COLLECTION BACCARA Band 0273
geblieben?“
„Bei Tante Chloe.“
„Ja, richtig. Chloe hat mir erzählt, dass ihre Schwester mit sechzehn nach Athen abgehauen ist. Sie war im dritten Monat schwanger und hatte sich völlig mit ihren Eltern zerstritten. Chloe war damals dreizehn. Sie hat alles versucht, um Frieden zwischen ihren Eltern und ihrer Schwester zu stiften, aber ohne Erfolg. Ihre Eltern ließen sich nicht zur Einsicht bewegen, und ihre Schwester war zu stolz, um nachzugeben. Sie wollte Chloes Mitgefühl nicht und auch nicht ihre Ersparnisse, die sie nach Athen schickte.“
„Und wie kam der Junge dann hierher?“
„Chloes Schwester hatte sie als nächste Verwandte angegeben.“ Serena zuckte mit den Achseln. „Chloe liebt Sam, aber sie wird nicht mit ihm fertig. Sam hat in seinem kurzen Leben so viele bittere Erfahrungen gemacht, dass er jede Menge Trotz und Wut in sich aufgestaut hat. Weil er als kleines Kind schon viel Verantwortung übernehmen musste, lässt er sich jetzt natürlich nichts sagen. Und Chloe ist überfürsorglich. Sie will alles richtig machen, und so geraten die beiden ständig aneinander.
„Und was hat Nico damit zu tun?“
Während sie an jede Kräuterpflanze einen Schwall Wasser kippte, antwortete Serena lachend: „Der sitzt zwischen allen Stühlen. Er mag den Jungen und will ihm helfen, aber er ist auch wahnsinnig in Chloe verliebt.“
Pete schüttelte sich. „Kein Wunder, dass er zum Segeln rausgefahren ist.“
„Sie unterschätzen meinen Cousin. Ich wette, Nico bekommt die beiden in den Griff, noch bevor der Sommer zu Ende ist.“
„Eine schöne Vorstellung.“ Während er das sagte, betrachtete er sie bewundernd. „Sagen Sie mal“, begann er mit gedehnter Stimme. „Was hätten Sie eigentlich angezogen, wenn es heute Abend nicht gesittet zugehen würde?“
„Zuallererst hätte ich Lippenstift benutzt.“
Den hatte sie nun wirklich nicht nötig.
„Und wahrscheinlich ein Kleid.“
„Mit dünnen Trägern?“
„Vielleicht.“
„Kurz?“
„Nein, schon etwas seriöser. Knielang. Ein Kleid für das erste Date.“
„Welche Farbe?“
„Für Sie? Blau. Damit Sie, wenn Sie mich ansehen, an etwas denken, was Sie mögen. Den Himmel.“
„Sie sind eine bemerkenswerte Frau.“
„Ja, das bin ich.“ Sie lächelte schelmisch. „Und jetzt Sie. Wenn das kein gesittetes Abendessen wäre, wo hätten Sie mich hingeführt?“
Da musste er nicht lange überlegen. „Zum Trevi-Brunnen in Rom. Ich würde Ihnen ein Eis spendieren und Ihnen einen blanken Penny in die Hand drücken. Den müssten Sie dann in den Brunnen werfen und sich dabei etwas wünschen. Und dann würden wir durch die Stadt gehen, wo immer unsere Füße uns hinführen – in eine Trattoria in einer versteckten Seitengasse oder in ein großes, lärmendes Restaurant – und alle Männer, ich eingeschlossen, würden Sie und Ihr himmelblaues Kleid mit den Augen verschlingen.“
„Das haben Sie sehr schön gesagt.“
„Danke. Ich fühle mich geschmeichelt.“
„Davon bin ich überzeugt.“ Sie stellte den leeren Eimer wieder unter den Wasserhahn. „Sie gefallen mir. Da ist nur eine Sache, die ich nicht ganz verstehe. Etwas, was so gar nicht zu Ihrem lässigen und attraktiven Äußeren passt.“ Bei ihrem Blick wurde ihm ganz heiß. „Was Sie vorhin zu Sam gesagt haben … So, wie sie ihm zugehört und ihm geholfen haben …“ Mit einem sinnlichen Hüftschwung drehte sie sich um und rief über die Schulter: „Das fand ich sehr nett.“ Dann verschwand sie in der Küche.
2. KAPITEL
Sehr nett? Wenn eine Frau so etwas zu ihm sagte, konnte es gefährlich für ihn werden. Da musste er aufpassen, dass sie ihn nicht plötzlich für einfühlsam oder gar liebevoll hielt. Also besser gleich gar nicht damit anfangen, sich irgendwelche Fantasien über diese Inselschönheit auszumalen.
Noch leicht benebelt von dem Zauber, der von Serena ausging, streckte Pete die Schultern und überquerte den Hof.
Die Küche war einfach, aber gemütlich eingerichtet, und es hatte den Anschein, als würde hier gut und gern gekocht. Es gab ein großes steinernes Spülbecken, in der Mitte stand ein einfacher Holztisch, und in einem Regal waren Geschirr und alle Lebensmittel untergebracht, die nicht in den Kühlschrank gehörten.
Es duftete verführerisch.
Ein Hähnchen mit Knoblauch und Oregano brutzelte zusammen mit halbierten Kartoffeln im Backofen. Auf dem Tisch stand eine große Schüssel mit frischem Salat, daneben lag ein knuspriges Brot.
In
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