es kommt Wind auf. Wahrscheinlich fahre ich heute Nachmittag mal mit meinem Katamaran raus. Du brauchst nicht mit dem Abendessen auf mich zu warten.“
Schade. „Ich hebe dir etwas auf“, versprach Serena. „Aber iss es auch, wenn du zurückkommst.“
Nico sah sie an, und jetzt war wieder ein Lächeln in seinen Augen. „Morgen bringe ich dir einen neuen Sonnenschirm. Einen größeren.“
„Und was machen wir mit Pete, dem Flieger? Soll ich für ihn kochen oder ihn ins Dorf runterschicken?“ Tomas aß meistens mit ihnen. Aber Pete könnte ja andere Pläne haben.
„Ich vertraue ihm.“ Nico sah Pete warnend an. „Ein ehrenwerter Mann wird meine Gastfreundschaft nicht missbrauchen.“
„Sind Sie ein ehrenwerter Mann, Pete?“, fragte Serena.
„Wenn ich will“, gab er lächelnd zurück.
„Ich werde mich auf jeden Fall gesittet anziehen.“ Ob ehrenwert oder nicht, sie freute sich auf seine Gesellschaft am Abend.
„Das weiß ich zu schätzen.“
„Wir essen um sieben“, sagte sie knapp, denn gerade bog ein junges Paar um die Ecke, das aussah, als wolle es eine Vespa mieten. „Die Küchen liegt direkt gegenüber Ihrer Tür, auf der anderen Seite vom Hof. Wir essen draußen hinter dem Haus.“ Sie lächelte ihn an und wandte sich dann den Touristen zu. Zuerst versuchte sie immer zu erraten, wo sie herkamen. Den topaktuellen Qualitätssandalen und Luxusrucksäcken nach zu urteilen, war für sie die Sache klar. „Deutsche“, murmelte sie.
„Holländer“, korrigierte Superman noch leiser.
Na, mal sehen. „ Yassou, Guten Tag, goede middag“, sagte sie fröhlich.
„Goede middag“, erwiderten die beiden mit einem breiten Zahnpastalächeln.
Der Abenteurer und Weltenbummler Pete Bennett richtete sich in seinem vorübergehenden Domizil häuslich ein, das heißt, er packte die wenigen Sachen aus, die er mithatte.
Im Moment hatte er kein festes Zuhause, auch wenn er Australien nach wie vor als seine Heimat betrachtete. Dort war er geboren und aufgewachsen und hatte seine Erfahrungen gemacht, gute und schlechte. Und nun wollte er ganz einfach neue Möglichkeiten für sich entdecken.
Unter einer tröpfelnden lauwarmen Dusche wusch Pete sich den Schmutz des Tages ab und zog eine leichte Khakihose und ein weißes T-Shirt an. Mehr hatte er auch gar nicht zum Wechseln dabei. Dann sah er auf die Uhr. Noch nicht ganz sieben. Er nahm sein feuchtes Handtuch und hängte es draußen über ein Seil, das als Wäscheleine diente.
Auf der angrenzenden Rasenfläche bewegte sich etwas, und dann entdeckte er einen kleinen Jungen mit schwarzem Haar, großen Augen und einem schmalen, spitzen Gesicht am Rand des Gartens. Es war derselbe Junge, den er heute Morgen mit Nico unten bei den Fischerbooten gesehen hatte, bevor besagte Chloe ihn mit wütend funkelnden Augen abholte. „Nico ist nicht da“, erklärte er dem Jungen.
„Das macht nichts“, erwiderte dieser achselzuckend und steckte die Hände in die tiefen Taschen seiner ausgeleierten Shorts. „Ich habe dich gesucht.“
Während Pete sein Handtuch festklammerte, überlegte er, was der Junge wohl von ihm wollte. „Und jetzt hast du mich ja gefunden.“
„Du hast doch mitgekriegt, was heute Morgen los war“, begann der Junge nach einer Verlegenheitspause.„Ich wollte dich fragen … vielleicht kannst du ja mal mit meiner Tante reden.“ Das Wort Tante stieß er mit Abscheu hervor. „Du weißt schon …“, fuhr der Kleine fort, als Pete nichts erwiderte, „… Chloe. Die stellt sich furchtbar an, nur weil ich auf einem Fischerboot arbeiten will. Sie soll lieber froh sein, dass ich mir ein bisschen Geld verdienen will.“
„Wie alt bist du denn?“
„Elf.“
Er war klein für sein Alter. Aber seine Augen wirkten älter. Pete dachte daran, wie wütend Chloe heute Morgen gewesen war, als sie den Jungen dabei erwischte, wie er Nico half.
Nico hatte sich ihre Tiraden mit stoischer Ruhe angehört und dabei dem Jungen, der ihn die ganze Zeit vertrauensvoll ansah, mit einem Blick zu verstehen gegeben, dass er Tante Chloe schon weich kriegen würde.
„Und wie kommst du darauf, dass deine Tante ausgerechnet auf mich hören würde? Sie kennt mich doch überhaupt nicht.“ Wieso kümmerte sich eigentlich die Tante um den Jungen und nicht seine Eltern?
Der
Weitere Kostenlose Bücher